- 12.11.2010, 13:56:37
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Biotech Zukunftsdialog 2010
Steigerung der Gründungsdynamik und Verbesserung des Forschungsförderungssystems als zentrale Elemente für weiteren Erfolg des Life Science-Bereiches
Wien (OTS) - Die Austrian Biotech Industry (ABI) lud zum BIOTECH
ZUKUNFTSDIALOG 2010, im Rahmen dessen eine hochkarätig besetzte
Expertenrunde unter dem Motto "BIOTECHNOLOGIE. ZUKUNFT GESTALTEN"
gestern im Wiener Palais Harrach diskutierte. Die Biotechnologie
gehört weltweit zu den Top-Wachstumsbranchen. Dies bekräftigte Prof.
Dr. Tillmann Gerngross eindrucksvoll in seinem Impulsvortrag. Auch
Österreich hat verstärkt in die Biotech-Standortentwicklung
investiert, die wirtschafts- und wissenschaftspolitischen
Rahmenbedingungen entwickeln sich signifikant zum Positiven. Die
Diskutanten waren sich einig, dass laufende Investitionen in
Forschung, Entwicklung und Ausbildung notwendig sind, damit der
Wirtschaftsstandort und die Menschen in Österreich maximal
profitieren.
Eröffnet wurde der Diskussionsabend mit einem Impulsreferat von
Prof. Dr. Tillman Gerngross. Der gebürtige Österreicher ist
Mitbegründer des US-Biotechnologieunternehmens GlycoFi, Inc. sowie
Mitbegründer und CEO von Adimab und kann besonders mit GlycoFi auf
eine beispielhafte Erfolgsgeschichte zurückblicken. Gemeinsam mit
Charles Hutchinson gründete Tillmann Gerngross im Jahr 2000 GlycoFi.
2006 wurde GlycoFi von Merck um 400 Millionen Dollar vollständig
übernommen, das ist die bis heute größte Übernahmesumme eines
privaten Biotechnologieunternehmens. Auch in punkto Gründungsdynamik
und Entrepreneurship ist Gerngross ein Paradebeispiel. Dazu Prof. Dr.
Tillman Gerngross in seinem Vortrag: "Entrepreneurship bedeutet eine
Ausweitung meiner akademischen Laufbahn, die mir erlaubt, die
Entdeckung der Grundlagen in einen Bereich zu übertragen, in dem sie
einen Wert für die Menschen um mich herum schaffen kann." Gerngross
kündigte an, im Jahr 2011 auch in Österreich als Gründer tätig zu
werden.
Stärkung der naturwissenschaftlich-technischen Ausbildungswege
Die anschließende Podiumsdiskussion wurde von Ronald Barazon
geleitet. BM Dr. Beatrix Karl eröffnete die Diskussion mit einem
Blick in die Zukunft der Forschung. "Das 21. Jahrhundert wird das
Zeitalter der 'Bio-Ingenieure'. Umso mehr muss es uns gelingen,
verstärkt Absolventinnen und Absolventen im Bereich Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) auszubilden. Die
Vermittlung von Naturwissenschaften wie Chemie, Physik, Biologie
sowie Mathematik und Technik sind absolute Zukunftsbereiche. Hier
schlummert ein innovativer und kreativer Schatz, den wir in
Österreich verstärkt bergen müssen", verweist Beatrix Karl auf die
von ihr Ende August gestartete MINT (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik)-Informationsinitiative. Prof. Dr.
Nikolaus Zacherl, Obmann der Austrian Biotech Industry (ABI),
pflichtete BM Dr. Beatrix Karl bei: "Der Bildungsbereich darf nicht
vernachlässigt werden. Die naturwissenschaftlichen Fächer müssen
wieder attraktiv werden und Neugierde statt Skepsis wecken, was
natürlich auch Investitionen in die Schulinfrastruktur bedingt. Ohne
qualifizierten Nachwuchs lassen sich die besten Ideen nicht in
österreichische Wertschöpfung ummünzen."
Dass Investitionen in Life Sciences auch für die Wirtschaft
fruchtbar sind, zeige die Zahl der akademischen Ausgründungen im
Bereich Biotechnologie. "60 Prozent der Biotech-Unternehmen in
Österreich haben ihre Wurzeln an der Universität oder vergleichbaren
Forschungseinrichtungen. Dabei bewegen sie mehr als die Hälfte des in
die biotechnologische Forschung investierten Geldes", betonte
Ministerin Dr. Beatrix Karl weiters.
