• 19.07.2010, 08:40:54
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WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Achten Sie auf die Warnsignale - Michaela Lexa

Vorlaufindikatoren gehören zur Anlageentscheidung dazu

Wien (OTS) - Alcoa, Intel, JPMorgan, Novartis: Unternehmen, deren
Business nicht unterschiedlicher sein könnte. Und doch haben sie
aktuell eines gemeinsam: Ihre Quartalsergebnisse waren gut bis
phänomenal und wurden an den Börsen entsprechend positiv aufgenommen.
Anlegern bleibt aber auch gar nichts anderes übrig, als nach diesen -
wenn auch dicken - Strohhalmen zu greifen. Denn ein Blick auf die so
genannten Vorlaufindikatoren lässt nichts Gutes erahnen. So ist etwa
der US-Einkaufsmanagerindex der Industrie, der als zuverlässiger
Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den Vereinigten
Staaten gilt, im Juni überraschend auf 56,2 Punkte gefallen. Auch das
New Yorker Industrie-Barometer sank jüngst unerwartet stark. Und zum
Drüberstreuen wird sich nach Ansicht der Finanzexperten auch die
wirtschaftliche Erholung in China und in Deutschland abschwächen. Der
entsprechende ZEW-Index notiert bei 21,2 Punkten - und damit unter
dem historischen Mittelwert von 27,4 Punkten.

Was auffällt: Die Schätzungen der Analysten zu den
Unternehmensergebnissen waren verhaltener, wurden somit übertroffen.
Dagegen wurden die beiden genannten US-Indikatoren vom Markt besser
erwartet. Fazit: Die Vergangenheit wird pessimistischer eingeschätzt,
die Zukunft offensichtlich zu optimistisch. Die fallenden
Vorlaufindikatoren sollten aber ein Warnsignal sein. Denn besagter
US-Einkaufsmanagerindex wanderte bereits Anfang 2008 unter der
50-Punkte-Marke (ab Werten von 50 Zählern wird Wachstum
signalisiert). Wer also damals schon der Börse den Rücken kehrte,
ersparte sich den großen Crash, der im Herbst 2008 nach der Pleite
von Lehman Brothers erfolgte. Umgekehrt funktionierte es auch: Im
Dezember 2008 markierte der Index sein Tief bei 32,5 Punkten: Wer
damals mutig genug war und wieder einstieg, war bei der beispiellosen
Rally ab Anfang März 2009 voll dabei.

Stellt sich jetzt die Frage, ob schon der Verkaufsknopf gedrückt
werden soll. Geht man nur nach dem Einkaufsmanagerindex, ist es zu
früh. Dennoch ist das Barometer in der Wachstumszone. Zudem wird die
laufende Earnings Season wohl mehr positive als negative
Überraschungen bringen. Anleger sollten aber unbedingt auf die
bereits bestehenden Warnsignale achten. Denn schon eine alte
Börsenweisheit sagt: Für die Kursentwicklung einer Aktie ist es
wichtig, was in der Zukunft geschehen wird, und nicht, was heute
geschieht. Glaskugel haben wir zwar alle keine, aber zumindest
Indikatoren, an denen wir uns orientieren können - und sollten.

Rückfragehinweis:
WirtschaftsBlatt
Tel.: Redaktionstel.: (01) 60 117/305
http://www.wirtschaftsblatt.at

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