- 17.09.2010, 11:28:12
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HOSI Wien: Jörg Haider war einfach zu feig, offen schwul zu leben!
Wien (OTS) - "Die 'offizielle' Bestätigung, dass der verstorbene
FPÖ-Obmann Jörg Haider schwul war, durch den Wiener
FPÖ-Landtagsabgeordneter Gerald Ebinger, ist zwar nett, aber
interessiert zwei Jahre nach Haiders Tod wohl niemand wirklich mehr;
noch dazu, wo spätestens durch Stefan Petzners Verhalten und Aussagen
in den Wochen nach Haiders Tod dieser Umstand ohnehin für ganz
Österreich offensichtlich wurde und er davor ohnehin fast zwei
Jahrzehnte ein offenes Geheimnis war", erklärt Christian Högl, Obmann
der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien. "Außerdem sind der Anlass
und Ebingers Absicht mehr als fadenscheinig."
Ebinger tätigte die Aussage "Wir sind die einzige Partei, die 17
Jahre von einem Schwulen geleitet wurde. Das hat jeder gewusst"
vorgestern im Wiener Wahlkampf auf einer Podiumsdiskussion der AGPRO
vor vorwiegend homosexuellem Publikum, offensichtlich um schwule und
lesbische Stimmen zu gewinnen. "Es stimmt: Es hat eh jeder gewusst,
vor allem die FunktionärInnen in der eigenen Partei, aber sicherlich
auch viele WählerInnen, insbesondere in Kärnten, und sie haben ihn
trotzdem gewählt", ergänzt HOSI-Wien-Generalsekretär Kurt Krickler.
"Deshalb ist es jetzt kompletter Unsinn zu sagen, die böse
intolerante Gesellschaft sei schuld, dass Haider nicht offen schwul
leben konnte. Haider war einfach zu feig und zu bequem dazu. Mag
sein, dass er mit einem Coming-out auch WählerInnen vor den Kopf
gestoßen und verloren hätte, aber die Zeit war auch in Österreich
schon zu Haiders Lebzeiten reif für einen schwulen Parteiobmann,
dafür müssen andere Parteien jetzt nicht erst kämpfen. Dass sich
Haider und seine Partei für eine 'Don't ask, don't tell'-Politik
entschieden haben, wurde von vielen politisch bewegten Lesben und
Schwulen aber ohnehin begrüßt, denn die Vorstellung, dass
ausgerechnet ein verabscheungswürdiger Populist wie Haider der erste
offen homosexuelle Politiker Österreichs gewesen wäre, ist wohl
ziemlich unerträglich. Deshalb waren wir auch immer froh, dass weder
die Outing-Versuche Elfriede Jelineks 1992 noch jene von Jochen
Herdieckerhoff im Jahr 2000 nachhaltig gelungen sind."
Homosexuellsein reicht nicht
"Gerade das Beispiel Jörg Haider zeigt anschaulich, dass es nicht
relevant ist, ob ein/e Politiker/in offen homosexuell ist oder die
eigene sexuelle Orientierung diskret lebt, sondern viel wichtiger
ist, wofür er oder sie politisch steht und eintritt", betont Högl.
"Die Forderung, homosexuelle PolitikerInnen müssten unbedingt offen
zu ihrer sexuellen Orientierung stehen, ist auch deshalb heute längst
obsolet, da es für junge Lesben und Schwule ohnehin genug andere
offen homosexuell lebende Rollenvorbilder aus anderen Bereichen des
öffentlichen Lebens gibt. Wie bei Frauen in der Politik gilt auch
hier: Schwulsein oder Lesbischsein ist nicht genug, es kommt auf die
politische Ideologie an. Das spüren die WählerInnen aber ohnehin.
Heute wählen Lesben und Schwule wohl kaum eine bestimmte Partei nur
deshalb, weil sie eine offen lesbische Kandidatin oder einen offen
schwulen Kandidaten aufstellt."
"Relevant ist hingegen, ob ein Politiker, der selber homosexuell
ist und dies nicht offen lebt, sich homophob äußert bzw. homophob
agiert", ergänzt Krickler. "Und das hat Haider sehr wohl getan. Er
hat als Nationalratsabgeordneter gegen die Aufhebung
menschenrechtswidriger anti-homosexueller Strafrechtsparagraphen
gestimmt, und er hat seine Parteikollegen nicht zur Ordnung gerufen,
als diese gegen Homosexuelle öffentlich gehetzt haben. Das ist Haider
vorzuwerfen, aber nicht, dass er einen bestimmten Bereich seines
Privatlebens nicht öffentlich gemacht hat."
HINWEIS: Die seinerzeitigen Diskussion um das Outing Jörg Haiders
hat die HOSI Wien auf ihrem Website zusammengetragen:
http://www.hosiwien.at/haiderouting
Das homophobe Sündenregister Haiders und der FPÖ (bis 2000) hat
die HOSI Wien in einem Dossier zusammengestellt, das sie am 29.
August 2000 in Heidelberg den drei von den EU-14 eingesetzten Weisen
überreicht hat. Auch dieses Dossier steht auf dem HOSI-Wien-Website
zum Download bereit: http://www.hosiwien.at/download/Dossier.pdf
Rückfragehinweis:
Kurt Krickler, Generalsekretär, Tel. 0664-5767466
Christian Högl, Obmann, Tel. 0699-118 11 038
office@hosiwien.at, www.hosiwien.at
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