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Forschungsrat: Österreichs Aufholprozess nicht gefährden

Vorsitzender Consemüller fordert Sprung zum "Innovation-Leader" durch effizient genutzte Mittel

Wien (OTS) - Der von der Bundesregierung vorgelegte
Budgetrahmenplan für das Jahr 2011 sieht für die Bereiche Bildung und Forschung ein Minus von 104 Mio. Euro bzw. 1,4 Prozent gegenüber 2010 vor. Wenngleich die hiermit geplanten Einsparungen im Vergleich zu anderen Bereichen noch moderat ausfallen, wird der damit von der Bundesregierung eingeschlagene Weg aus Sicht des Rates für Forschung und Technologieentwicklung sehr kritisch gesehen. Denn Bildung und Forschung sind für Österreich die Voraussetzungen für die Gestaltung unserer Zukunft. Gerade in Zeiten dieser Weltwirtschaftskrise muss es deshalb politisches Programm sein, die Aufwendungen für Bildung und Forschung zu steigern und nicht zu reduzieren, zumal es in anderen EU-Ländern dafür gute Beispiele gibt. So hat Dänemark den Forschungsförderungsfonds von 2009 auf 2010 verdoppelt, Frankreich legt ein großes Bildungs- und Forschungsprogramm auf und Deutschland forciert seine Exzellenzinitiative an den Universitäten. "Die relative Steigerung muss in der nächsten Budgetplanung wieder in eine absolute Steigerung münden", sagt DI Dr. Knut Consemüller, Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, zu den Budgetplänen. "Auch Output-Steigerungen sind möglich und notwendig, allerdings nur durch wirkliche strukturelle Reformen und nicht durch Zementierung des Status Quo. Nur so kann Platz für Neues geschaffen werden", so Consemüller.

Tempo des österreichischen Aufholprozesses nicht verringern

Österreich hat im vergangenen Jahrzehnt in seiner FTI-Performance einen rasanten Aufholprozess absolviert und zählt heute zu den Ländern in der Europäischen Union, die sich am dynamischsten entwickeln. Gleichzeitig fehlt jedoch noch der entscheidende Schritt, nämlich jener vom "Innovation Follower" zum "Innovation Leader". "Dieser Entwicklungsschritt steht an", so Consemüller, "denn um unseren Wohlstand absichern und sogar ausbauen zu können, braucht es jetzt einen qualitativ spürbaren Sprung nach vorne".

Und der setzt entsprechende Finanzmittel für den Bereich Forschung voraus, aber auch massive Investitionen im Bereich Bildung, denn "um den Aufstieg in die Gruppe der 'Innovation Leader' schaffen zu können, braucht Österreich mehr und vor allem auch besser qualifizierte Arbeitskräfte", so der Ratsvorsitzende. Als Start zur Zukunftsgestaltung wird in diesem Zusammenhang der vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung initiierte Hochschuldialog betrachtet. "Nach den Protesten der Studierenden war es wichtig, alle Stakeholder zum Informationsaustausch, vor allem aber zum gemeinsamen Erarbeiten von Lösungsansätzen an einen Tisch zu bekommen", erklärt Univ.-Prof. Dr. Günther Bonn, Vizevorsitzender des Rates. "Der nunmehrige Ausstieg der Rektoren aus dem Hochschuldialog muss mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen werden, aber es ist zu hoffen, dass in kürzester Zeit wieder alle vereint diesen Dialog gemeinsam fortsetzen - zu wichtig ist dieses Thema für die Zukunftsbewältigung unserer Hochschulen", so Bonn.

Wachstumspfad sichern und Gelder effizienter einsetzen

Der Sprung in die Gruppe der "Innovation Leader" setzt auch einen grundlegenden Wandel in der Ausrichtung der Forschungs- und Bildungspolitik voraus. "Wir benötigen zwar einen weiterhin gesicherten Wachstumspfad in der Forschung, doch vor allem auch einen effizienteren Einsatz der bereits vorhandenen Mittel", erklärt Consemüller, und weiter: "Es müssen dringend strukturelle und inhaltliche Schwerpunkte gesetzt und zudem die Forschungsgelder treffsicherer eingesetzt werden." In diesem Zusammenhang verweist der Ratsvorsitzende auf die "Strategie 2020" des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, in welcher eine Vielzahl entsprechender Empfehlungen enthalten sind.

"Europa 2020" zeigt den Weg vor!

Mit dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Papier "Europa 2020" hat die Europäische Kommission eine "Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum" vorgelegt. Darin wird betont, dass der Schlüssel zur heutigen und künftigen Wettbewerbsfähigkeit Europas im Aufbau einer Wirtschaft liege, in der Wissen und Innovation eine zentrale Rolle spielen. Dies erfordert einerseits höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung, andererseits aber auch Maßnahmen, die dafür sorgen, dass Forschungsergebnisse auch tatsächlich in innovative Produkte und Dienste umgesetzt werden. Noch im vergangenen Jahr haben sich Bundeskanzler Faymann sowie Vizekanzler Pröll mehrmals zur Bedeutung von Bildung und Forschung als "entscheidend für die Zukunft Österreichs" nach der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise bekannt und damit die Notwendigkeit von "klaren finanziellen Schwerpunktsetzungen für Forschung und Innovation im Bundesbudget" betont.

Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung fordert die Regierung daher auf, zu diesem Bekenntnis zu stehen und sich gerade wegen der schwierigen wirtschaftlichen und budgetären Lage zu klaren finanziellen und strukturellen Schwerpunktsetzungen in den Bereichen Bildung und Forschung einzusetzen. "Wenn wir nicht ausreichend in Bildung und Forschung investieren, büßt Österreich seine Wettbewerbsfähigkeit ein und verliert in weiterer Folge noch mehr Arbeitsplätze", warnt Consemüller. "Forschung und Innovation sichern die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und entscheiden darüber, ob Österreich sich wieder nach oben orientiert." In diesem Zusammenhang wiederholt der Rat für Forschung und Technologieentwicklung seine bereits früher geäußerte Empfehlung nach einer Österreichischen Bildungs- und Forschungsanleihe.

Rückfragen & Kontakt:

DI Dr. Ludovit Garzik
Geschäftsführer des Rates für Forschung und Technologieentwicklung
Tel. +43 (0)1 713 1414
E-Mail: l.garzik@rat-fte.at

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