- 20.12.2010, 11:14:45
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Kammersängerin Hildegard Rössel-Majdan verstorben
Eine große Frau, Künstlerin und Lehrerin hat am 15.12.2010 im 90. Lebensjahr diese Welt verlassen
Wien (OTS) - Ihre früheste Kindheit war von Armut und Entbehrung
bestimmt, und trotzdem schien der kleinen Hilde die Künstlerlaufbahn
vom Schicksal vorgezeichnet zu sein. Die Tullnerfelderin sang im
Kirchenchor, und wurde bei Staatsbesuchen mit ihrem glockenreinen
Stimmchen vorgeführt. Nach der Handelsakademie in Wien, einer
Tätigkeit als Chefsekretärin und dann Zwangsversetzung in eine Fabrik
in der Hitlerzeit, absolvierte sie 1948 die damalige Akademie für
Musik und Darstellende Kunst in Wien, wo sie von ihrem späteren
Schwiegervater Prof. Karl Rössel-Majdan und Prof. Helene Wildbrunn,
sowie Prof. Bahr-Mildenburg ausgebildet wurde. Schon damals hatte sie
jene präzise und gründliche Art des Einstudierens gelernt, die den
Sänger zur verläßlichen Stütze jedes Ensembles macht. Sie erwarb sich
ein umfassendes Repertoire vom Barocklied bis zu den lebenden
Modernen.
1951 wurde sie Otto Klemperer empfohlen, musste einspringen und vom
Fleck weg Gustav Mahlers Zweite mit dem "Urlicht" singen. Noch im
gleichen Jahr wurde dieser Start zur Weltkarriere auch durch einen
Vertrag mit der Wiener Staatsoper untermauert, der sie trotz
lockender Auslandsangebote immer treu blieb. 1952 kam der große
Erfolg mit der konzertanten Matthäus-Passion unter Furtwängler im
großen Konzerthaussaal, im Theater an der Wien ("Ring des
Nibelungen") und dann in Rom. Hilde Rössel-Majdan wurde wohl die
meistbeschäftigte Oratoriensängerin. Seit der Wiedereröffnung der
Staatsoper, zu deren ständigem Ensemble sie gehörte, sang sie in zehn
Jahren an allen internationalen Stätten der Musikkultur. 1957 konnte
sie mit Mahlerliedern unter Kubelik in Israel den Bann gegen die
deutsche Liedsprache aufheben. In den Jahren 1955/56 nahm
Westminster, USA, die gesamte Bachliteratur mit Hilde Rössel-Majdan
auf. Konzerte mit Dirigenten wie Herbert von Karajan, Paul Hindemith,
Karl Böhm, Rafael Kubelik, bis Leonard Bernstein fanden in
internationalen Konzertsälen, Rundfunkstudios und bei Festivalen
statt. Darüber hinaus galt ihre Liebe der Liedliteratur. In den
großen Partien der Opern von Richard Wagner wurden in Italien
Triumphe gefeiert, mit italienischen Opern in Deutschland. Neben den
Rollen einer Brangäne, Ulrika, Amneris, eines Orpheus, der Eglantine
aus Webers "Euryanthe" u.a. wurde die Sängerin in Wien und anderen
Städten zwischen Moskau und Montreal bekannt. Schon 1962 erfolgte die
Verleihung des Titels "Kammersängerin" durch den Bundespräsidenten.
1966, neben ihrem Künstlerberuf, war Hilde Rössel-Majdan als
Lehrbeauftragte einer Berufung an die Musikhochschule Graz gefolgt
und wurde dort drei Jahre später außerordentlicher Professor. 1971
nahm sie die Berufung an die Hochschule für Musik und Darstellende
Kunst, Wien, für das Fach Stimmbildung an. Sie wurde dort 1976 zum
ordentlichen Professor ernannt. In ihrer Vortragskunst und
Unterrichtsmethode setzte sie die Wiener Musiktradition fort, und
entwickelte die Methode einer Verbindung von Belcanto mit deutscher
Klangbildung und Liedgestaltung weiter. Aus ihrer Hochschultätigkeit
gingen Qualitätsstimmen und mehrere internationale Preisträger
hervor. Wie große Aufgaben für sie nie unüberwindlich, kleine nie zu
gering waren, um daraus Bedeutendes zu machen, so hat sie sich neben
der Hochschule seit 1964 auch selbstlos der Volksbildungsarbeit mit
jung und alt angenommen. In ihren letzten aktiven Jahren
unterrichtete sie am 1990 von ihr gegründeten privaten
Goetheanistischen Konservatorium, sowie ihre begeisterten Studenten
in Japan.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass sie als Ehrenmitglied dem
Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik angehörte und
ehrenamtlich humanitär für gesunde und seelenpflegebedürftige
Menschen wirkte. Bei aller eigenen selbstdisziplinierten
Lebensauffassung war sie für viele Menschen auch zur gütigen und
helfenden, an jedem Schicksal interessierten Mutter geworden.
Rückfragehinweis:
Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik
Feldmühlgasse 11, 1130 Wien
office@comenius-institut.at
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