Kokoschka-Sammler vergangenen Samstag verstorben
Wien (OTS) - Wie ich soeben von seiner Tochter Christine erfahren
habe, ist Peter Knize am vergangenen Samstag im Alter von 86 Jahren
verstorben.
"Mit Peter Knize verbindet mich eine jahrzehntelange Freundschaft.
Er war für mich eine der faszinierendsten Persönlichkeiten, weil in
ihm das Schicksal eines Emigranten geradezu idealtypisch die
kulturelle Kluft, aber auch die Brücken zwischen dem alten Europa und
den USA sichtbar gemacht hat.
Peter Knize stammt aus der alten Herrenschneidereidynastie, die
sich spätestens mit der Errichtung und Ausstattung ihres Wiener
Geschäftes durch Adolf Loos (1910) in die Kunstgeschichte
eingeschrieben hat. Über Adolf Loos und seinen eigenen Vater wurde
Peter Knize der Besitzer der größten Sammlung von frühen Porträts
Oskar Kokoschkas. Diese Sammlung hat er immer als ein Vermächtnis
angesehen und alles unternommen, um diese Hauptwerke des Wiener
Frühexpressionismus in wichtigen Museen unterzubringen und damit der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Heute befinden sich diese Bilder
in der Neuen Galerie und dem MoMA in New York, ebenso wie im National
Museum of Western Art in Tokio.
Peter Knize hat - mindestens - zwei Leben geführt: Mit seiner Frau
Lili lebte er in Connecticut und Miami das Leben eines typischen
Amerikaners. Wie aus dem Bilderbuch abgezeichnet haben wir
Weihnachten und Thanksgiving in den USA gefeiert. Der Christbaum war
aus Plastik, die elektrischen Kerzen flackerten künstlich. Peters
Füße steckten in dicken Moonboots. Jeans und ein kariertes Wollhemd
kleideten ihn, während er mir vom Kampf mit der Natur, mit den Bibern
und den unkontrollierten Stauseen in seinem großen Garten erzählt
hat. Besonders stolz war er auf die indianische Herkunft seiner Frau
und die Erweiterung seines Horizonts, der ohnehin schon längst
jegliches eurozentrisches Weltbild hinter sich gelassen hat.
Ganz anders in Wien: Hier war er stets in feinstes Tuch gekleidet und
wir diskutierten über Karl Kraus und Kokoschka, über Loos und die
untergegangene Welt der jüdischen Kultur, die Österreich und der Welt
soviel geschenkt hat. Noch vor wenigen Monaten hat er mit seiner Frau
Lili das 60jährige Jubiläum ihrer Ehe vor dem Verduner Altar in
Klosterneuburg begangen.
Mit Peter Knize verlieren wir einen eminenten Zeitzeugen der
österreichischen Kulturgeschichte. Wir drücken seiner Frau Lili, den
Kindern Christine und Fred unser größtes Mitgefühl aus. Die Albertina
wird Peter Knize immer ein würdiges Andenken bewahren."
Klaus Albrecht Schröder
Direktor der Albertina
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Mag. Verena Dahlitz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Albertinaplatz 1, 1010 Wien Tel.: +43(0)1 534 83-510 mailto:v.dahlitz@albertina.at www.albertina.at
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