- 23.09.2010, 09:00:13
- /
- OTS0024 OTW0024
eHealth: Neue Ansätze zur Verbesserung von Transparenz und Zuverlässigkeit von Online Information
Neues EU Projekt unter starker Österreichischer Beteiligung will den Zugang zu vertrauenswürdiger, gesundheitsbezogener Information für PatientInnen und MedizinerInnen vereinfachen.
Wien (OTS) - Das Internet gewinnt zunehmend als Quelle für
Gesundheitsinformationen an Bedeutung. Die WHO Studie "eHealth
Consumer Trends" [1] vergleicht systematisch die gesundheitsbezogene
Internet-Nutzung in sieben Europäischen Ländern und zeigt, dass im
Jahr 2007 52% der befragten Personen regelmäßig
Gesundheitsinformationen im Internet beziehen (10% mehr als im Jahr
2005), und 46% das Internet als wichtige Quelle für solche
Information ansehen. Das ePatient Phänomen auf dem Gesundheitsmarkt
birgt jedoch auch Risiken, denn die Suche nach medizinischen
Informationen erfolgt größtenteils über gängige Suchmaschinen, welche
keinen Hinweis auf die Qualität und Zuverlässigkeit der Suchresultate
bereitstellen. Suchmaschinen positionieren oftmals Diskussionsforen
oder Wikis ganz vorne in den Resultaten [2], und ermöglichen so, dass
ungeprüfte Dokumente aus manchmal fragwürdiger Quelle von den
Suchenden als vertrauenswürdig eingestuft werden. Des weiteren können
herkömmliche Suchmaschinen den Wissensstand der BenutzerInnen nicht
berücksichtigen, was die Suche nach relevanter Information zusätzlich
erschwert: Laien benötigen anders strukturierte Information als
MedizinerInnen, die mit Fachterminologie vertraut sind.
Das am 1. September 2010 im 7. Rahmenprogramm gestartete
Europäische Forschungsprojekt "Knowledge Helper for Medical and Other
Information Users" (KHRESMOI) widmet sich u.a. den oben genannten
Herausforderungen, sowohl im Bereich der Qualitätsprüfung
gesundheitsbezogener Online-Dokumente, als auch bei der Einbeziehung
des Wissensstands der Informationssuchenden. Das Projekt-Konsortium,
12 Institutionen aus 9 Ländern, darunter 3 Österreichische Partner,
hat sich zum Ziel gesetzt, eine mehrsprachige, multimodale Such- und
Zugriffsplattform für gesundheitsbezogene Information im Internet zu
schaffen. Neben der mehrsprachigen Suche nach Dokumenten und Bildern,
sollen Suchresultate auch Kurzzusammenfassungen in der Eingabesprache
der Informationssuchenden beinhalten.
Das Projekt KHRESMOI ermöglicht neben internationalen
Kooperationen auch die Zusammenarbeit von drei angesehenen
Österreichischen Institutionen: der Medizinischen Universität Wien,
der Gesellschaft der Ärzte in Wien und des Information Retrieval
Facility (IRF). Das IRF hat das Projekt initiiert, und ist für die
wissenschaftliche Projektkoordination - die Führung der Forschung und
Technologie-Integration in KHRESMOI - zuständig. Die
Universitätsklinik für Radiodiagnostik der Medizinischen Universität
Wien ist für die Entwicklung von automatischen Bildanalyse-Methoden
für radiologische Bilder zuständig. Diese Klinik und die Gesellschaft
der Ärzte in Wien nehmen als Vertreter von User-Gruppen am Projekt
teil und werden die entwickelten Anwendungen evaluieren.
KHRESMOI wird gesundheitsbezogene Information aus diversen Quellen
analysieren und verarbeiten, um den Zugang zu vereinfachen und zu
verbessern. Die Plattform stützt sich dabei nicht nur auf offen
verfügbare Inhalte, sondern auch auf wissenschaftliche
Veröffentlichungen und diverse Datenbanken, einschließlich
Bilddatenbanken, im medizinischen Feld. Viele der zu integrierenden
Technologien wurden bereits in unterschiedlichen Bereichen angewendet
und evaluiert, nun kommt es auf die gezielte Verbindung von Know-How
an. Es ist die Kombination aus Text- und Bildsuche, semantischer
Analyse, mehrsprachiger maschineller Übersetzungstools und
Frage-Antwort Schnittstellen, die die Innovationskraft der Plattform
ausmacht. "Die Ziele von KHRESMOI stellen eine große
wissenschaftliche und technologische Herausforderung dar. Wir haben
uns aber vorgenommen, die im KHRESMOI entwickelten Suchtechnologien
noch während der Projektlaufzeit dem Publikum und den MedizinerInnen
zur Verfügung zu stellen", betont der wissenschaftliche Koordinator
von KHRESMOI, Dr. Allan Hanbury vom IRF.
