- 04.06.2010, 10:00:01
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ORF-RSO Wien im Juni: Jeanne d'Arc mit Johanna Wokalek und 102 Orchesterminiaturen
Wien (OTS) - Im Juni spielt das ORF-Radio-Symphonieorchester Wien
sechs Konzerte - auf dem Programm stehen eine "Klassische Verführung"
mit Weills 1. Symphonie im ORF-RadioKulturhaus (8.6.), die
österreichische Erstaufführung von Hartls "Konzert für Schlagwerk und
Orchester op. 23" (Wiener Konzerthaus, 11.6.), Honeggers "Johanna auf
dem Scheiterhaufen" im Brucknerhaus (16.6.) und im Musikverein
(17.6.), das Abschlusskonzert der Dirigentenklassen (Musikverein,
23.6.) und das Saisonabschlusskonzert "40 Jahre ORF
Radio-Symphonieorchester Wien" am 25. Juni im ORF-RadioKulturhaus.
Am 8. Juni wird im ORF-RadioKulturhaus die Möglichkeit geboten, im
Rahmen einer "Klassischen Verführung" mit Moderator Wilhelm Sinkovicz
und Dirigent Peter Eötvös die 1. Symphonie von Kurt Weill und ihre
Geschichte näher kennenzulernen. Die Veranstaltung beginnt um 19.30
Uhr. In Kooperation mit dem Wiener Stadtschulrat findet am Vormittag
(11.00 Uhr) auch eine Schülervorführung statt. Denkt man "Kurt
Weill", sagt man "Dreigroschenoper". Doch dieses faszinierende
Musiktheater-Genie des 20. Jahrhunderts hat auch in der "Gattung des
19. Jahrhunderts", der Symphonie, Einzigartiges geschaffen hat. Das
Musikstudium in Berlin hatte Weill 1919 abgebrochen. Er lernte die
Theaterpraxis lieber direkt an der Quelle - im Theater. Ein Jahr
später nahm ihn Ferruccio Busoni in seine Kompositionsklasse auf.
Beflügelt von der großen Künstlerpersönlichkeit schrieb Weill von
April bis Juni 1921 seine 1. Symphonie, die er aber nicht zur
Aufführung freigab. Erst 1957 - während des 2. Weltkrieges hatten
Freunde Weills die Partitur versteckt gehalten - wurde die Symphonie
in Hamburg uraufgeführt.
Weills 1. Symphonie steht auch am 11. Juni im Wiener Konzerthaus
auf dem Programm des RSO, das an diesem Abend unter Peter Eötvös, dem
1. Gastdirigenten des Orchesters, spielt. Ö1 überträgt das Konzert
live ab 19.30 Uhr. Weiters sind Witold Lutoslawskis "Konzert für
Orchester" und die österreichische Erstaufführung der dreisätzigen
Fassung von Bruno Hartls "Konzert für Schlagwerk und Orchester op.
23" zu hören. Solist am Schlagzeug ist Martin Grubinger. Bruno Hartl
über sein Werk: "Anfänglich sollte das Konzert für Schlagzeug nur ein
Marimbafonkonzert werden, das ich auf Wunsch des Solisten aber
schließlich um Vieles an Schlaginstrumenten erweiterte ... Als ich
mir in meinem Skizzenbuch ein erstes Konzept zurechtlegte, war mir
sofort bewusst, dass ich inhaltlich kein programmatisches Stück
schreiben wollte. Vielmehr interessierte mich das Experiment, jedem
einzelnen Solo-Schlaginstrument ein eigenes Thema oder Motiv zu
widmen, um aus ihnen eine strukturelle Basis zu erfinden. Es entstand
eine Vielzahl von Einzelteilen, welche ich anschließend
zusammensetzte und sie bewusst in klassisch anmutende Formen setzte.
Die so ineinander greifenden Teile von Variationen, Ostinati und
Ronden sollten an ein splittriges Puzzlespiel erinnern, dessen
Zusammensetzung zwar kompliziert, aber dennoch logisch zu verfolgen
wäre."
