Branche befürchtet massive Störungen durch Mobilfunk und wirtschaftlichen Schaden durch fehlende Planungssicherheit von Großveranstaltungen

Wien (OTS) - Die problematische Situation:
Durch die Umstellung des terrestrischen Fernsehens auf digitale
Übertragung wurden im Bereich 790 bis 862 MHz Frequenzen frei, die
als "digitale Dividende" bezeichnet werden. Diese TV-Frequenzen
wurden frei, da nunmehr beim terrestrischen digitalen Fernsehen vier
Programme gleichzeitig auf einem einzigen Fernsehkanal übertragen
werden können. Mobilfunker wie auch Rundfunkbetreiber beanspruchen
die frei werdenden Frequenzen für sich. Aber auch drahtlose Mikrofone
benutzen weltweit denselben Frequenzbereich wie TV-Sender. Nunmehr
wurde von Verkehrsministerin Bures und Staatssekretär Dr. Ostermayer
Ende April entschieden, die Digitale Dividende der Mobilfunkbranche
zuzuteilen und an diese zu versteigern.
Der Frequenzbereich von 790 bis 862 MHz ging somit für die
TV-Sender verloren. Dies bedeutet aber gleichzeitig auch für alle
Nutzer drahtloser Mikrofone, die bisher ebenfalls in diesem Bereich
gearbeitet haben, den Verlust von rund 60 Frequenzen, auf denen
Funkmikrofone bisher eingesetzt werden konnten. Die Folgen sind
fatal, werden doch Funkmikrofone nicht nur im Theater, in
Musicalbühnen ("König der Löwen"), in Konferenzsälen, in Radio- und
TV-Studios (man denke nur an die Sendung "Wetten, dass"), bei
Open-Air-Veranstaltungen oder auf Film-Sets eingesetzt, sondern auch
bei Veranstaltungen in Einkaufszentren, bei Sportveranstaltungen, bei
Wahlveranstaltungen, in den Mehrzweckhallen der Städte oder in den
meisten Kirchen. Aber auch Funkkopfhörer und drahtlose Hörhilfen sind
davon betroffen.
Die gesamte diesbezügliche Branche hat sich daher schon vor zwei
Jahren zu Wort gemeldet und auf die Notwendigkeit des Erhaltes
zumindest eines Teiles dieser Frequenzen hingewiesen, um in dieser
stetig wachsenden Branche auch weiterhin einigermaßen befriedigende
Arbeitsbedingungen sicher zu stellen.
Nüchtern müssen wir feststellen: Knapp 25 % aller in der gesamten
österreichischen Veranstaltungsbranche verwendeten drahtlosen
Mikrofone haben in diesem Frequenzbereich gearbeitet und dürfen dort
künftig nicht mehr eingesetzt werden. Damit verschlechtern sich die
Arbeitsbedingungen dieser Branche, aus der drahtlose Mikrofone nicht
mehr wegzudenken sind, ganz drastisch.
Die Gründe:
1. Alle bisher im Bereich der Digitalen Dividende arbeitenden
Funkmikrofone müssen zu Frequenzen unterhalb von 790 MHz ausweichen.
Damit gehen rund 60 nutzbare Frequenzen, auf denen sie bisher
eingesetzt werden konnten, für immer verloren.
Im Bereich unterhalb von 790 MHz ergeben sich damit eine deutliche
Erhöhung der Nutzungsdichte der Frequenzen und damit auch eine
geringere Störsicherheit.
2. In Deutschland war die Digitale Dividende der vorwiegend
genutzte Frequenzbereich für drahtlose Mikrofone. Da nun in diesem
Bereich nicht mehr gearbeitet werden darf, müssen alle deutschen
Veranstaltungsfirmen nicht nur neue Geräte anschaffen, sondern auch
genau in jenen Frequenzbereich ausweichen, in dem ohnedies schon
jetzt 75 % der österreichischen Funkmikrofone arbeiten, was die
Nutzungsdichte noch einmal erhöht. Viele österreichische Veranstalter
beauftragen nämlich (leider !) deutsche Firmen mit der technischen
Durchführung großer Events. Zahlreiche deutsche Firmen arbeiten daher
ständig in Österreich, wodurch die Frequenzknappheit noch deutlicher
spürbar ist.
