• 21.12.2010, 18:30:11
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: If you pay peanuts, you get monkeys - von Anna Offner

Wer setzt sich schon für 5000 Euro in einen Aufsichtsrat?

Wien (OTS) - Regelmäßig publiziert das Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsunternehmen KPMG Studien, die uns über den aktuellen Zustand
der internationalen Wirtschaft aufklären (Seite 4). Diesmal über die
Anliegen der heimischen Aufsichtsräte, die laut KPMG-Studie im
weltweiten Vergleich richtig gut abschneiden. 63 Prozent der
befragten Aufseher legen demnach das Hauptaugenmerk ihrer
Kontrolltätigkeit auf das Risikomanagement - und machen damit genau
das Richtige. Einen Haken hat die Sache aber: In der Realität
ermitteln nämlich Staatsanwälte bundesweit gegen Aufsichtsräte,
Vorstände und andere Wirtschaftsführer wegen fragwürdiger Geschäfte
und unzureichender Kontrollen. In manchen Fällen, weil die notwendige
Kompetenz einfach nicht vorhanden war, um die Tragweite allzu
riskanter Geschäfte rechtzeitig zu erkennen. In anderen, weil die
Aufseher allzu oft ein Auge zu viel zudrücken. Ob Flughafen Wien und
sein Skylink-Debakel, das Milliardengrab der ÖBB, die teilweise
fragwürdigen Geschäfte der Hypo Niederösterreich, der Hypo Alpe Adria
Group oder der Kommunalkredit - überall hat auch der Aufsichtsrat
versagt.

Einen Grund für die schlechte Qualität der Aufseher liefert eine
andere Studie: Gemäß Korn Ferry liegt Österreich im EU-Durchschnitt
am vorletzten Platz bei der Vergütung von Aufsichtsräten.
60 Prozent der Aufsichtsräte der heimischen ATX-Unternehmen verdienen
zwischen 5000 Euro und 20.000 Euro - im internationalen Vergleich ein
Pappenstiel. Womit sich für Österreich die Schlussfolgerung
aufdrängt: If you pay peanuts, you get monkeys - wer nicht bereit
ist, für sein Kontrollgremium entsprechend zu bezahlen, darf sich
nicht wundern, wenn keine Experten an Bord sitzen. Ein
Aufsichtsratmandat, insbesondere der Vorsitz eines börsenotierten
Unternehmens, ist schon fast ein Fulltime-Job. Zwei Monate im Jahr
ist ein Aufsichtsrat im Schnitt mit seinem Mandat beschäftigt. Man
darf sich also nicht wundern, dass sich das Interesse von
Wirtschaftskapitänen mit internationaler Erfahrung und anstandslosem
Leumund in Grenzen hält, sich für 5000 Euro der verschärften
Organhaftung auszusetzen.

Um die Aufsichtskultur in den österreichischen Konzernen auf
Vordermann zu bringen, muss künftig nicht nur auf Parteibuch und
Versorgungsposten verzichtet werden, sondern auch entsprechend in
Persönlichkeiten investiert werden. Positive Beispiele gibt es ja
bereits: OMV und Telekom Austria haben trotz politisch heikler Lage
Top-Leute im Gremium, ebenso wie Andritz, SBO und Strabag.

Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at

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