Ein besonderes Highlight ist die Aufführung von Arthur Honeggers
"Johanna auf dem Scheiterhaufen" ("Jeanne d'Arc au bucher"). Das
Oratorium wird am 16. Juni im Linzer Brucknerhaus und am 17. Juni im
Rahmen der "Wiener Festwochen" im Musikverein aufgeführt - beide Male
wird die Johanna von Johanna Wokalek gegeben, Beginn ist jeweils um
19.30 Uhr. Weitere Mitwirkende sind Hendrickje van Kerckhove, Yu
Guanqun, Maria Radner, Herbert Lippert, Dan Paul Dumitrescu, Adelheid
Picha, Peter Matic, Joseph Lorenz, Gerd Böckmann, die Wiener
Sängerknaben und der Wiener Singverein. Eine weitere Aufführung gibt
es am 12. August bei den Salzburger Festspielen mit Fanny Ardant als
Jeanne d'Arc. Alle drei Veranstaltungen werden von Bertrand de Billy
dirigiert, in Ö1 ist der Mitschnitt aus Wien am 18. Juni ab 19.30 Uhr
zu hören. "Die Musik muss ihren Charakter ändern, sie muss offen,
natürlich und hoch attraktiv werden; das Volk pfeift auf die Technik
und die zu verfeinerte Form. In 'Johanna auf dem Scheiterhaufen' habe
ich versucht, für den Mann von der Straße und gleichzeitig für einen
Musiker interessant zu sein." In seinem "dramatischen Oratorium" -
1934/35 komponiert - hat Arthur Honegger eine Ausdrucksform gefunden,
die er schon lange suchte, "eine Form des Theaters, die keine Oper
ist, sondern eine Synthese aller Elemente einer Theatervorstellung
mit dem gesprochenen Text." Zentraler Ort der Handlung ist der
Scheiterhaufen, auf dem Johanna zuletzt Minuten der Wahrheit
durchlebt. Der Mönch Dominik, der ihr beisteht, begleitet sie in
flash-backs durch die schicksalhaften Stationen ihres Lebens und
lässt den Weg, der zum Tod auf dem Scheiterhaufen führte, sowohl in
religiösen Visionen als auch in teils grotesken Volksszenen lebendig
werden.
Wie jedes Jahr bietet das ORF-Orchester beim Abschlusskonzert der
Dirigentenklassen der Universität für Musik und darstellende Kunst in
Wien auch heuer wieder den jungen Musiker/innen die Gelegenheit, sich
mit einem professionellen Ensemble zu präsentieren. Das Konzert im
Musikverein am 23. Juni beginnt um 19.30 Uhr. Auf dem Programm stehen
Werke von Richard Strauss (Tae-Jung Lee), Antonin Dvorak (Hao Wei
Huang), Igor Strawinsky (John Lidfors) und Claude Debussy (Gergely
Madaras).
Den Abschluss der Saison "40 Jahre ORF Radio-Symphonieorchester
Wien" begeht das Orchester am 25. Juni im ORF-RadioKulturhaus mit der
Aufführung der von österreichischen Komponistinnen und Komponisten
zum Geburtstag geschenkten Orchesterminiaturen - eine Sammlung, die
auch über rso.ORF.at sowie oe1.ORF.at nachhörbar ist. Das Konzert
beginnt um 19.30 Uhr, es dirigiert Gottfried Rabl. Als krönenden
Abschluss der Geburtstagssaison feiert das RSO Wien in seiner
Heimstatt, dem Großen Sendesaal des ORF-RadioKulturhauses, und lässt
live die Kompositionen der Gratulant/innen nochmals Revue passieren.
102 Meisterwerke im Miniaturformat von je zirka einer Minute, aber im
Maximalformat des Großen Orchesters: Noch nie gab es eine derart
umfassende Sammlung österreichischer komponierender Stimmen von A bis
Z, von Peter Ablinger bis Mia Zabelka, für einen Klangkörper dieser
Größenordnung. Momente von Friedrich Cerha sind ebenso vertreten wie
der Tarzanschrei für Orchester, ein Wutmarsch und ein Glühender Stern
oder Olga Neuwirths only an end und Kurt Schwertsiks Versuch einer
Kasperlmusik. Schwertsik, der am 25. Juni seinen 75. Geburtstag
feiert, steht außerdem ab 22.45 Uhr in Ö1 im Mittelpunkt einer Langen
Nacht der neuen österreichischen Musik. Details zum Konzertprogramm
des RSO Wien sind abrufbar unter http://rso.orf.at (ih)
Rückfragehinweis:
ORF Radio Öffentlichkeitsarbeit
Isabella Henke
Tel.: (01) 501 01/18050
mailto:isabella.henke@orf.at
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