Zweispuriger Arlbergbahntunnel bringt den Kunden mehr Fahrplanstabilität und pünktlichere Züge - Einsatzkräfte können den Bahntunnel durchgehend mit Straßenfahrzeugen befahren
Langen am Arlberg (OTS) - Das größte sicherheitstechnische Projekt
der ÖBB-Infrastruktur AG wurde in den letzten Jahren im zehn
Kilometer langen Arlbergbahntunnel zwischen Langen und St. Anton am
Arlberg umgesetzt. Die 125 Jahre alte Schienenverbindung zwischen
Tirol und Vorarlberg ist nach der Sanierung und technischen
Aufrüstung fit für die Herausforderungen der Zukunft. Mehr Sicherheit
sowie eine hohe und leistungsfähige Verfügbarkeit der Anlagen bringen
den Kunden klare Verbesserungen. So steht mit der
Wiederinbetriebnahme der Tunnelgleise erstmalig nach sechs Jahren
Bauzeit auf der Arlbergrampe ein durchgehender 23 km langer,
zweigleisiger Abschnitt zur Verfügung. Von Schnann in Tirol bis in
den Blisadonatunnel bei Langen in Vorarlberg sind die Züge mit
mindestens 100 km/h, teilweise sogar mit 140 km/h auf Schiene. Ein
wichtiger Beitrag für mehr Fahrplanstabilität und zur Steigerung der
Pünktlichkeit für die täglich über 30 Fernverkehrszüge mit bis zu
5.000 Fahrgästen über den Arlberg. In den letzten sechs Jahren wurde
der Bahntunnel umfangreich an Tunnelsohle und -gewölbe saniert, eine
feste Fahrbahn für Einsatzstraßenfahrzeuge eingebaut, acht Flucht-
und Rettungswegeverbindungen gemeinsam mit der ASFINAG errichtet,
sowie eine Beleuchtung und eine fixe Löschwasserleitung installiert.
Während der Bauphasen konnten die täglichen Zugfahrten lediglich auf
einem Betriebsgleis und zum Schutz der Arbeiter mit reduzierter
Geschwindigkeit abgewickelt werden. Mit einem
Gesamtinvestitionsvolumen von 210 Mio. Euro ist das
Sicherheitsprojekt zudem ein wichtiger Impulsgeber für die heimische
Konjunktur. So belegen die Untersuchungen des Instituts für Höhere
Studien (IHS), des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) und von
Joanneum Research, dass durch die Umsetzung des Großprojektes am
Arlberg in den letzten sechs Jahren rund 4.000 Arbeitsplätze
gesichert wurden.
Feierliche Eröffnung - Erstmals nach sechs Jahren auf Doppelspur von
Vorarlberg nach Tirol
Bei der feierlichen zweigleisigen Wiederinbetriebnahme des Tunnels
zeigten sich die politischen Vertreter aus Tirol und Vorarlberg
überzeugt von der Wichtigkeit dieses Großprojektes. Vorarlbergs
Landtagspräsidentin Bernadette Mennel betonte, dass die heutigen
Investitionen in eine moderne Schieneninfrastruktur vor allem den
zukünftigen Generationen nützt: "Für die Vorarlberger ist die Bahn
über den Arlberg ein wichtiger Verkehrsweg, um tägliche Wege wie z.B.
zum Studium, zur Berufsausbildung oder zum Job in andere Bundesländer
wahrnehmen zu können. Daher freut es mich sehr, dass diese Verbindung
in Zukunft noch pünktlicher, leistungsfähiger und mit den höchsten
Sicherheitsstandards ausgerüstet ist." Tirols Verkehrslandesrat
Bernhard Tilg betont die zahlreichen Vorteile solcher
Infrastrukturausbauten: "Die Eisenbahn als zentrale
Verkehrsinfrastruktur sichert unsere Mobilität, transportiert Güter,
schafft Arbeitsplätze und schont gleichzeitig unsere Umwelt. Das Land
Tirol stellt daher erhebliche Finanzmittel bereit, um den
öffentlichen Nahverkehr und die Bahninfrastruktur weiter auszubauen.
Den Verantwortlichen spreche ich ein großes Lob aus, denn sie haben
die Herausforderung der Projektumsetzung bei laufendem Bahnbetrieb
erfolgreich gemeistert." Für den Prokuristen der ÖBB-Infrastruktur AG
Franz Bauer eine herausragende Teamleistung und ein Lückenschluss:
"Die verantwortliche Projektleitung unter der Führung von Karl
Hartleitner hat in den letzten sechs Jahre einem historischen
Altbautunnel aus dem Jahre 1884 ein modernes Facelifting verpasst.
Passend zu den neuen Bahnhöfen in Langen und St. Anton am Arlberg ist
jetzt auch der verbindende 10 km lange Tunnel am letzten Stand der
Technik. Meine Gratulation an alle beteiligten Mitarbeiter, Firmen
und Partner."
