- 02.02.2011, 09:32:27
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Thermische Sanierung als baukultureller Auftrag
Regierungsparteien schöpfen bei der Förderoffensive Innovationspotential nicht aus
Wien (OTS) - Die Plattform für Architekturpolitik und Baukultur
begrüßt die Investitionsimpulse im Bereich Bauen, Wohnen und Energie,
bedauert jedoch, dass in der gemeinsamen Enquete von SPÖ und ÖVP
(03.02.2011) wesentliche Aspekte unberücksichtigt bleiben. Die
Regierungsparteien bleiben auf dem Weg zu mehr Qualität und
Energieeffizienz auf halber Strecke stehen: das große Potential für
eine nachhaltige Gestaltung des Bauens wird nur zum Teil
ausgeschöpft. Der größere Hebelsarm durch hochwertige Planung bleibt
ungenutzt:
- Die Förderoffensive "Thermische Sanierung 2011" gibt keine Ziele
sondern nur einzelne Maßnahmen vor. Diese geförderten Maßnahmen
lassen wenig Spielraum für Innovation, die zu erreichenden Vorgaben
sind wenig aussagekräftige Kennwerte von Einzelbauteilen. Wir fordern
die Förderung von gesamtheitlichen Konzepten, die die Verbesserung
der Wohnqualität in ökologischer, sozialer und baukultureller
Hinsicht zum Ziel haben.
- Sanierung von Bausubstanz bedeutet eine Neuausrichtung des
Gebauten auf die nächsten Jahrzehnte! Sie gehört mit dem gleichen
hohen Anspruch geplant wie ein Neubau. Umfassende Gebäudesanierungen
bieten die Chance, Probleme der Funktionalität, der Belichtung oder
des wohnungseigenen Freiraumes zu beheben und neue soziale Qualitäten
anzubieten. Doch die Anforderungen für die Vergabe der
Fördermillionen bleiben hier völlig unambitioniert: So werden die
geplanten Fördergelder auch für die Prolongierung von mangelhaft
gewordenen Gebäudekonzepten auf etwas niedrigerem energetischen
Niveau vergeben.
- Die Reduzierung auf einseitige Maßnahmen wie Fassadendämmungen
kann kulturelles Erbe zerstörten. Zusätzlich zum energetischen
Umweltschutz ist ein ästhetischer Umweltschutz zu fordern. Das reiche
kulturelle Erbe Österreichs, manifest geworden in den Gebäuden und
Ensembles unserer Städte und Dörfer, droht unter konzeptlosen
Applikationen von Dämmplatten zu verschwinden. Nachhaltigkeit ist
auch eine Frage von Schönheit - nur was gefällt, bleibt dauerhaft.
- Die Reduktion des CO2 Ausstoßes durch die Senkung des
Raumwärmebedarfs wird durch zahlreiche rebound-Effekte wie den
steigenden Wohnraumbedarf pro Person, den höheren Strombedarf oder
die ständig steigende Mobilitätsenergie mehr als überkompensiert.
Wenn wir glaubwürdig Klimaschutz betreiben wollen, brauchen wir ein
dem Gemeinwohl verpflichtetes, nationales Gesamtkonzept, das eine
funktionierende Raumordnung, verdichtete Siedlungsstrukturen mit
fußläufig erreichbarer Nahversorgung, ein Konzept nachhaltiger
Mobilität, kreislauffähige Baustoffe und baukulturell sinnvolle
Vorbilder für neue Wohnträume mit einbezieht.
Die Sanierung von Gebäuden ist eine baukulturelle Aufgabe, und
diese Kultur des Bauens schließt alle beteiligten Personen ein: von
der Planung, über die Errichtung bis zum Gebrauch. Nur wenn Baukultur
als umfassendes Anliegen wahrgenommen wird, können soziale,
ökonomische, ökologische und kulturelle Rahmenbedingungen für eine
lebenswerte Umwelt gesichert werden. Wir fordern daher die Koppelung
der Vergabe der Fördermittel an umfassende Qualitätskriterien. Die
dadurch entstehenden Innovationsimpulse befähigen die österreichische
Wirtschaft, auch über die Förderperiode hinaus Wachstumsimpulse für
den Wirtschaftsstandort Österreich zu geben.
Rückfragehinweis:
Plattform für Architekturpolitik und Baukultur
Arch. DI Jakob Dunkl
Mobil: 0699- 100 888 81
mailto:kontakt@architekturpolitk.at
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