Wachstum braucht Forschungsförderung
Beispielgebend für eine Biotech-Unternehmensgründung aus
österreichischer Sicht ist jene der AVIR Green Hills Biotechnology
AG. Das Unternehmen mit Sitz in Wien ist spezialisiert auf die
Entwicklung von innovativen Impfstoffen gegen virale
Infektionskrankheiten sowie Krebstherapien. "Die Anfänge von AVIR
Green Hills sind typisch für eine Start-up-Gründung in Österreich.
Die Möglichkeiten und Hilfestellungen für Ausgründungen junger
innovativer Start-up-Firmen sind hierzulande gut entwickelt. Die
Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und die Förderbank AWS stellen
dabei im internationalen Vergleich herausragende Unterstützung,
sowohl mit Finanzierung als auch mit Know how. Die
Forschungsfördereinrichtungen haben in den vergangenen Jahren große
Anstrengungen unternommen, die besten Ideen zum Zug kommen zu lassen,
die Förderquote für Projekte mit Biotech-Bezug kann sich sehen
lassen", stellte Dr. Joachim Seipelt, Mitbegründer AVIR Green Hills
Biotechnology AG, im Rahmen der Podiumsdiskussion fest. Diese Säulen
seien für die Finanzierung kompetitiver Entwicklung absolut
essentiell und sollten weiter ausgebaut werden, so Dr. Seipelt
weiter.
Biotech-Unternehmen durch maßgeschneiderte Finanzierungsinstrumente
absichern
Um Innovation in Beschäftigung und Wirtschaftswachstum umzusetzen
ist neben einer funktionierenden Forschungs- und Start-up-Förderung
durch staatliche Institutionen der Zugang zu privatem Kapital ein
Schlüsselfaktor. "Klassische Kreditfinanzierung ist für die meisten
Biotech-Unternehmen aufgrund der langen Produktentwicklungszyklen und
der hohen damit verbundenen Risiken nicht denkbar", erläuterte Dr.
Joachim Seipelt. Jedoch biete das enorme Marktpotential erfolgreicher
biotechnologischer Entwicklungen auch hohes Renditepotential für
risikobereite Anleger. Der Schwerpunkt für Finanzierungen über den
Kapitalmarkt liegt bei jungen Biotech-Unternehmen daher in
Eigenkapitalfinanzierungsinstrumenten. Global gesehen seien dies
Beteiligungsfinanzierungen durch Venture Capital und über die
Aktienmärkte, in Österreich gesehen seien es eher Privatpersonen, so
genannte business angels bzw. family offices.
Die Sandoz GmbH mit Sitz in Tirol verfügt über jahrzehntelange
Erfahrung auf dem Gebiet der Biotechnologie. "Diese Erfahrungswerte
bilden auch eine wesentliche Grundlage für das zukunftsträchtige
Geschäftsfeld der Biosimilars. Dabei handelt es sich um die
Nachfolgeprodukte von äußerst komplexen, biotechnologisch
hergestellten Arzneimitteln, so genannten Biopharmazeutika, welche
die moderne Medizin revolutioniert haben und häufig die einzige
Therapieoption darstellen", erläuterte Ir. Ernst Meijnders,
Vorsitzender der Geschäftsführung der Sandoz GmbH, in seinem
Statement. Die Exportquote der Sandoz GmbH beträgt 95 Prozent. "Ein
global agierendes Unternehmen wie die Sandoz GmbH benötigt in
Österreich zielgerichtete, effiziente Fördersysteme und
ausgezeichnete Bildungseinrichtungen. Der internationale Wettbewerb
um die besten Ideen und Talente stellen den weiteren Ausbau am
Standort Österreich vor große Herausforderungen", hielt Ir. Ernst
Meijnders weiter fest.
