- 05.10.2010, 09:03:27
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Landpraxen an der Rentabilitätsgrenze
MEDTAX-Ärztesteuerberater schlagen Alarm: Wenn nicht gegengesteuert wird, sind Besetzungsprobleme vorprogrammiert
Wien (OTS) - Der Wert der ärztlichen Leistung sinkt seit Jahren
kontinuierlich. "Wenn diese Entwicklung so weitergeht, werden recht
bald Nachbesetzungsprobleme bei der Vergabe von Kassenstellen
entstehen, da sich für Jungärztinnen und -ärzte möglicherweise keine
wirtschaftliche und somit berufliche Perspektive mehr ergibt", so
Mag. Wolfgang Leonhart, Sprecher der MEDTAX-Steuerberater-Gruppe.
Die ersten Stellen, die von dieser Problematik betroffen sind,
könnten die Allgemeinpraxen auf dem Land sein. "Gerade im
hausärztlichen Bereich in Gebieten mit schlechter Infrastruktur sehen
wir enorme Probleme. Verschärft wird die Situation durch die
bestehende Apothekengesetzgebung, wonach in Einarztgemeinden bei
Praxisnachfolge der Mindestabstand zur nächsten öffentlichen Apotheke
sechs Kilometer betragen muss, damit die ärztliche Hausapotheke
wieder bewilligt wird. Dies wird bei hunderten Standorten in ganz
Österreich nicht der Fall sein", so Mag. Leonhart. Und somit werden
hunderte Ortschaften und damit hunderttausende Personen künftig ohne
Hausapotheke auskommen müssen.
Praxisübernehmer führen Betriebe und müssen kalkulieren
Aufgrund dieser Entwicklung ergibt sich laut dem Sprecher der
MEDTAX-Gruppe automatisch ein Nachbesetzungsproblem. "Potenzielle
Kandidaten müssen sich zwangsläufig nach den finanziellen
Möglichkeiten ausrichten. Wer so einen Schritt mit allen
wirtschaftlichen und persönlichen Risiken wagt, der orientiert sich
erst einmal an seinen beruflichen Optionen. Für einen Spitalsarzt
kann das etwa das Einkommen aus dem Angestelltenverhältnis sein. Nun
kann man berechnen, was eine Ordination erwirtschaften können muss,
um etwa ein für einen Allgemeinmediziner im Spital als
durchschnittlich anzusehendes Nettoeinkommen von 2.800 Euro pro Monat
zu erzielen", erläutert Mag. Leonhart weiter.
Bei einer durchschnittlichen Ausgabenstruktur muss so unter
Berücksichtigung von Sozialversicherungszahlungen und
Ärztekammerbeiträgen ein Umsatz von etwa 150.000 Euro erzielt werden.
"Dieser Umsatz ist nicht wie oft fälschlicherweise angenommen ein
Einkommen. Er ist der Betrag, von dem alle Investitionen,
Betriebsausgaben, Kredite, Personal und auch Steuern und
Sozialabgaben bezahlt werden müssen", stellt Mag. Leonhart klar.
Die Institution Hausapotheke ist für die medizinische Versorgung auf
dem Land unschlagbar
Ausgehend von diesem Wert lässt sich unter Berücksichtigung der so
genannten Scheinschnitte (durchschnittlicher Umsatz pro Patient und
Quartal) und der durchschnittlichen Anteile der "kleinen Kassen" eine
Scheinzahl an Gebietskrankenkassenpatienten pro Quartal errechnen, ab
der eine Ordination unter den angeführten Prämissen aus
wirtschaftlicher Sicht als "führbar" angesehen werden kann.
"Dieser Wert muss jedoch noch korrigiert werden. Die Institution
Hausapotheke ist für die medizinische Versorgung auf dem Land ideal.
Daher wird ein gewisser Prozentsatz an Patientinnen und Patienten
nach Schließung einer Hausapotheke in andere Ordinationen mit
besserer Medikamentenversorgung ausweichen, etwa zu anderen Ärztinnen
und Ärzten mit Hausapotheke. Und es werden die wegfallen, die bisher
extra wegen dem Service eine Ordination mit Hausapotheke aufgesucht
haben. Wenn dies berücksichtigt wird, lässt sich die wirtschaftliche
Rentabilitätsgrenze einer Ordination aus dem Blickwinkel eines
Nachfolgers - wenn die Hausapotheke fällt - bei einem Umsatz
einziehen, der etwa 1.000 GKK-Scheinen entspricht."
Rentabilitätsgrenze wird von zwei Dritteln der Ordinationen nicht
erreicht
Angesichts dieser Berechnung sollten laut Mag. Leonhart bei den
verantwortlichen Gesundheitspolitikern und Kassenfunktionären die
Alarmglocken läuten: "Knapp zwei Drittel aller Hausapotheken
führenden Ärztinnen und Ärzte liegen mit ihrem Umsatz unter diesem
Wert, da in ländlichen Regionen eine zu geringe Bevölkerungsdichte
vorherrscht. Das bedeutet, dass zwei von drei Standorten auch in
ihrer Weiterführung als Arztpraxis akut bedroht sind, wenn die
ärztliche Hausapotheke fällt. Das wird speziell die ganz jungen
Bürgerinnen und Bürger, aber auch die alten und kranken Menschen in
weiten Teilen Österreichs hart treffen."
Wenn dann ganze Orte ohne medizinische Infrastruktur sind, führen
viele Wege statt wie bisher zum wohnortnahen Arzt des Vertrauens
direkt in Krankenhäuser und Pflegeheime, was neben großem
menschlichem Leid auch enorme Folgekosten für das ganze System nach
sich zieht. "Man kann den Verantwortlichen in der Politik daher nur
mitgeben, sich bei der Gesetzgebung und den zur Verfügung zu
stellenden Mitteln an den Bedürfnissen der Bevölkerung zu
orientieren. Dazu gehört es aber auch, die Arbeits- und
Lebensbedingungen aller Medizinerinnen und Mediziner im öffentlichen
Gesundheitssystem so zu gestalten, dass sich diese auch die Ausübung
ihres Berufs noch leisten können", fasst Mag. Leonhart zusammen.
MEDTAX ist das Netzwerk der führenden Ärztesteuerberater in ganz
Österreich. Man versteht sich als Kompetenzzentrum für alle
Berufsgruppen der Ärzte. Zu den Klienten gehören angestellte
Spitalsärzte, Wahlärzte, Kassenärzte, Fachärzte, Zahnärzte und
Turnusärzte, aber auch Praxisgemeinschaften, private Krankenanstalten
sowie andere Berufe im Gesundheitswesen. Insgesamt werden von der
Gruppe zirka 5.000 Ärzte in steuerlichen und betriebswirtschaftlichen
Angelegenheiten vertreten.
Die MEDTAX-Kanzleien:
Ärztetreuhand Dr. Braunschmid, Linz - Graz
Ärzteservice Team Jünger, Innsbruck
"Die Steuerberater", Kenda & Lebersorger, Klagenfurt
Leonhart und Leonhart, Wien
Dr. Scholler & Partner Wirtschaftstreuhand, Wien - NÖ
Homepage: www.medtax.at
Rückfragehinweis:
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