Der Umbau im Zeitraffer - "Arlbergbahntunnel ist fit für die Zukunft"
Zum Start des Projektes Ende 2004 wurde das Europaweit einzigartige
Projekt der Flucht- und Rettungswege (FRW) zwischen einem Eisenbahn-
und einem Straßentunnel umgesetzt. So wurden insgesamt acht moderne
Rettungswege als Querverbindung zwischen den Tunnels bis Ende 2007
errichtet - im Frühjahr 2008 standen die FRW voll funktionstüchtig
zur Verfügung. Im Ereignisfall dient der jeweilig andere Tunnel als
Flucht- und Rettungszone und bietet für Verkehrsteilnehmer der Straße
als auch der Schiene eine enorme Sicherheitsverbesserung. Parallel
dazu wurde ab Mitte 2005 mit der Lichtraumaufweitung des alten
Tunnelgewölbes begonnen, die komplette Tunnelsohle wurde um ca. 30 cm
abgesenkt und die ausgebrochenen Tunnelwände mit Spritzbeton saniert.
Dafür wurden 20.000 m3 Fels und 27.000 t Gleisschotter abgetragen.
Von Mitte 2007 bis Ende 2008 wurde auf dem ersten Gleis die feste und
für Einsatzstraßenfahrzeuge befahrbare Fahrbahn errichtet. Ab Anfang
2009 bis Mitte 2010 folgte die Errichtung des Spezialgleises, ähnlich
einem Straßenbahngleis, auch auf der zweiten Fahrspur im Tunnel. In
Summe wurden 3.700 Stück Gleistragplatten, jedes Einzelstück zehn m2
groß und rund 4,5 Tonnen schwer, millimetergenau eingelegt und
montiert. Die Hauptvorteile einer Festen Fahrbahn gegenüber dem
herkömmlichen Gleis sind neben der Befahrbarkeit die erheblich
verringerte Erhaltungsaufwendung, die längere Nutzungsdauer, die
verbesserte Genauigkeit der Fahrspur und die damit verbundene
Laufruhe der Schienenfahrzeuge. Weiters wurde in den letzten 12
Monaten die komplette Tunnelausrüstung mit Beleuchtung,
Telekommunikation sowie einer unterirdischen Löschwasserleitung
fachgerecht eingebaut. Als letzte Etappe startete die Projektleitung
der ÖBB-Infrastruktur AG ab März 2010 mit dem Einbau einer
"Stromschienenoberleitung". Die Stromschiene stellt eine neue Bauform
dar, die erhaltungstechnische Vorteile bietet, weil sie sowohl
stabiler als auch pflegeleichter ist als die herkömmliche
Fahrleitung. Außerordentliche Tunnelsperren die bei früheren
Erhaltungsarbeiten für die Fahrleitung notwendig waren können
zukünftig entfallen. Für die Kunden steht ab sofort ein von der
Tunnelsohle bis zum Gewölbe runderneuerter Arlbergbahntunnel zur
Verfügung, der sowohl betrieblich wie auch sicherheitstechnisch für
die Zukunft gerüstet ist.
Zahlen - Daten - Fakten "Bauvolumen" Arlbergeisenbahntunnel:
Abtrag Gleisschotter: 27.000 Tonnen Abtrag Felsmaterial: 20.000 m3 Abtrag Gleisoberbau: 20.000 m Länge Sanierung Spritzbeton: 48.600 m2 Tunnelgewölbe Einbau feste Fahrbahn: 20.000 m Länge Einbau Gleistragplatten: 3.700 Stück (je 4,5 t schwer) Einbau Schienen: 40.000 m Länge Anzahl neue Weichen: 8 Stück Gesamtinvestitionskosten: 210 Mio. Euro durch ÖBB-Infrastruktur (ASFINAG Mitfinanzierung bei FRW) Start der Bauarbeiten: Ende 2004 Fertigstellung: Dezember 2010
Gesamtprojektziele "Sichertechnische Aufrüstung Arlbergbahntunnel"
- Erhöhung der Sicherheit für die Tunnelbenützer durch Flucht- und
Rettungswegen zwischen dem Arlbergeisenbahntunnel und dem
Arlbergstraßentunnel
- Nachhaltige Erhöhung der Nutzungsdauer des Tunnels durch Einbau
einer neuen für Einsatzfahrzeuge befahrbaren festen Fahrbahn und
durch die Sanierung des Tunnelgewölbes
- Nachhaltige Verbesserung der betrieblichen Verfügbarkeit des
Tunnels durch Aufweitung des Lichtraumes, feste Fahrbahn und
Sanierung des Tunnelgewölbes
- Erhöhung der Sicherheit durch Schaffung einer durchgehenden
Löschwasserleitung sowie einer Beleuchtung durch Lichtlinien entlang
der Tunnelwand und Einbau von Notruffernsprechern.
ÖBB: Österreichs größter Mobilitätsdienstleister
Als umfassender Mobilitätsdienstleister sorgt der ÖBB-Konzern
österreichweit für die umweltfreundliche Beförderung von Personen und
Gütern. Mit rd. 45.000 MitarbeiterInnen und Gesamterträgen von rd.
5,7 Mrd. EUR ist der ÖBB-Konzern ein wirtschaftlicher Impulsgeber des
Landes. Im Jahr 2009 wurden von den ÖBB 453 Mio. Fahrgäste und 120,3
Mio. Tonnen Güter transportiert. Strategische Leitgesellschaft des
Konzerns ist die ÖBB-Holding AG.
Rückfragehinweis:
ÖBB-Holding AG
René Zumtobel
Pressesprecher Tirol/Vorarlberg
Tel.: Tel.: +43 512 93000 2110
mailto:rene.zumtobel@oebb.at
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