• 20.05.2010, 09:44:19
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Wie die Wiener Boltzmanngasse in die Steiermark kommt

100 Jahre nach der Gründung wird das Wiener Radiuminstitut wieder lebendig

Pöllau (OTS) - Nur wenige Schritte von der Berggasse 19, dieser
wichtigen Wiener Adresse der Wissenschaftsgeschichte im 20.
Jahrhundert, liegt die Boltzmanngasse 3 im Bezirk Alsergrund. Hier
hat am 10. Oktober 1910 das Institut für Radiumforschung der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften seine Pforten geöffnet - ein
Anziehungspunkt für die moderne Physik, bis zu seiner Auflösung als
Akademieinstitut im Jahr 1987.

Das Wiener "Radiuminstitut" war das erste seiner Art weltweit;
später folgten bald ähnliche Institute in Paris und St. Petersburg.
Seine Gründung ist der Begeisterung des Juristen Karl KUPELWIESER für
die mysteriöse Strahlung zu verdanken, die ihn einen Betrag von
500.000 Kronen für den Bau und die Einrichtung zur Verfügung stellen
ließ. Erster Institutsleiter wurde Stefan MEYER (1872-1949), ein
begabter Musiker und Pionier in der Erforschung der Radioaktivität .

Mit welcher Aufmerksamkeit die Errichtung des Wiener
Radiuminstituts weltweit verfolgt wurde, geht aus einem Brief von
Otto HAHN hervor, in dem er sich um die Stelle des Leiters der
chemischen Abteilung bewarb. Viktor Franz HESS (1883-1964) erklärte
rückblickend: "Die zehn Jahre im Radiuminstitut waren die schönsten
meines Lebens." Es waren auch seine erfolgreichsten Jahre gewesen.
Denn hier stellte er die These der "kosmischen Strahlung" auf, eine
wissenschaftliche Leistung, die ihm 1936 den Nobelpreis für Physik
einbrachte, und sich in ihrer Bedeutung mit der Entdeckung der
Radioaktivität messen kann. Ein nächster Institutsmitarbeiter, George
de HEVESY, wurde für seine Anwendung der radioaktiven Indikatoren auf
biologische Probleme 1943 mit dem Nobel-Preis für Chemie
ausgezeichnet. Otto HÖNIGSCHMID bestimmte an diesem Institut das
Atomgewicht des Radiums, und hier entwickelte Marietta BLAU die
photographische Methode zum Nachweis einzelner Alphateilchen und
Protonen.

Rechtzeitig zum Centenarium sind die Geräte und die Einrichtung
des berühmten Wiener Radiuminstituts - sogar die Schreibtische von
Stefan MEYER und Viktor Franz HESS -, die bisher in Räumen der
Universität Wien lagerten, an das neu errichtete europäische Zentrum
für Physikgeschichte nach Pöllau bei Hartberg in der Steiermark
überstellt worden, wo sie ab dem 30. Mai 2010 interessierten
Besuchern zugänglich sind.

Unter dem Namen "echophysics" (European Centre for the History Of
Physics) beherbergt das Barockschloss Pöllau im Zentrum des
gleichnamigen Marktes eine ganzjährig geöffnete Sammlung von
sensationellen Exponaten zur Geschichte der Physik. Insgesamt sind
500 Kostbarkeiten, Leihgaben von Privaten und österreichischen
Universitäten zu besichtigen. Mit dem Besuch des nunmehr historischen
Wiener Radiuminstituts im Pöllauer Zentrum findet nun endlich auch
der Laie anschaulichen Zugang zu dem spannenden Beginn der modernen
Physikgeschichte.

Rückfragehinweis:
Dr. Peter M. Schuster
Mobil: 0676/ 606 5309
info@victorfhess.org, www.echophysics.org

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