
Wien (OTS) - Am Donnerstag, den 26.1.2011 fand im Oktagon der Bank
Austria die feierliche Eröffnungsveranstaltung der neuen "Vienna
Graduate School of Economics" (VGSE, Wiener Graduiertenkolleg für
Volkswirtschaftslehre) statt.
Zu Beginn stellte Prof. Maarten Janssen das Konzept des neuen
Graduiertenkollegs vor: es ist in Österreich im Bereich der
Volkswirtschaftslehre das erste strukturierte Doktoratsprogramm, das
hervorragende Studierende gezielt auf eine internationale
wissenschaftliche Karriere vorbereitet. Das Programm wird von der
Universität Wien und dem Institut für Höhere Studien (IHS) getragen,
wobei in Zukunft auch andere akademische Institutionen in Wien dazu
stoßen könnten.
Ermöglicht wird das Programm durch die langfristige Unterstützung
des österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF), der in erster Linie
Stipendien für die Studierenden finanziert.
Um die Relevanz volkswirtschaftlicher Forschung für aktuelle
wirtschaftspolitische Fragen zu illustrieren, war der Rest des Abends
einem brandaktuellen Thema gewidmet. Unter dem Stichwort "Die Zukunft
des Euro" diskutierte ein Expertengremium die Konsequenzen der
aktuellen europäischen Schuldenkrise für die europäische
Wirtschaftspolitik.
In seiner Einführungsrede argumentierte Prof. Paul de Grauwe
(Katholische Universität Leuven) dass der Euro nicht überlebensfähig
ist ohne eine tiefergehende politische Union der Mitgliedsstaaten,
die durch eine gemeinsame Fiskalpolitik getragen ist. Dazu gehöre
auch eine weitgehende Solidarität mit Mitgliedsstaaten, die aufgrund
von Turbulenzen auf den Finanzmärkten in ernsthafte Schuldenprobleme
geraten.
Die anschließende Podiumsdiskussion unter der Leitung von Prof.
Bernhard Felderer (IHS) wurde von Prof. Ewald Nowotny, Gouverneur der
OeNB, eröffnet. Gouverneur Nowotny entgegnete mit der Feststellung,
dass der Euro seine Funktion als Zahlungsmittel und internationale
Reservewährung sehr gut erfüllt habe, und auch in Zukunft erfüllen
wird, ohne dass dafür eine weitergehende politische Union notwendig
wäre. Davon zu trennen sei die Tatsache, dass einzelne
Mitgliedsstaaten und ihre Gläubigerbanken in ökonomische
Schwierigkeiten geraten können, was aber nicht die Zukunft der
europäischen Währung in Frage stelle.
Prof. Dirk Niepelt, Direktor des Studienzentrum Gerzensee, stimmte
dem vollauf zu, und betonte, dass der Bankrott überschuldeter Staaten
durchaus zugelassen werden soll. Wenn einzelne Gläubigerbanken wegen
ihrer systemrelevanten Bedeutung gerettet werden müssten, könne man
das tun ohne für die gesamte Staatsschuld eines Mitgliedslandes
haften zu müssen.
Mehr Verständnis für die Position de Grauwes äußerte Mag. Stefan
Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, der eine weitgehende
Garantie für die Schulden der einzelnen Mitgliedsstaaten forderte,
zum Beispiel durch die Emission von CDS (credit default swaps) durch
die Gemeinschaft.
Dr. Jeroen Kremers (Head of Global Country Risk, Royal Bank of
Scotland Group, und ABM Amro) unterstrich, dass der IMF nicht
genügend Ressourcen besitzt, um die Schuldenkrise großer europäischer
Staaten allein zu managen, so dass zusätzliche Institutionen wie etwa
die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität, notwendig seien.
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Rückfragehinweis:
Vienna Graduate School of Economics
Mag. Verena Konrad, Koordinatorin
T: +43 (0)1 4277 37422
E: verena.konrad@univie.ac.at
W: www.vgse.at
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