• 20.04.2010, 10:33:36
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Findet die Wertschöpfung des österreichischen Kulturschaffens bei Vergabe der Digitalen Dividende keine Beachtung?

Wien (OTS) - Mit großer Verwunderung lesen wir in der Wiener
Zeitung vom 15. April 2010 bereits Stellungnahmen der
Telekomsprecherin der ÖVP, Karin Hakl, sowie des
SPÖ-Infrastruktursprechers, Kurt Gartlehner, zu der von der RTR in
Auftrag gegebenen Studie über die Nutzungsmöglichkeiten der
"Digitalen Dividende" in Österreich aus volkswirtschaftlicher Sicht,
wiewohl die Studie laut Auskunft aus dem Bundeskanzleramt noch gar
nicht publik gemacht worden ist.

Offensichtlich kursiert die Studie also bereits in
Politikerkreisen, wogegen sie den eigentlich Betroffenen, darunter
vor allem die gesamte Veranstaltungs- und Theaterbranche, bislang
vorenthalten wurde. Den Äußerungen der beiden vorgenannten Politikern
müssen wir entnehmen, dass sich die Studie klar und ohne Rücksicht
auf die Erfordernisse der betroffenen Branchen für eine Vergabe des
kompletten Frequenzspektrums an die Mobilfunker aussprechen dürfte.
Natürlich können wir daraus nicht folgern, dass die RTR und das
Medien-Staatssekretariat im Bundeskanzleramt dieser Empfehlung
bedingungslos folgen werden. Wir sind jedoch zutiefst betroffen über
die Aussagen eines der federführenden Mitglieder der die Studie
erstellenden Kommission, der "Terrestrisches Fernsehen als etwas für
Blinde" bezeichnet und die Zukunft einzig im Satelliten-TV sieht. Ihm
dürfte nicht bekannt sein, dass schon starker Schneefall, Starkregen
und Gewitter das Satelliten-TV nicht nur beträchtlich stört, sondern
teilweise sogar unmöglich macht. Die Objektivität, mit der die Studie
erstellt worden ist, muss daher unter diesem Aspekt stark
angezweifelt werden.

Der gesamten Veranstaltungs- und Theaterbranche wurde in den
bisherigen Gesprächen sowohl mit der RTR als auch dem
Staatssekretariat stets den Eindruck vermittelt, dass man dort für
die Erfordernisse dieser Branchen volles Verständnis zeigt. Fast 25
Prozent aller drahtlosen Mikrofone arbeiten in Österreich in jenem
Frequenzbereich, der nun offenbar zur Gänze den Mobilfunkern
zugesprochen und an diese versteigert werden soll. Seit 40 Jahren
arbeitet die Veranstaltungsbranche schon in voller Übereinstimmung
und in Absprache mit den Rundfunkveranstaltern problemlos in diesem
Bereich, der die für ihre Bedürfnisse auch hervorragenden
Übertragungseigenschaften aufweist. Die Funkmikrofone sind aus
unserem täglichen Leben gar nicht mehr weg zu denken. Sie sind ja
nicht nur im Theater oder bei Kultur- und Sportveranstaltungen im
Einsatz, sondern genau so bei Messen, Kongressen, in Einkaufszentren
bis hin zu jeder politischen Veranstaltung.

Wir hoffen also nach wie vor, dass die RTR dafür Sorge tragen
wird, dass die gesamte Kulturszene in Österreich auch in Zukunft jene
Arbeitsbedingungen vorfindet, die für ihr Wirken erforderlich sind.
Man möge sich nicht von den zu erwartenden Einnahmen durch eine
Versteigerung der Frequenzen blenden lassen und etwa auf die in
Deutschland erzielten Summen schielen, denn dort wurden ja auch noch
andere Frequenzen mit angeboten, wodurch letztlich wesentlich höhere
Gesamtsummen aufscheinen. Daher appellieren wir noch einmal
eindringlich an das Bundeskanzleramt und die RTR, eine Entscheidung
zu treffen, die es der Veranstaltungsbranche ermöglicht, weiterhin
störungsfrei arbeiten zu können. Darüber hinaus ist doch die
Beschäftigungswirkung und der volkswirtschaftliche Nutzen jeder
einzelnen Veranstaltung für den Ort und die Region von unmittelbarer
und deutlich gegebener Wirkung.

Müsste die Veranstaltungsbranche aber in einen Frequenzbereich
unterhalb der "Digitalen Dividende" ausweichen, so muss der Branche
ein ausreichend breites Frequenzspektrum zur Verfügung gestellt
werden, welches sie als "Primärnutzer" uneingeschränkt nützen darf.
Es ist zu wünschen, dass die Entscheidung so getroffen wird, dass die
öffentliche Hand nicht später einmal gezwungen sein wird, Frequenzen
zurückzukaufen, um alle Nutzer ausreichend mit dem öffentlichen Gut
"Frequenzen" versorgen zu können.
Wir wollen es ganz einfach nicht glauben, dass dem Staat die
Wertschöpfung des gesamten Kulturschaffens in Österreich kein echtes
Anliegen wäre und erwarten daher nach wie vor eine Entscheidung, bei
der die Erfordernisse der Theater- und Veranstaltungsbranche ihre
Berücksichtigung finden.

OETHG
Österreichische Theatertechnische Gesellschaft,
stellvertretend für die gesamte österreichische Veranstaltungsbranche

Rückfragehinweis:

Dipl.-Ing. Günther Konecny
   Chefredakteur PROSPECT
   Reisenbauer Ring 8/4/15
   A-2351 Wiener Neudorf
   Tel/Fax: +43-2236-47200
   Mobil: +43-664-145 89 49
   E-Mail: guenther.konecny@netway.at

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