- 08.12.2010, 11:33:42
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Nachhaltige Anlagechancen in den Schwellenländern?
Wien (OTS) - Länder wie Brasilien, China oder Indien treiben die
globale Wirtschaft an. Doch werden beim Wirtschaftswachstum in den
Schwellenländern ökologische und soziale Aspekte hinreichend
berücksichtigt? Die Anzahl der CSR-Reportings in den Schwellenländern
ist zwar gestiegen, jedoch ist die Qualität der Berichterstattung,
wie etwa zu den CO2-Emissionen oder zur Einhaltung der Corporate
Governance, teilweise mangelhaft. Um Risiken im Portfolio zu
vermeiden, sollten Anleger hohen Wert auf Transparenz legen. David
Duchi, SRI-Analyst bei KBC Asset Management Brüssel spricht im
nachfolgenden Interview unter anderem über die Vorteile nachhaltiger
Unternehmen und über die Datenqualität in den Emerging Markets.
Ein rasanter Aufschwung ist derzeit in den Schwellenländern zu
beobachten. Ist das bald vorbei, weil ökologische und soziale Punkte
oftmals unberücksichtigt bleiben?
David Duchi: Nein, aufstrebende Länder werden auch zukünftig die
globale Wirtschaft am Stärksten treiben. Doch die Anleger werden mit
massiven Umweltproblemen und sozialen Herausforderungen konfrontiert.
Nachhaltiges Wirtschaften, das heißt unter anderem Umweltschutz und
die Einhaltung von Menschenrechten, wird in den Schwellenländern zu
einem wichtigen Faktor, um die Wettbewerbsposition weiter zu stärken.
Risiken durch hohe CO2-Emissionen oder eine aufwendige
Abfallbeseitigung ohne Recycling sind langfristig, nicht zuletzt aus
Kostengründen, inakzeptabel.
Warum sind Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, im Vorteil?
David Duchi: Globale Trends bestimmen das Wirtschaftswachstum und
eröffnen neue Wachstumsmärkte. Besonders erfolgreich sind
Unternehmen, die sich einen Handlungsvorsprung erarbeiten. Denn nicht
nur die schnell wachsende Weltbevölkerung sowie die klimatischen
Veränderungen zwingen zu einem Umdenken, sondern auch die ungleiche
Verteilung der begrenzten Kapazitäten, wie etwa bei der
Wasserversorgung oder im Infrastrukturbereich. Viele Unternehmen
haben die Zeichen frühzeitig erkannt und arbeiten bereits nachhaltig.
Das heißt es werden bereits wirtschaftliche, ökologische und
sozial-gesellschaftliche Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Somit
wird die Wettbewerbsposition deutlich verstärkt. Darüber hinaus
verfügen Unternehmen aus den Bereichen Clean Tech und
Eco-Produktdesign über einen klaren Vorteil. Denn hier ist das
Marktpotential längst noch nicht ausgeschöpft.
Wie sieht es mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung und der
Datenqualität in den Schwellenländern aus?
David Duchi: Das Reporting in den Schwellenländern ist zwar
schwächer im Vergleich zu den westlichen Ländern, aber nicht
dramatisch schlecht. Dies bestätigt ein Vergleich der
Leistungskennzahlen (KPIs) zwischen den Industrienationen und den
Schwellenländern in den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate
Governance. In den vergangenen Jahren war ein immenser Fortschritt zu
beobachten: In 30 Ländern dieser Erde existieren bereits 142
Nachhaltigkeitsrichtlinien. Dabei sind zwei Drittel der Informationen
über die Nachhaltigkeit Pflichtangaben, das heißt gesetzlich
vorgeschrieben. Ein Drittel der Angaben können auf freiwilliger Basis
gemacht werden. In 2004 existierten in ganz China lediglich 6
Nachhaltigkeitsberichte. Bis 2009 war eine Verhundertfachung auf 600
CSR-Berichte zu beobachten. Doch dies sagt nichts über die
Datenqualität aus. Während China keine zuverlässigen Angaben zum
CO2-Verbrauch oder über das Recycling von Betriebsstoffen macht,
liegt Südafrika bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung weit vorn.