Zum Thema internationaler Wettbewerb ergriff auch Prof. Dr. Kurt
Zatloukal, Koordinator der europäischen Forschungsinfrastruktur BBMRI
an der Medizinischen Universität Graz, das Wort: "Niedrige
Arbeitskosten und/oder Rohstoffreichtum verschaffen Ländern in Asien,
im Nahen Osten und in Osteuropa eine günstige Ausgangslage im
globalen Wettbewerb. Darüber hinaus sind die Schwellenländer längst
nicht mehr nur preiswert produzierende Industriestandorte, sondern
gewinnen auch als Innovationszentren zunehmend an Bedeutung. China
ist laut einem jüngsten UNESCO- Bericht drauf und dran, das
forscherreichste Land der Welt zu werden und damit auch die USA zu
überholen. Österreich wird hier nur mit verstärkten Anstrengungen im
Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation mithalten können."
Vorzeigeprojekt European Biobank Initiative (BBMRI)
Ein Austesten neuer Modelle für Public Private Partnerships wird
ein Eckpfeiler für die Umsetzung des Ziels einer Europäischen Union
als "Innovation Union". Die von Österreich geleitete
gesamt-europäische Forschungsinfrastruktur BBMRI ist ein
Vorzeigeprojekt in dieser Hinsicht. "Im Rahmen dieser
Forschungsinfrastruktur wird das Konzept von Expertenzentren
entwickelt, die als Public Private Partnerships mit der Industrie
aufgestellt werden. Diese Zentren sollen einen Rahmen bereitstellen,
in dem öffentliche Ressourcen wie auch Expertenwissen und
Technologien von der akademischen Welt und der Industrie miteinander
verbunden werden, um kollaborative Forschung zu beschleunigen. Damit
sollen z. B. Untersuchungen von Gewebeproben im Ursprungsland unter
international standardisierten Bedingungen möglich werden",
erläuterte Prof. Dr. Zatloukal weiter. Dass dieser gesamteuropäische
Prozess von Graz aus koordiniert werde, sei eine zentrale Option, um
Österreich in der internationalen genetischen Forschung in die
Spitzenposition zu bringen.
Handlungsbedarf gegeben, um Innovationsstandort Österreich zu sichern
Österreich überzeugt zwar als Innovationsstandort, aber um die
heimischen Beiträge der Forschung im europäischen Spitzenfeld
nachhaltig zu platzieren, ist ein Bündel an Maßnahmen, von laufenden
Investitionen bis hin zur Verbesserung wirtschafts- und
wissenschaftspolitischer Rahmenbedingungen, notwendig. "Gerade
Innovation ist zur nachhaltigen Sicherung der Volksgesundheit und des
Wohlstands in Österreich ein entscheidendes Kriterium. Um Forschung
und Entwicklung auch weiter in Österreich voranzutreiben, sind die
Forschungsförderung auszubauen (deutliche Erhöhung der
Forschungsprämie und entsprechende Dotierung, insbesondere der
Basisprogramme der Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft
FFG) und gesetzliche Rahmenbedingungen zu optimieren", hielt
ABI-Obmann Prof. Dr. Nikolaus Zacherl fest.
Die Austrian Biotech Industry (ABI) repräsentiert rund 90 Prozent
der österreichischen Biotechnologie-Wertschöpfung und hat sich zum
Ziel gesetzt, die Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation
regelmäßig zur Diskussion zu stellen. Im Rahmen des "BIOTECH
ZUKUNFTSDIALOG", der in dieser Form bereits zum zweiten Mal
stattfand, nähern sich politische Entscheidungsträger und
Persönlichkeiten der Biotech-Branche an, erläuterte
ABI-Geschäftsführer Dr. Franz Latzko abschließend.
Über ABI:
Die Austrian Biotech Industry (ABI) hat zum Ziel, das Potenzial
und die Bedürfnisse der Biotechnologie der Öffentlichkeit sowie
Entscheidungsträgern nahe zu bringen. Zu den Mitgliedern dieser
Interessenvertretung, mit Sitz im Fachverband der chemischen
Industrie, zählen etablierte sowie
"Biotechnologie-Start-Up"-Unternehmen aus dem Bereich der
Biotechnologie. http://www.biotechindustry.at
Die in diesem Pressetext verwendeten Personen- und
Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur in
einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide
Geschlechter bezogen.
Rückfragehinweis:
Rückfragehinweis:
Welldone GmbH, Werbung und PR
Mag. Elisabeth Kranawetvogel, Mag. Sabine Sommer, Public Relations
Lazarettgasse 19/4. OG, 1090 Wien
Tel.: 01/402 13 41-40 bzw. 37, e-Mail: pr@welldone.at
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