Die Theater- und Veranstaltungsbranche muss daher an das
Verkehrsministerium und die im Bundeskanzleramt angesiedelte RTR
(Rundfunk- und Telekom- Regulierungsbehörde) als die für die
Frequenzzuteilung zuständigen Behörden folgende Forderungen stellen,
um unter den neuen Umständen der Theater- und Veranstaltungsbranche
ein einigermaßen störungsfreies Arbeiten und vor allem
Planungssicherheit zu gewährleisten:
Neuordnung der Frequenzzuteilung unter folgenden Gesichtspunkten:
1. Die Lücke von 820 bis 832 MHz innerhalb der Digitalen Dividende
soll der Veranstaltungsbranche (künftig PMSE genannt) zur alleinigen
Nutzung zugeteilt werden.
2. Unterhalb von 790 MHz soll ein 100 MHz breiter Frequenzbereich
zur ausschließlichen Nutzung durch PMSE vorgesehen werden.
3. Der Bereich von 470 bis 790 MHz (ausgenommen jener 100 MHz
breite Bereich von Punkt 2.) soll wie bisher von PMSE in Abstimmung
mit den Rundfunkanstalten genutzt werden.
4. Die Veranstaltungsbranche muss den Status eines Primärnutzers
erhalten.
Nutzer von Funkmikrofonen haben derzeit nur den Status von
Sekundärnutzen. Damit genießen sie aber keinerlei Schutz betreffend
ihre genutzten Frequenzen, werden auf der Weltkonferenz, auf der die
Verteilung der Frequenzen ausgehandelt wird, nicht als
Verhandlungspartner zugelassen und müssen daher stets in der Rolle
von Bittstellern gegenüber den Rundfunkanstalten, die
Primärnutzer-Status haben, auftreten. Eine CEPT-Arbeitsgruppe ist
derzeit auf internationaler Ebene damit befasst, die Nutzer von
drahtlosen Mikrofonen und Produktionsmitteln zu Primärnutzern
aufzuwerten.
5. Für den Umstieg in andere Frequenzbereiche muss ein
Kostenersatz vorgesehen werden, da die Funkmikrofone nur in einem
relativ schmalen Frequenzbereich genutzt werden können und eine
Neuanschaffung daher unumgänglich wird.
6. Die zuständigen Behörden haben schon jetzt in den Vorgesprächen
zur "World Radio Conference 2012" sicherzustellen, dass der
Frequenzbereich unterhalb von 790 MHz (die "Untere Digitale
Dividende") im Rahmen dieser Konferenz unter keinen Umständen an die
Mobilfunkbranche vergeben wird und dies auch kein Thema für die WRC
2012 sein darf. Nach unseren Informationen sind schon jetzt 12
Lobbyisten der Mobilfunkbranche weltweit unterwegs, um diese Frage zu
einem Tagesordnungspunkt der WRC 2012 zu machen.
Internationale Frequenzharmonisierung erforderlich
Auch eine grenzüberschreitende Harmonisierung zum problemlosen
Arbeiten nicht nur an den Landesgrenzen, sondern auch in den
Nachbarländern selbst, darf nicht aus den Augen verloren werden.
Planungs- und Investitionssicherheit muss gegeben sein
In jedem Falle muss eine langfristige Planungs- und
Investitionssicherheit für Hersteller und Veranstalter geschaffen
werden. Je früher eine definitive Neuordnung der Frequenzen erfolgt,
desto länger kann in die Zukunft geplant werden und desto niedriger
werden daher auch die Zuschüsse beim Umstieg zu erwarten sein. Es ist
zu wünschen, dass die Entscheidung so getroffen wird, dass die
öffentliche Hand nicht später einmal gezwungen sein wird, Frequenzen
zurückzukaufen, um alle Nutzer ausreichend mit dem öffentlichen Gut
"Frequenzen" versorgen zu können.
Wir wollen es ganz einfach nicht glauben, dass dem Staat die
Wertschöpfung des gesamten Kulturschaffens in Österreich kein echtes
Anliegen wäre und erwarten daher nach wie vor eine Entscheidung, bei
der die Erfordernisse der Theater- und Veranstaltungsbranche ihre
Berücksichtigung finden.
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Rückfragehinweis:
Dipl.-Ing. Günther Konecny
Präsidiumsmitglied der OETHG
Tel. 0664 - 145 89 49
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www.oethg.at
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