• 19.12.2010, 11:17:43
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Greenpeace und Armutskonferenz: 330.000 Menschen in Österreich können sich warme Wohnung nicht leisten

Thermische Sanierung bringt im Jahr 750 Euro Einsparung pro Haushalt

Wien (OTS) - Auch heuer müssen viele Menschen in ihren Wohnungen
frieren. Insgesamt können es sich 330 000 Menschen, also vier Prozent
der österreichischen Bevölkerung, nicht leisten, ihre Wohnung im
Winter warm zu halten, davon 58 000 Kinder. Im Durchschnitt geben
Haushalte mit einem Monatseinkommen unter 900 Euro 36 Prozent ihres
Gesamtbudgets für Wohn- und Heizkosten aus. Je weiter das Einkommen
sinkt, desto höher ist dieser Anteil. Die großen Brocken "Wohnen"
und "Energie" drücken schwer auf einkommensarme Haushalte. "Armut
bekämpfen, Klima schützen, Geld sparen, Arbeitsplätze schaffen. Hier
gibt es Win Win Situationen, die wir nützen sollten. Wir können mit
Klimaschutz Armut bekämpfen und mit Armutsbekämpfung Klima schützen",
erklären Martin Schenk, Sozialexperte der Armutskonferenz und
Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace.

Eine solche Möglichkeit liegt in der thermischen Sanierung.
Derzeit liegt die Sanierungsrate bei Wohngebäuden bei knapp über
einem Prozent. Ziel muss sein, diese Rate bis 2020 auf drei Prozent
und bis 2025 auf fünf Prozent anzuheben", fordern Egit und Schenk. Um
diese Steigerung zu erreichen, braucht es mehrere Maßnahmen. Die
Bundesregierung hat im Budget bis 2014 jährlich lediglich hundert
Millionen Euro für thermische Sanierung vorgesehen. Diese Mittel
würden nach den bestehenden Plänen aber vor allem Eigenheimbesitzern
und damit nicht den einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen zu Gute
kommen. Um die Finanzierung bis 2025 zu sichern und die notwendigen
Win Win Effekte zu erzielen, muss deutlich mehr investiert werden,
bis zu einer Milliarde. Spielraum bestünde beispielsweise darin, die
wenig sinnvollen 10 Milliarden für den Koralmtunnel umzuwidmen.

Zudem ist eine Mietrechtsnovelle notwendig, um die Eigentümer dazu
zu bewegen, notwendige Maßnahmen zu ergreifen und um die Probleme
rundum die Kosten-Nutzen-Verteilung zu lösen. Profitieren sollen
davon auch jene Haushalte, die es am nötigsten brauchen. Das heißt:
Wenigverdienende in schlecht gedämmten und sanierungsbedürftigen
Häusern.

"Einkommensschwache sitzen in der Energiearmutsfalle, da das
untere Einkommensfünftel kein Kapital hat, um notwendige
Investitionen zu tätigen", so Martin Schenk. Um Menschen an der
Armutsgrenze zu entlasten, muss die Regierung die Betroffenen beim
Umstieg auf nachhaltige und auf Dauer günstigere Energieformen sowie
bei Maßnahmen für einen geringen Energieverbrauch unterstützen.
Kostenreduktion bei Energie ist eine wichtige sozialpolitische
Maßnahme bei gleichzeitigem Schutz der Umwelt.

Eine sinnvolle Förderung würde außerdem als Anschubfinanzierung
wirken. Das bedeutet, dass die Förderung mit einem Euro eine
Folgeinvestition von vier Euro aus privaten Mitteln bewirken würde.
Wichtig ist ein sozial durchdachtes Verteilungsmodell, da
Wenigverdienende zumeist nicht selbst in Sanierung investieren
können. Hochgerechnet auf eineinhalb Millionen Wohnungen und Häuser
aus den Jahren 1945 bis 1980, die dringend saniert werden müssten,
würde eine thermische Sanierung rund 750 Euro pro Haushalt und Jahr
einsparen. "Hochgerechnet auf 1,5 Mio. Wohnungen und Häuser mit einer
Durchschnittsgröße von 100 m2 und eine Reduktion des Wärmebedarfs von
90 kWh pro m2, bedeutet das, basierend auf Heizöl und beim jetzigen
Preisstand jährliche Gesamteinsparungen von 1,1 Mrd. Euro Heizkosten
und die Vermeidung von 3,1 Mio. Tonnen CO2-Emissionen", rechnet Egit
abschließend vor.

Rückfragehinweis:
Mag. Martin Schenk, Die Armutskonferenz
Tel: 01/409 80 01, 01/402 69 44 oder Mobil: 0664/544 55 54
www.armutskonferenz.at
Mag. Alexander Egit, Greenpeace
Tel: 01/5454580, Mobil: 0664/3262555 www.greenpeace.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | ARM

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