In Südafrika berichten über 90 Prozent der Unternehmen über den
CO2-Emissionswert. In Brasilien sind es knapp 40 Prozent und in
Indien liegt der Wert unter 30 Prozent. Wir prüfen ob in den
CSR-Berichten Angaben zu Energienverbrauch, Wassernutzung, Recycling,
Materialaufwand und zu den CO2-Emissionen zuverlässig integriert
sind. Exzellente Beispiele für eine nachhaltige Geschäftsstrategie
und einer qualitativ hochwertigen Berichterstattung sind die
indischen IT-Unternehmen Infosys und Tata Consultancy Services sowie
das taiwanische Halbleiterunternehmen Taiwan Semiconductor
Manufacturing.
Bringen Sie einen Nachhaltigkeitsansatz, der ausschließlich Aktien
aus den Schwellenländern auswählt, auf den Markt?
David Duchi: Die Zeit dafür ist noch nicht reif. Für eine
umfassende Nachhaltigkeitsanalyse müssen Schwellenländer globale
Daten stärker berücksichtigen und nicht nur auf lokale Informationen
eingehen. Grundvoraussetzung für die Aufnahme von Unternehmen in
unser Nachhaltigkeitsuniversum ist Transparenz über die gesamte
Geschäftsstrategie, gerade zur Lieferantenkette. Dies ist in vielen
Entwicklungs- und Schwellenländern nicht gegeben. Wir untersuchen
insgesamt 2.100 Einzeltitel auf Nachhaltigkeit. Davon stammen 350
Aktien aus den Emerging Markets. Lediglich 11 Unternehmen aus den
Schwellenländern erfüllen unsere Nachhaltigkeitsanforderungen.
Welche nachhaltige Investmentstrategie bevorzugen Sie?
David Duchi: Nach unseren Analysen sorgt eine strategische
Sektorenpositionierung für ein optimales Risiko-Rendite-Verhältnis.
Erster Schritt für den Portfolioaufbau ist die
Nachhaltigkeitsanalyse. Als zweites folgt die klassische
Fundamentalanalyse. Diese Kombination senkt ganz klar die Risiken im
Portfolio. Hinzu kommt, dass durch einen Themenansatz eine
ausreichende Diversifikation gewährleistet wird. Bei Investments
entlang der Wasserwertschöpfungskette zum Beispiel reicht das
Spektrum von der Wasserversorgung über die Wasseraufbereitung bis hin
zur Wasserinfrastruktur. Darüber hinaus sind viele Unternehmen
international tätig.
Welche Branchen aus dem Nachhaltigkeitsbereich verfügen langfristig
über das größte Wachstumspotential?
David Duchi: Im Bereich Clean Tech sind es Unternehmen aus der
Wasserwirtschaft, Geothermie sowie Solar- und Windenergie. Unter den
Schwellenländern wird China durch den Ausbau der Windenergie die Nase
vorn haben. Denn bis 2020 strebt die Regierung eine Verachtfachung
der Windkapazitäten an. Darüber hinaus ist für chinesische
Stromnetzbetreiber eine vorgeschriebene Mindeststromabnahme aus
Erneuerbaren Energien ab 2015 geplant.
Auf der Produktseite werden energieeffiziente und recyclebare
Lösungen, Eco-Technologien und "grünes" Gebäudemanagement besonders
profitieren. Anleger, die an nachhaltigen Investmentstrategien
interessiert sind, sollten Themenfonds mit umfassenden
Ausschlusskriterien, wie etwa bei Umweltverschmutzung, umstrittene
Länder oder Korruption, bevorzugen.
Wir danken für das Gespräch. Das Interview steht Ihnen zur freien
Verfügung.
Haben Sie weitere Fragen oder möchten Sie mit David Duchi direkt
sprechen? Kontaktieren Sie uns und wir arrangieren alles weitere.
Rückfragehinweis:
KBC Bank Deutschland AG, Sandra Ottemann
mailto:sandra.ottemann@kbc.be, Tel. 0421-3684-266, www.kbcfonds.de
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