- 07.07.2010, 11:00:13
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Café Museum sperrt wieder auf
Berndt Querfeld übernimmt das Wiener Traditionscafé - Neue komfortable Innenausstattung - Wiedereröffnung im Herbst
Wien (OTS) - Das Wiener Traditionskaffeehaus Café Museum hat einen
neuen Pächter: Berndt Querfeld. Der entsprechende Vertrag mit
attraktiver Laufzeit konnte vor kurzem unterzeichnet werden. Damit
ist der Fortbestand des legendären Café Museums abgesichert. Die
Wiedereröffnung ist für diesen Herbst geplant.
Mit Berndt Querfeld konnte ein wirtschaftlich erfolgreicher
Cafétier mit großem Branchen-Know-how gewonnen werden, so Prof.
Alexander Rokitansky von der Besitzerfamilie des Kaffeehauses. Die
Ausgangssituation eines leer geräumten Lokals machte es laut
Rokitansky erforderlich, ein Investitionspaket zwischen Querfeld und
der Besitzerfamilie auszuverhandeln und zu schnüren. Damit steht der
Wiedereröffnung des Café Museums nun nichts mehr im Wege.
Berndt Querfeld betreibt mit seiner Familie die Traditionscafés
Landtmann, Mozart, Hofburg sowie das Café Residenz in Schönbrunn und
startet ab sofort mit den Umbaumaßnahmen im Café Museum. "Wir wollen
die Tradition wahren und dennoch die Zukunft begehen. Deshalb haben
wir uns entschlossen, keine Experimente zu machen und dem Café Museum
seine Gemütlichkeit zurück zu geben", erläutert Querfeld anlässlich
der Pressekonferenz vom 7. Juli 2010.
Das Investitionsausmaß in die Einrichtung und Neumöblierung
beziffert Querfeld mit rund einer halben Million Euro. Zu den
bedeutsamsten Neuerungen zählt die Installierung von bequemen
Sitzlogen. Auch eine neue Qualität der Öffnungszeit von 7.30 bis 24
Uhr wird es geben. Das Kaffee- und Speisenangebot wird nicht nur
erstklassige Kaffeespezialitäten, traditionelle Kaffeehausschmankerln
- von der Schinkenrolle bis zum Tafelspitz - umfassen, sondern auch
die köstlichen, hausgemachten Mehlspeisen aus Landtmanns Feiner
Patisserie beinhalten. Die Kapazität des Café Museums ist für rund
200 Gäste dimensioniert.
Wiens Kaffeehauslandschaft
Obwohl mit rund 2600 Lokalen die Zahl der Wiener Kaffeehäuser seit
Jahren konstant bleibt, ist die Branche laufend in Bewegung. Jedes
Jahr wechselt etwa ein Fünftel der Cafés seinen Betreiber und bringt
neue Impulse für die Wiener Gastronomie. Gleichzeitig steigt der
Bedarf an Finanzmitteln, da die Übernahme eines Cafés mit hohen
Kosten für Umbauten und Neuanschaffungen verbunden ist. Allein im
ersten Halbjahr dieses Jahres haben sich mehr als 400 Gastronomen -
viele davon Cafétiers - beim Förderreferat der Wirtschaftskammer Wien
über Kredit- und Fördermöglichkeiten informiert. Mit der vor kurzem
gemeinsam mit der Stadt Wien aufgestockten Kleinkreditaktion bietet
die Wirtschaftskammer Wien unbürokratische und rasche Hilfe für
Jungunternehmer, Gründer und Übernehmer, um ihnen den Start einer
erfolgreichen Karriere als Cafétier zu ermöglichen. "Die Wiener Cafés
liegen der Wirtschaftskammer besonders am Herzen, denn die
Kaffeehäuser sind aus der Wirtschaft ebenso wenig wegzudenken wie aus
dem Leben der Stadt", sagt Brigitte Jank, Präsidentin der
Wirtschaftskammer Wien. Und Jank weiter: "Viele geschäftliche
Besprechungen und Termine werden kurzerhand im Café erledigt. Und
diese Wiener Eigenart wirkt sich immer wieder positiv auf
Geschäftsabschlüsse auch mit internationalen Kunden aus. Die
Fortführung des Café Museums trägt dazu bei, die Wiener
Kaffeehauskultur zu stärken und den Imagefaktor für Wien und die
Wiener Wirtschaft als Tourismusstadt zu festigen."
Gemütlichkeit als Qualitätsfaktor
Der Grundstein für das Café Museum wurde 1898 gelegt, als Adolf
Loos die Planungsarbeiten für die Innenausstattung aufnahm. Eröffnet
wurde das Kaffeehaus 1899.
Der in Brünn als Sohn eines Bildhauers am 10. Dezember 1870
geborene Adolf Loos fand seinen Platz in der Geschichte als
Wegbereiter der klassischen Moderne. Sein bekanntestes Bauwerk, das
Looshaus, ziert noch heute den Wiener Michaelerplatz. Einen
Achtungserfolg brachte dem Architekten die Innenausstattung des Café
Museums ein.
Im Gegensatz zu der damals vorherrschenden ornamentalen
Kunstrichtung der Wiener Secession setzte Loos auf Einfachheit und
klare Formen. Er verzichtete auf jegliches dekorative Beiwerk, das
Anfang des 20. Jh. von der Bevölkerung als revolutionär eingestuft
und mit Interesse verfolgt wurde. Das Café Museum wurde bald zum
beliebten Treffpunkt für Künstler, Literaten, Maler und andere
Persönlichkeiten. Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Robert
Musil verkehrten im Café Museum ebenso wie Karl Kraus, Peter
Altenberg, Franz Lehar oder Otto Wagner.
Anfang 1930 wurde die Innenausstattung des Kaffeehauses vom
Architekten und Designer Josef Zotti verändert. Er war ein Schüler
des legendären österreichischen Architekten und Designer Josef
Hoffmann. Zotti setzte der Loos'schen Einfachheit die Gemütlichkeit
mit Sitzlogen und Bänken entgegen. Und die Gäste nahmen diesen Wandel
an. Die Gemütlichkeit im Kaffeehaus wurde zum Qualitätsfaktor. 2003
kam es zu einer Rückkehr ins Einfache. Bugholzsessel ersetzten Bänke
und Sitzlogen. Das irritierte so manchen Stammgast. Ende 2009 musste
das Café Museum geschlossen werden. Und es drohte das Aus eines weit
über hundert Jahre bestehenden Wiener Traditionscafés.
Rückfragehinweis:
Hubert Greier
Tel.: 01/526 26 76-952
Mail: hubert.greier@echo.at
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