Von der KHRESMOI Plattform werden alle nach Gesundheitsinformation
suchenden InternetnutzerInnen profitieren, aber auch MedizinerInnen
und ÄrztInnen, die rasch und effizient Zugriff auf relevante
Information benötigen, wie etwa im Bereich der Radiologie. Gerade
dort sieht man sich zunehmend einer Bilderflut von Röntgen-,
Magnetresonanz- und Computertomographiebildern ausgesetzt, die mit
herkömmlichen Suchtechniken nicht mehr zu bewältigen ist. "KHRESMOI
ist ein spannendes Projekt, mit dem ein wichtiges Problem genau zur
richtigen Zeit angegangen wird: Der Umstieg von klassischen
Röntgenfilmen auf die vollständig digitale Bildarchivierung ist heute
weitgehend abgeschlossen. Gleichzeitig stehen uns neue Instrumente
der Computer Vision zur Verfügung, die ein maschinelles Lernen aus
Millionen von Bilddaten erstmals realistisch ermöglichen.", stellt
Dr. Georg Langs, derzeit am MIT in den USA und ab 2011 Leiter der
Bereiche rund um Bildsuche und Bilderkennung für KHRESMOI an der
Medizinischen Universität Wien, fest.
Im Gegensatz zu anderen Forschungsprojekten im eHealth Bereich,
spezialisiert sich KHRESMOI nicht auf individuelle Patientendaten,
sondern widmet sich der effizienten Verbindung der Wissensbestände
aus der großen Menge gespeicherter, publizierter und online
verfügbarer gesundheitsbezogener Information. ."Das Internet wurde in
den letzten Jahren zu einem unverzichtbaren Bestandteil des
medizinischen Alltags. Eine verbesserte Suche und ein rascheres
Auffinden verlässlicher Informationen haben damit einen direkten
Einfluss auf die Qualität der medizinischen Versorgung.", fasst
Univ.-Prof. Dr. Karl-Heinz Tragl, Präsident der Gesellschaft der
Ärzte in Wien, zusammen.
Aufgrund der starken österreichischen Beteiligung am
multinationalen Forschungsprojekt war es nahe liegend das KickOff
Meeting in Wien zu veranstalten. Am 12. Oktober wird unter Teilnahme
des Vertreters der EU Kommission das Projekt mit einer öffentlichen
Diskussionsveranstaltung gestartet. In Vorträgen und Panels wird
besonders auf die gesellschaftliche Relevanz des Forschungsprojekts
eingegangen. Der Direktor der WHO Abteilung für Knowledge
Management, Dr. Najeeb Al Shorbaji, wird über verschiedene Konzepte
zur Bereitstellung von gesundheitsbezogenem Wissen reflektieren,
bevor Mitglieder des Konsortiums die unterschiedlichen
Anwendungsfelder der KHRESMOI Technologie erläutern.
Über die 3 Österreichischen KHRESMOI-Partner:
Das Information Retrieval Facility (IRF) ist eine in Wien
ansässige, gemeinnützige Forschungseinrichtung, die sich in den
letzten Jahren vor allem als wissenschaftliches Referenzlabor im
Bereich Information Retrieval einen Namen machen konnte. Es wird
seine Expertise in den Bereichen Informationssuche und Evaluierung
von Suchmaschinen in das Projekt einbringen sowie seine
Super-Computing Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Das CIR Lab (Computational Image Analysis and Radiology Lab) an
der Medizinischen Universität Wien ist eine interdisziplinäre
Forschungsgruppe, die sich international aus Wissenschaftlern der
Radiologie, Mathematik, den Computerwissenschaften und der Physik
zusammensetzt. Das CIR Lab forscht an der Schnittstelle zwischen
Medizin, Bildanalyse und Mustererkennung.
Die Gesellschaft der Ärzte in Wien besteht seit 1837 und widmet
sich ganz der Fortbildung und der Vermittlung neuester medizinischer
Forschungsergebnisse. Für KHRESMOI haben sich die Mitglieder bereit
erklärt die wichtige Aufgabe der Evaluation und des Testens der neu
geschaffenen Schnittstellen zu übernehmen
[1] eHealth Trends in Europe 2005-2007: A Population-Based Survey.
J Med Internet Res 2008;10(4):e42
[2] Seeking Health Information Online: Does Wikipedia Matter? JAMIA
2009;16:471-479
Khresmoi KickOff Meeting uAwg: Mag. Manfred Gschwandtner, mailto:info@billrothhaus.at Datum: 12.10.2010, 09:00 - 14:00 Uhr Ort: Billrothhaus (Gesellschaft der Ärzte in Wien) Frankgasse 8, 1090 Wien Url: www.billrothhaus.at
Rückfragehinweis:
Marie-Pierre Garnier
Information Retrieval Facility
Tech-Gate, Donau-City Straße 1, 1220 Wien, Österreich
Tel: +43 1 236 94 74 6069
mailto:mp.garnier@ir-facility.org
http://www.khresmoi.eu
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | IRF