- 21.06.2010, 12:52:30
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Wiener Interventionsstelle: gemeinsame Obsorge kann problematisch sein
ExpertInnen bei 15. Fachtagung besorgt um Schutz von Kindern bei häuslicher Gewalt
Wien (OTS) - Äußerst besorgt um den Schutz von Kindern und
 Jugendlichen zeigten sich über hundert ExpertInnen aus Deutschland,
 der Schweiz und Österreich, die am Wochenende in Wien ihre 15.
 Fachtagung zur Prävention von Gewalt in der Familie beendeten: "Wir
 beobachten die gefährliche Tendenz, dass der Schutz der Kinder vor
 häuslicher Gewalt zunehmend in den Hintergrund gerät. In der
 aktuellen Debatte ist v.a. die Rede von Väterrechten. Von den Rechten
 der Kinder auf ein gewaltfreies Leben ist derzeit wenig zu hören",
 zeigt sich die Veranstalterin Rosa Logar von der Wiener
 Interventionsstelle besorgt. Die Erfahrungen in Deutschland mit der
 automatischen gemeinsamen Obsorge sind im Bereich häuslicher Gewalt
 alles andere als gut. Väter würden sogar nach der Scheidung die
 gemeinsame Obsorge behalten, wenn es zu Gewalt gekommen sei. Die Last
 zu beweisen, dass Kinder durch die Gewalt direkt und indirekt
 betroffen sind, liege dann beim Kind bzw. bei der Mutter. "Immer mehr
 Kinder und Jugendliche werden zu Kontakten zum Vater gedrängt und
 sogar gezwungen, selbst wenn dieser in der Familie Gewalt ausgeübt
 hat", so Logar weiter. Das verstoße eindeutig gegen die UN
 Kinderrechtskonvention - dort sei vom Recht der Kinder auf Kontakt zu
 beiden Eltern die Rede, nicht aber von einer diesbezüglichen Pflicht
 des Kindes.
GewaltschutzexpertInnen fordern automatische Aussetzung von Obsorge-
 und Besuchsrechten bei häuslicher Gewalt
"Statistiken von Polizeieinsätzen zeigen, dass die Opfer
 häuslicher Gewalt zu über 90% Frauen und Kinder sind", so Rosa Logar.
 Kinder und Jugendliche seien direkt und indirekt immer mitbetroffen.
 Die Gewaltausübung schade dem Kindeswohl auch, wenn "nur" die Mutter
 misshandelt und bedroht werde, so der einhellige Tenor der
 ExpertInnen der Fachtagung. Dies müsse von den Gerichten und Behörden
 endlich anerkannt werden. "Wir fordern, dass es sofort und von Amts
 wegen zu einer automatischen Aussetzung von Obsorge- und
 Besuchsrechten kommt, wenn es Hinweise auf häusliche Gewalt gibt", so
 Rosa Logar. Es könne nicht sein, dass die Beweislast bei den Kindern
 und Jugendlichen liege und dass Gerichte sich mit Entscheidungen Zeit
 lasse. Es müsse in jedem Fall zu einer genauen Prüfung des
 Kindeswohls unter Einbeziehung der Erfahrungen der
 Opferschutzeinrichtungen kommen, bevor Obsorge- oder Besuchrechte
 gewährt werden. Sonst bestehe die ernste Gefahr, dass Kinder weiter
 Gewalt erleiden", fordern die GewaltschutzexpertInnen.
Verpflichtendes Anti-Gewalt-Training gefordet
"Gewaltausübende Väter sollen von Pflegschaftsgerichten zu einem
 Anti-Gewalt-Training verpflichtet werden und erst nach der
 Absolvierung solle darüber entschieden werden, ob Besuchskontakte im
 Kindeswohl seien", so Rosa Logar.
"Wir ersuchen die Bundesministerin für Justiz dringend, sich
 dieses Problem des Schutzes von Kindern vor Gewalt ernsthaft
 anzunehmen und keine gemeinsame Obsorge und keine Besuchskontakte bei
 Gewalt zuzulassen", fordern österreichische ExpertInnen. Bei der
 Enquete, die diese Woche im Parlament stattfindet und bei weiteren
 Beratungen, müssten Einrichtungen, die im Bereich der Prävention von
 häuslicher Gewalt tätig sind, verstärkt einbezogen werden.
Rückfragehinweis:
Pressekontakt: Dr. Maria Publig, Tel: +43-676/930 57 08 e-mail: mpublig@gmail.com, www.interventionsstelle-wien.at Fachfragen: DSA Rosa Logar, Tel: +43-664/311 94 58 e-mail: rosa.logar@interventionsstelle-wien.at www.interventionsstelle-wien.at
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