- 03.02.2011, 15:54:42
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Kritiker der Homöopathie organisieren Protestaktion
Fachärzte und Studenten wehren sich mit Sachinformation und wissenschaftlicher Beweisführung zur Wirksamkeit
Wien (OTS) - Mit einer "Aktion 10:23" wollen am 5. Februar
Kritiker der Homöopathie die fehlende Wissenschaftlichkeit der
Homöopathie aufzeigen. Die Protestaktion nehmen die Ärztegesellschaft
für Klassische Homöopathie (ÄKH) und die StudentInnen-Initiative
Homöopathie (SIH) zum Anlass, um aktuell über den wissenschaftlichen
Stand der Homöopathie zu informieren.
Obwohl zahlreiche Studien zur Homöopathie vorliegen, die deren
Wirksamkeit belegen, wird die Wissenschaftlichkeit von Kritikern
immer wieder bestritten. Die Schweiz führte aus diesem Grund von 1999
bis 2004 die bisher größte Studie zum Thema Komplementärmedizin
durch. Homöopathie, Neuraltherapie, Phytotherapie, Anthroposophische
Medizin und Traditionelle Chinesische Medizin wurden 5 Jahre lang
gänzlich von den Krankenkassen bezahlt. In dieser Zeit wurden die
Wissenschaftlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und
Patientenzufriedenheit von Expertenteams überprüft. Bezüglich der
Homöopathie kamen diese Experten zu folgendem Ergebnis (1):
"Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es ausreichende
Belege für die präklinische (experimentelle) Wirkung und klinische
Wirksamkeit der Homöopathie gibt und, dass sie absolut und
insbesondere im Vergleich zu konventionellen Therapien eine sichere
und kostengünstige Intervention darstellt. Die Akzeptanz in der
Bevölkerung ist hoch ..."
Durch dieses Ergebnis und eine danach durchgeführte Volksbefragung
beschloss die Schweizer Regierung, die Homöopathie ab 2012 für
weitere sechs Jahre voll in die Krankenkassenleistungen aufzunehmen.
Dies ist ein Schritt, der auch in Österreich wünschenswert wäre,
wobei das Beispiel Schweiz zeigt, dass dadurch keine nennenswerten
Mehrkosten für das Gesundheitssystem zu erwarten sind.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine österreichische
Studie, durchgeführt am Wiener AKH von dem Internisten und
Intensivmediziner Prof. Dr. Michael Frass. Er leitete eine
randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie an Patienten
einer Intensivstation mit schwerer Blutvergiftung (Sepsis) unter
konventioneller intensivmedizinischer Behandlung. Das Ergebnis
zeigte: Patienten, die zusätzlich homöopathisch behandelt wurden,
hatten sechs Monate nach Therapiebeginn eine deutlich höhere
Überlebenswahrscheinlichkeit. (2)
Aus dem Studienergebnis ist gut ersichtlich, dass konventionelle
Therapie und homöopathische Behandlung einender nicht widersprechen
müssen, sondern - im Gegenteil - auch sehr gut in Kombination
angewendet werden können.
Die Angst von Kritikern, dass durch die angeblich nutzlose
homöopathische Therapie rechtzeitige konventionelle Interventionen -
wie Antibiotika-Gaben, Chemotherapie etc. - verabsäumt werden, ist
unbegründet, da in Österreich zur Ausübung homöopathischer
Medizin nur Ärzte berechtigt sind, die eine komplette
hochschulmedizinische Ausbildung nachweisen können und sich
zusätzlich homöopathisch weitergebildet haben. Diese Ärzte
sind also durchaus dazu imstande, wenn nötig auch konventionell zu
behandeln.
Abgesehen davon finden sehr viele Patienten ohnehin erst ihren Weg
zur Homöopathie, nachdem konventionelle Behandlungsmöglichkeiten
ausgeschöpft sind.
Bei der "10:23" genannten internationalen Aktion von
Homöopathiekritikern nehmen hunderte Aktionisten einmalig eine
größere Anzahl Globuli eines homöopathischen Medikaments ein und
wollen damit - gänzlich unwissenschaftlich - beweisen, dass
Homöopathie nicht wirkt.
Welche Wirkung ist aus homöopathischer Sicht zu erwarten?
1) Eine Möglichkeit wäre eine heilende Wirkung auf chronische
Beschwerden des Teilnehmers. Dafür müsste die eingenommene Arznei wie
ein exakter Schlüssel zum Schloss zu den Symptomen des Teilnehmers
passen, was durch die zufällige Auswahl des
verwendeten homöopathischen Medikamentes aus 3.000 vorhandenen
Arzneien sehr unwahrscheinlich ist.
2) Eine weitere Möglichkeit wäre die Entwicklung neuer Symptome
durch die Einnahme. Tatsächlich wird der Einsatzbereich eines
homöopathischen Mittels in so genannten Arzneimittelprüfungen an
gesunden Probanden getestet. Dabei wird die Arznei täglich
über einen längeren Zeitraum eingenommen. Erst durch die Wiederholung
treten Symptome auf. Ob man dabei fünf oder 1.000 Globuli auf einmal
einnimmt, macht homöopathisch keinen Unterschied. Wenn die Teilnehmer
der Aktion also keine Wirkung bemerken, ist das aus homöopathischer
Erfahrung völlig klar.
Dass eine falsche Einnahme homöopathischer Medikamente dennoch
schaden kann, zeigte der tragische Fall einer 1992 verstorbenen
32-jährigen Frau, die nach mehrmonatiger selbst verschriebener
Einnahme eines homöopathischen Medikaments den Folgen der
Arzneimittelprüfungs-Symptomatik erlag. Prof. Dr. Christian Reiter,
Gerichtsmediziner der Medizinischen Universität Wien, konnte den in
der Fachliteratur einzigartigen Fall nach ausführlichem Studium der
Homöopathie lösen und publizieren. (3)
Zusammenfassung:
1. Es liegen eindeutige Belege zur Wirksamkeit, Sicherheit und
Wirtschaftlichkeit der Homöopathie im Gesundheitssystem vor.
2. Aus der Sicht homöopathischer Experten kann für die Aktion 10:23
schon im Vorfeld mit höchster Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden,
dass dieser Selbstversuch nicht zu Symptomen bei den Teilnehmern
führen wird. Daraus kann keine wissenschaftliche Aussage bezüglich
homöopathischer Arzneien abgeleitet werden.
(1) Bornhöft G, Matthiessen PF (Hrsg.): Homöopathie in der
Krankenversorgung - Wirksamkeit, Nutzen, Sicherheit und
Wirtschaftlichkeit. Ein HTA-Bericht zur Homöopathie im Rahmen des
Programms Evaluation Komplementärmedizin in der Schweiz. VAS - Verlag
für Akademische Schriften, Frankfurt 2006; Rezension: Homöopathie in
Österreich 2008;2: 42.
(2) Frass M et al.: Additive homöopathische Behandlung bei Patienten
mit schwerer Sepsis: Randomisierte, doppelblinde,
placebo-kontrollierte Studie an einer Intensivstation
Homeopathy 2005; 94: 75-80
(3) Reiter Ch., Abermann Ch.; Eine ungewollte Arzneimittelprüfung mit
letalem Ausgang; Zeitschrift für Klassische Homöopathie (ZKH)
46/2002: 18-28
Rückfragehinweis:
Dr. Tom Vogel, StudentInnen-Initiative Homöopathie
(tel. 0660-7367497), mailto:ordination@drvogel.at
Dr. Christoph Abermann, Ärztegesellschaft für Klassische Homöopathie (tel.: 0699- 17266009)
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