• 25.05.2010, 08:35:18
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Nobelpreisträger kehrt in die Steiermark zurück

Das Ausstellungszentrum 'echophysics' präsentiert den Nachlass von Viktor Franz Hess

Pöllau (OTS) - Stolz kündigt der Direktor des neuen
Ausstellungszentrums echophysics in Pöllau, der Physiker und
Schriftsteller Dr. Peter Maria SCHUSTER, einen Höhepunkt der neuen
Sammlung an. Mit der fei-erlichen Eröffnung des Museums im
Barock-Stift von Pöllau am 29. Mai 2010, 16:00 Uhr kehrt einer der
ganz Großen der österreichischen Naturwissenschaften zurück in seine
Heimat.

Victor Franz HESS (1883-1964) war gebürtiger Steirer, studierte in
Graz und lehrte dort zehn Jahre als Professor an der Universität.
1912 gelang ihm am legendären Institut für Radiumforschung in Wien
die Entdeckung der "kosmischen Strahlung", die sich in ihrer
Bedeutung mit der Entdeckung der Radioaktivität messen kann.
Nach zehn Ballonfahrten bis in 5350 Meter Flughöhe schrieb Hess. "Der
einzig mögliche Weg, meine experimentellen Befunde zu erklären, war,
auf die Existenz einer bisher unbekannten, sehr durchdringenden
Strahlung zu schließen, die hauptsächlich von oben kommt und
wahrscheinlich außer terrestrischen (kosmischen) Ursprungs ist".

Lange misstraute man seinen Apparaturen, erst nach zwei
Jahrzehnten wurde klar, dass es sich bei der Entdeckung von HESS um
ein Bombardement schneller Materieteilchen von unvergleichlich großer
Energie handelt. Dieses "himmlische Trommelfeuer", dessen Ursprung
noch immer Rätsel aufgibt, bot lange Zeit die einzige Möglichkeit,
Wechselwirkungen zwischen Teilchen zu erforschen und neue Teilchen zu
entdecken. Sie erlaubte Untersuchungen der Folgeprodukte der in den
Sternen ablaufenden Kernreaktionen und brachte damit Informationen
über die Entstehung der Elemente.
Diese einmalige Entdeckung von HESS trug dem Österreicher 1936 den
Physik-Nobelpreis ein. Seine Arbeit wurde zum Laboratorium der
Hochenergie-Physik. Sie brachte die geophysikalische,
astrophysikalische, biophysikalische Forschung in Schwung und
beflügelte die Weltraumforschung.

HESS selbst untersuchte in der Folge die biologischen Wirkungen
der radioaktiven Strahlung und wurde dabei wie der Wiener Radiologe
Guido HOLZKNECHT Opfer seines Berufs: nach einer Radiumverbrennung
wurden 1933 die Amputation eines Daumens und ein Jahr später eine
Kehlkopfoperation notwendig.

Als sich über Österreich der politische Himmel zu verfinstern
begann, gehörte HESS in Graz einem Professorenkollegium an, das drei
Nobelpreisträger gleichzeitig aufwies (HESS, SCHRÖDINGER und LOEWI).
Als Katholik lehnte er den Nationalsozialismus strikt ab. Nach dem
Anschluss Österreichs an Deutschland wurde er verhaftet und in der
Folge ohne Pensionsanspruch entlassen. Mit zehn Mark in der Tasche
ließen ihn die Behörden ausreisen. Am 10. November 1938 kam der 55
jährige mit seiner Frau in New York an und hielt eine Woche später an
der Fordham University seine Antrittsvorlesung.

An eine Weiterführung der experimentellen Arbeiten war kaum mehr
zu denken. Wie für die meisten Physiker gestaltete sich das Exil
schwierig. Wieder in die erste Reihe der Strahlenforschung
vorzudringen, gelang HESS nicht mehr, denn für Großversuche standen
keine Mittel zur Verfügung.

1944 wurde Victor Francis HESS, wie er sich fortan nannte, Bürger
der Vereinigten Staaten. Nach Kriegsende besuchte er mehrmals
Innsbruck und sein Labor am Hafelekar, doch eine Lehrkanzel hier zu
übernehmen lehnte HESS ab. Er starb am 17. Dezember 1964 in Mt.
Vernon bei New York.

Der letzte Raum des Museums in Pöllau dokumentiert nun die
Ehrungen, die HESS im Lauf seines Wirkens erhalten hat: Medaillen,
Zertifikate und die in Leder gebundene Nobelpreis-Urkunde vom König
von Schweden.

Aus dem Privatbesitz von HESS stammen eine silberne
Zigaretten-Dose mit eingraviertem Ballon sowie zahlreiche Briefe und
Fotos. Alle Erinnerungsstücke sind Dauerleihgaben der Erben in USA.
Dir. Dr. Peter M. SCHUSTER, der als erster Wissenschafter den
Nachlass einsehen und aufnehmen konnte: "Die Steiermark, die diesen
großen Mann vertrieben hat, hat sich bis heute nicht wirklich dafür
entschuldigt. Wir wollen nach der Gründung der
Victor-Franz-Hess-Gesellschaft 2007 jetzt durch die Präsentation der
Erinnerungsstücke ein weiteres Zeichen setzen, um dem
charakterstarken und liebenswürdigen Österreicher, dem wir eine der
größten Entdeckungen der Physik in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts verdanken, zumindest eine Gedenkstätte in seiner
Steiermark zu schaffen".

www.echophysics.org
www.petermschuster.at

Rückfragehinweis:
Dr. Peter Maria Schuster
Mobil.: 0676 606 53 09

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