- 16.06.2010, 11:54:44
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Rückkehr zum menschlichen Maß nach Leopold Kohr
Haslauer: Film über den Träger des Alternativen Nobelpreises aus Salzburg porträtiert Leben und Wirken Kohrs
Salzburg (OTS) - Am Montag, 14.Juni, fiel in Salzburg und in
Oberndorf - dem Geburtsort des Filmprotagonisten Leopold Kohr - die
erste Filmklappe zur TV-Dokumentation "Small is beautiful - Rückkehr
zum menschlichen Maß - Leopold Kohr". Der Film porträtiert Leben und
Wirken des Trägers des Alternativen Nobelpreises Leopold Kohr und
wird in der ORF-Sendereihe "Menschen und Mächte" ausgestrahlt.
Darüber informierte LH-Stv. Dr. Wilfried Haslauer heute, Mittwoch,
16. Juni, in einem Informationsgespräch.
Mit finanzieller Unterstützung der Salzburger Filmförderung und
eines Mitproduktionsbeitrags aus dem Budget der Kulturellen
Sonderprojekte im Ressort von LH-Stv. Haslauer dreht ein Filmteam der
Ran-Film für die ORF-Sendereihe "Menschen und Mächte" unter der Regie
des steirischen Filmregisseurs Alfred Ninaus eine aufwändige
Fernseh-Dokumentation über das weltweite Wirken des großen
Salzburgers Leopold Kohr, der 1983 für sein gesamtwissenschaftliches
Werk "Rückkehr zum menschlichem Maß" unter dem Schlagwort "Small is
beautiful" mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
Bereits zu Beginn seines Wirkens fand Leopold Kohr durch die früheren
Salzburger Landeshauptmänner Dr. Hans Lechner und Dr. Wilfried
Haslauer besonders starke Unterstützer zur Verwirklichung seiner
Ideen. "Das Filmteam begibt sich auf die weltweiten Spuren dieses
Weltbürgers, um dieser einzigartigen Salzburger Persönlichkeit mit
einem umfassenden filmischen Porträt gerecht zu werden", betonte
LH-Stv. Haslauer.
Der etwa 45-minütige Film wird unter der Regie von Fritz Kalteis
und Alfred Ninaus gedreht, das Buch verfassten Dr. Eduard Gugenberger
und Fritz Kalteis, an der wissenschaftlichen Beratung wirkten Dr.
Eduard Gugenberger und Prof. Alfred Winter, Leiter der Kulturellen
Sonder-projekte des Landes Salzburg, mit.
Der Film zeichnet auf Originalschauplätzen mit Schauspielern den
Lebensweg Leopold Kohrs nach: von seinem Geburtsort, der
Stille-Nacht-Gemeinde Oberndorf bei Salzburg, über das Studium in
Innsbruck weiter in die Welt nach Spanien, Amerika, in die Karibik,
die keltische Welt und schließlich wieder zurück nach Österreich in
die Region Hohe Tauern. Anhand von historischen Archivaufnahmen,
Bildern und Schriften wird die Zeit, in der Kohr lebte, lebendig: das
zerrüttete und schließlich in die faschistische Diktatur abgleitende
Österreich der 1930er Jahre, die Konfrontation mit dem American Way
of Life, die Karriere als Wirtschaftsprofessor, die sich auflösenden
Kolonialreiche in der Karibik, das regionalistisch erwachende
Keltentum im walisischen Aberystwyth. Experten erörtern Kohrs Lehren,
auch seine Gegner kommen zu Wort.
Zwischen den biografischen Blöcken und thematisch von ihnen
abgeleitet wird die Welt, wie Kohr sie ersehnte, gezeigt. Denn es
gibt sie, die Lebendigkeit in der Kleinheit und Überschaubarkeit: von
der Schuhmanufaktur im Waldviertel über das Entwicklungslabor für
Elektroautos in der Schweiz und die kulturelle Selbstfindung der
Waliser bis zum Nachhaltigkeits-Vorzeigedorf Steinbach an der Steyr
und dem Kulturverein Tauriska in Neukirchen am Großvenediger. Die
Blöcke werden von kurzen Sequenzen mit schnell geschnittenen
Nachrichten-Beiträgen, die das Folgende in einen aktuellen und
brisanten Bezug setzen, getrennt.
Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf dem, was von Leopold Kohr
und seinen Ideen blieb. Der Film zeigt, dass Kohrs Vorstellungen vom
menschlichen Maß heute aktueller sind denn je. Dies wird anhand von
Beispielen sichtbar. Den Rahmen dabei bildet das abenteuerliche Leben
Leopold Kohrs. Ein erster Anknüpfungspunkt ist Anguilla, eine kleine
Karibikinsel, die Anfang 2007 durch die Bawag-Affäre in die
Schlagzeilen geriet. Vom British Empire heute als Nobelabsteige und
Steuerparadies missbraucht, war sie in den 1960er Jahren ein
erfolgreiches Modell für einen funktionierenden Kleinstaat. Der Vater
des Modells war Leopold Kohr, der damals im Alter von 58 Jahren noch
zum Revolutionär wurde.
Im Rückblick werden Leopold Kohrs Kindheit und Jugend in Salzburg
und in Oberndorf betrachtet. Kohr gewann hier ein nachhaltiges Gefühl
für das menschliche Maß - und vermaß es auch gleich räumlich: die
Entfernung von Oberndorf nach Salzburg, 22 Kilometer, war für ihn der
Radius seiner Welt. Scherzhaft wird dieses räumliche Maß menschlichen
Glücks heute "ein Kohr" genannt. Aufgrund seines Widerstandes gegen
die Nazis wäre Kohr beinahe der Gestapo ins Netz gegangen, floh aber
rechtzeitig. Kohr sah die grundsätzliche Gefahr, die von
übermächtigen politischen und wirtschaftlichen Konstrukten ausgeht.
1951 erschien sein Hauptwerk "The Breakdown of Nations".
Die tatsächliche Chance zur Umsetzung seiner Ideen - eine Art
Revolution der Kleinheit - bot Anguilla. Die kleine Insel in der
Karibik mit ihren 6.000 Einwohnern hatte sich vom britischen
Kolonialreich losgesagt und probte die Unabhängigkeit. Das Mutterland
und alle Experten sahen das Experiment zum Scheitern verurteilt. Doch
dank Kohrs Anleitung erblühte eine autonome und autarke Wirtschaft
und Gesellschaft. Bis die britischen Truppen der Bewegung den Garaus
machte. Doch die Idee einer nicht auf großen Ideologien, sondern auf
regionalen Ideen aufgebauten Gesellschaft bildete die Grundlage der
in den folgenden Jahren erblühenden regionalistischen Bewegungen im
westlichen Europa. Heute ist regionalistisches Denken ein welt-weites
Phänomen. Das Europa der Regionen ist lebendiger denn je.
Erst spät erlangte Kohr eine größere Breitenwirkung: Fritz
Schumacher (gestorben 1977) machte 1973 mit seinem Buch "Small Is
Beautiful" Kohrs Ideen populär. 1983 erhielt Kohr den Alternativen
Nobelpreis. In Salzburg gründete Kohr zur Umsetzung seiner Ideen den
Kulturverein Tauriska. Heute halten Tauriska und vor allem die
Leopold-Kohr-Akademie die Ideen von Leopold Kohr hoch und setzen sie
praktisch um. Die Umsetzung von Kohrs Ideen in der Gegenwart bildet
einen Schwerpunkt des Films. So etwa wird als Beispiel in Österreich
das Nachhaltigkeitsdorf Steinbach und der Steinbacher Weg gezeigt.
Die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen geben
Kohr Recht: Staaten zerfallen, Großbanken schlittern von einer Krise
in die nächste, die kleinen, angeblich zum Aussterben verurteilten
Kulturen blühen auf, und Regionalität wird nicht nur im
Lebensmittelhandel vom Schlagwort zur Tatsache. Der Film zeigt, wie
Kohrs Ideen von Oberndorf aus die Reise um die Welt angetreten haben,
in vielen Ländern ihre Spuren hinterließen und in Gestalt des
Kulturvereins Tauriska und der Leopold-Kohr-Akademie wieder nach
Salzburg zurückkehrten. Salzburg könnte dank Kohrs Erbe und dank des
Engagements seiner Nachfolger zum Ausgangspunkt einer neuen, auf das
menschliche Maß aufgebauten Welt werden.
Rückfragehinweis:
Landespressebüro Salzburg
Dr. Roland Floimair
Tel.: (0662) 80 42 / 23 65
mailto:landespressebuero@salzburg.gv.at
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