- 23.09.2010, 11:57:13
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Sozialpsychiatrie ist essentiell zur Behandlung der Schizophrenie
"Wiener Vorlesungen zur Sozialpsychiatrie" starteten mit 300 Teilnehmern
Wien (OTS) - Ohne Berücksichtigung sozialpsychiatrischer Aspekte
kann eine erfolgreiche Behandlung von Patienten mit Schizophrenie
nicht gelingen, betonte Johannes Wancata, Univ.-Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie Wien, bei der ersten der "Wiener
Vorlesungen zur Sozialpsychiatrie" am 22.9.2010. Menschen mit
Schizophrenie bräuchten zu einer erfolgreichen Behandlung sowohl
Medikamente und Psychotherapie als auch sozialpsychiatrische
Interventionen. Keine dieser drei Formen der Behandlung könne durch
eine der anderen ersetzt werden, sondern alle drei Formen der
Behandlung seien nötig.
Bei einem Teil der an Schizophrenie Erkrankten komme es zu einer
Heilung, weshalb es falsch sei, dieser Krankheit mit
Hoffnungslosigkeit zu begegnen. Bei einem anderen Teil verlaufe die
Krankheit aber mit wiederkehrenden Rückfällen, wodurch es auch immer
wieder zu Einschränkungen im Alltagsleben komme, wie Arbeitslosigkeit
oder Schwierigkeiten allein zu wohnen.
Die Arbeit mit den Angehörigen der Erkrankten gehöre zu den
zentralen Bausteinen sozialpsychiatrischer Interventionen (auch als
Soziotherapie bezeichnet). Wancata berichtet aus internationalen
Studien: "Durch Angehörigenarbeit kann rund ein Drittel der Rückfälle
innerhalb eines Jahres vermieden werden, was auch die Zahl der
Spitalsaufnahmen verringert." Leider gäbe es in Österreich so wie in
vielen anderen europäischen Ländern noch zu wenig derartige Angebote.
Eine moderne Form der ambulanten Behandlung für schwer und lang
dauend Kranke sei das so genannte "Assertive Community Treatment".
Zentrale Merkmale sind die nachgehende Betreuung auch in der eigenen
Wohnung und eine umfassende Behandlung, die auch die medikamentöse
Behandlung einschließt. Eine solche Organisation der Behandlung "aus
einer Hand" könne die Zahl der Spitalsaufnahmen deutlich vermindern.
Wancata kritisiert, dass in manchen Bundesländern die medikamentöse
Behandlung nicht im Rahmen solcher Behandlungsteams, sondern getrennt
erfolge, was sich auf die Kranken negativ auswirke.
Dieser erste Vortrag der "Wiener Vorlesungen zur
Sozialpsychiatrie", einer Fortbildungsinitiative der
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wien, der
Abteilungen für Psychiatrie des Wiener Krankenanstaltenverbundes, des
Psychosozialen Zentrums ESRA und der Psychosozialen Dienste Wien, war
mit 300 Personen außerordentlich gut besucht. Die Wiener Gesundheits-
und Sozialstadträtin Mag.a Sonja Wehsely eröffnete die Veranstaltung
und wies darauf hin, dass "der Kampf gegen Diskriminierung und
Stigmatisierung psychisch Erkrankter" für die Stadt Wien von größter
Wichtigkeit sei. "Die Stadt steht an der Seite von Betroffenen,
Angehörigen und den mit psychisch Erkrankten arbeitenden
Berufsgruppen", so Wehsely. Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen
Dienste (PSD) Wien, betonte: "Das enorme Interesse an diesem Abend
zeigt wie wichtig eine enge Zusammenarbeit zwischen Universität und
versorgenden Einrichtungen ist."
Nächster Termin:
Prim. Dr. D. Vyssoki: "Sozialpsychiatrie und Psychotraumatologie" Datum: 20.10.2010, 18:00 - 20:00 Uhr Ort: Psychosoziales Zentrums ESRA Tempelgasse 5, 1020 Wien
Rückfragehinweis:
Mag. H. Berger:
harald.b.berger@meduniwien.ac.at; Tel. 0699-100 72 460
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