• 16.11.2010, 13:49:08
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Medienjournalisten protestieren gegen Gesprächsaufnahmen im ORF

Kritik an Aussagen des ORF-Kommunikationschefs in der "Süddeutschen"

Wien (OTS) - Der Verein Medienjournalismus Österreich (MÖ), dem
Journalisten der meisten Tageszeitungen, Wochenmagazine und
Fachmedien angehören, hat am Dienstag gegen das Mitschneiden von
Journalistengesprächen rund um die jüngste ORF-Stiftungsratssitzung
protestiert. Darüber hinaus wiesen die Medienjournalisten Vorwürfe
des ORF-"Bashings" zurück.

"Wir finden es inakzeptabel, wenn O-Töne, die in informellen
Gesprächen zustande kommen, von Pressestellen kommentarlos
aufgezeichnet werden", erklärten die Medienjournalistinnen und
Medienjournalisten. Es habe sich bei den Mitschnitten auch nicht um
offizielle Gespräche der ORF-Direktoren mit Journalisten oder
Pressekonferenz-ähnliche Situationen gehandelt, sondern um
Unterhaltungen im Plauderton, die mit der aktuellen
Stiftungsratssitzung teils nichts zu tun hatten. "Hier wurden mit
einem hochprofessionellen Aufnahmegerät, das auch Gespräche außerhalb
normaler Hörweiten gut verwertbar macht, informelle
Hintergrundgespräche belauscht."

Vehemente Kritik gab es auch an den Aussagen von
ORF-Kommunikationschef Pius Strobl in der heutigen Ausgabe der
"Süddeutschen Zeitung". Dort begründet der Leiter der
ORF-Öffentlichkeitsarbeit das Mitschneiden von Journalisten- und
Direktorengesprächen bei der jüngsten Stiftungsratssitzung unter
anderem damit, dass man habe sehen wollen, was die Journalisten aus
den O-Tönen der Direktoren machen. "Bedauerlicherweise gibt es ja
einige, die haben ihre negative Geschichte gegen den ORF immer schon
im Kopf - ganz gleich, ob etwas Positives gesagt wird", wird Strobl
zitiert.

Diese Aussagen legen nach Meinung der Medienjournalisten den
Verdacht nahe, dass es nicht - wie zunächst behauptet - um einen
internen Bericht für die ORF-Mitarbeiter ging, sondern darum, die
Arbeit der Medienjournalisten und der Direktoren zu kontrollieren.
"Es ist völlig indiskutabel, dass uns und unserer Arbeit im ORF
nachspioniert wird", so die MÖ-Kritik. Der Verein Medienjournalismus
Österreich bezweckt die Herstellung einer kritischen Öffentlichkeit
gegenüber der Medienlandschaft, zu der auch der öffentlich-rechtliche
ORF gehört. Dass nun dem Überbringer negativer Nachrichten von Strobl
und zuletzt indirekt auch von ORF-Chef Alexander Wrabetz vorgeworfen
wird, ganz bewusst negative Berichterstattung über den ORF in die
Welt zu setzen, ist Unsinn und zurückzuweisen. Den Medienjournalisten
gehe es um das Herstellen von Öffentlichkeit nach rein
journalistischen Kriterien, wie sie in einer demokratischen
Gesellschaft unter Verhältnissen der Pressefreiheit Usus sind - jene
Pressefreiheit, auf die sich der ORF in eigener Sache gerne beruft.

Rückfragehinweis:
Verein Medienjournalismus Österreich (MÖ)
Doris Priesching, Obfrau
Tel.: 0699 108 90 505

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