- 04.01.2011, 15:08:37
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Könige, Magier, Weise: Geschichte und Mythos der Heiligen Drei - BILD

Wien (OTS) - Aus der Geschichte des Abendlandes sind die "Drei
Weisen aus dem Morgenlande" nicht mehr wegzudenken. Die wunderschöne
biblische Geschichte von den Königen, die dem Kind in der Krippe
huldigen und Geschenke bringen, fasziniert die Menschen seit mehr als
zwei Jahrtausenden. Heute verbindet die Sternsingeraktion der
Katholischen Jungschar traditionelles Brauchtum mit solidarischem
Engagement für Menschen in den Entwicklungsländern.
Drei Weise aus dem Morgenland: Die Bibel spricht von "Magiern aus
dem Morgenland". Diese waren wahrscheinlich Sterndeuter am Hof in
Mesopotamien. Ihren astronomischen Berechnungen nach erwarteten sie
ein Heilsereignis mit Bedeutung für alle Völker der Erde. Daher
folgten sie dem Stern bis zu dem Stall, in dem Jesus geboren wurde.
Der Stern: Im Alten Orient galten Sterne als mächtige Wesen, die
auf das Leben der Menschen entscheidend einwirkten. Heutzutage
interpretieren Astrologen den Stern von Bethlehem als eine
Tripel-Konjunktion, ein dreimaliges Zusammentreffen der Planeten
Saturn und Jupiter im Sternbild der Fische. In der jüdischen Kultur
gilt der Saturn als Stern der Juden und Jupiter als Glücksbringer.
Für die Sterndeuter könnte es ein Zeichen dafür gewesen sein, dass
sich Großes ereignet, der Messias geboren wurde. Übrigens: Die
Sternenkonstellation, die den Weisen den Weg wies, soll im Jahr 2238
wieder stattfinden.
Gold, Weihrauch und Myrrhe: Die Gaben der Heiligen Drei zählten
damals zu den kostbarsten Handelsgütern. Weihrauch und Myrrhe sind
wohlriechende Harze, die ausschließlich in den Bergregionen
Südarabiens, Somalias und Abessiniens gewonnen wurden (und Grundlage
für den sagenhaften Reichtum der dort lebenden Minäer und Sabäer
waren). Weihrauch und Myrrhe wurden seit dem fünften Jahrtausend im
Orient bei kultischen Handlungen verwendet, der aufsteigende Rauch
symbolisierte die Gebete zu den Göttern.
Über die Bedeutung dieser Gaben gibt es zahlreiche Angaben. Aus
der "Legenda aurea" von Jakobus a Voragine (die beliebtesten
mittelalterliche Sammlung von Heiligenlegenden) sind einige Hinweise
über die Bedeutung der königlichen Geschenke herauszulesen: St.
Bernhard spricht darin, dass die Könige Gold opferten wegen der Armut
Marias, Weihrauch, um den bösen Geruch des Stalles zu vertreiben, und
Myrrhe, um die Glieder des Kindes zu stärken und gegen die bösen
Würmer. Oder: Gold als Zins, weil Christus der oberste König ist,
Weihrauch als Opfer, weil er Gott ist, und Myrrhe für ein Begräbnis,
da er sterblicher Mensch ist.
Caspar, Melchior und Balthasar: Caspar ("Schatzmeister"), Melchior
("Mein König ist Licht") und Balthasar (Schütze sein Leben") wurden
erst im 5.Jhdt. durch die Überlieferung zu den "Heiligen Drei
Königen". Jeder von ihnen stand für einen der damals bekannten
Erdteile (Afrika, Asien und Europa) bzw. für das Jünglings-, Mannes-
und Greisenalter. Das sogenannte armenische Kindheitsevangelium
spricht hingegen von drei Brüdern, den Königen von Indien, Persien
und Arabien.
Die Wintersonnwende: Zwischen Wintersonnwende und neuem Jahr (die
Rauhnächte) galten in der vorchristlichen Zeit die Dämonen und bösen
Mächte als entfesselt. Eine Reihe von Bräuchen, sollte Unheil
abwenden und das Glück für das kommende Jahr sichern. Auch die Drei
Heiligen Könige sollten die bösen Geister bannen und für das ganze
Jahr Segen bringen. Früher galt der Dreikönigssegen als Schutz gegen
"Zauberey", geweihtes Dreikönigswasser wurde gegen Krankheiten
verabreicht und auf die Felder gesprengt. Seit alters her heißt es,
dass jene Felder, über welche die Sternsinger gehen, doppelte Ernte
tragen.
Der Segen: 20 C+M+B 11 schreiben die Sternsinger mit geweihter
Kreide an die Tür. Es bedeutet "Christus mansionem benedicat",
übersetzt "Christus segnet dieses Haus. Die drei Kreuze stehen für
die Dreifaltigkeit.
Heiligenverehrung im Mittelalter: Die Heiligen Drei Könige hatten
in der Volksfrömmigkeit eine herausragende Bedeutung. Sie wurden als
mächtige Patrone bei Krankheit, Feuer oder Diebstahl angerufen. Ihrer
langen beschwerlichen Reise wegen wurden sie auch als Schutzpatrone
der Reisenden verehrt. Dreikönigsspiele fanden schon um die erste
Jahrtausendwende in den Kathedralen statt. Gesang begleitete die
Prozession der Könige zum Altar, der die Krippe symbolisierte. Mit
der Übertragung der Reliquien von Mailand nach Köln (1164) nahm der
Dreikönigskult starken Aufschwung. Man verwahrte die angeblich von
Kaiserin Helena (255-330) aufgefundenen Gebeine im größten und
kostbarsten Schrein des Mittelalters und nahm diesen zum Anlass für
den Bau des Kölner Doms. Im Wappen der Stadt finden sich seither drei
Kronen. Von hier verbreiteten sich Kult und Verehrung der drei Könige
im ganzen Abendland.
Das Sternsingen als eigenständiger Brauch war ab dem 16.Jhdt. den
Schülern, Studenten und Handwerksburschen vorbehalten, die mit den
Spenden für ihre Darbietung ihre materielle Not milderten. Es gibt
noch alte Notizen, Belege und Regungen, die auf die Sternsingerei
hinweisen. 1552 erlaubte die Stadt Eggenburg/Niederösterreich "dem
Schulmeister und seinen Assistenten, mit dem Stern zu gehen, doch
müsse er selbst mitsingen und verhüten, dass Unfug, Rumor oder andere
Unzucht vorkomme; er solle auch zeitlich zur Bierglockenzeit
aufhören."
Lebendiges Brauchtum der Gegenwart: Winter 1954/55: Auf Bitte der
MIVA gehen Jungschargruppen in 269 Pfarren Sternsingen. Das Ziel der
ersten Aktion war bescheiden: Mit dem Spendengeld sollte ein Motorrad
für P. Michael Ortner, einem Missionar in Uganda, finanziert werden.
Begeisterung und Resonanz in der Bevölkerung übertrafen alle
Erwartungen: Die Wunden des Krieges waren in unserem Land noch nicht
zur Gänze verheilt. Trotzdem war die Hilfsbereitschaft der
Österreicher/innen gewaltig: 42.381,72 Schilling (3.080,- Euro)
wurden ersungen. Der Startschuss war geglückt - die Jungschar hat
einen alten Brauch mit neuem Sinn erfüllt: die befreiende Botschaft
des Evangeliums für Menschen in Not spürbar und erfahrbar zu machen.
Aus den bescheidenen Anfängen ist eine starke Aktion geworden, mit
dem in rund 3.000 Pfarren gesammelten Geld setzen die 85.000
Sternsinger/innen ein starkes Zeichen gegen Armut und Unrecht: 500
Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika werden jährlich
unterstützt und führen zu positiven Veränderungen für eine Million
Menschen. Im letzen Jahr hat die österreichische Bevölkerung 14,5
Millionen Euro gespendet. Seit den Anfängen im Jahr 1954 wurden
insgesamt mehr als 300 Mio. Euro für notleidende Mitmenschen
ersungen. Damit ist die Sternsingeraktion die größte Sammlung für
Entwicklungsländer und das viertgrößte österreichische Hilfswerk.
Pressetexte und Fotos zur Sternsingeraktion 2011:
http://www.dka.at/index.php?id=417
Laufende Informationen rund um die Sternsingeraktion unter www.dka.at
Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at
Rückfragehinweis:
Informationen und Materialien bei:
Georg Bauer, Mobiltel. 0676/88 011 - 1073, georg.bauer@dka.at
Christian Herret, Mobiltel. 0676/88 011 - 1071, christian.herret@dka.at
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