- 23.03.2010, 10:41:36
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Feldkircher Bischof Fischer verharmlost Gewalt in der Erziehung
Presse-Aussendung des Österreichischen Kinderschutzbunds - Vereins für Gewaltlose Erziehung
Wien (OTS) - Die Aussagen des Feldkircher Bischofs Elmar Fischer
zu den ihm vorgeworfenen erzieherischen Gewaltmaßnahmen gegenüber
Heranwachsenden sind in ihrer Art und in ihrem Inhalt inakzeptabel
und spiegeln genau jene Dilemmata wider, von denen die Kirche sich
gerade mühsam befreien will:
Zu den bezeugten Vorwürfen, Jugendlichen heftige Gewalt angetan zu
haben, kann sich der Bischof an nichts mehr erinnern! Das entspricht
exakt der Strategie des Vertuschens und Verheimlichens, die gerade in
den letzten Tagen und Wochen als unheilvoll aufgedeckt wurde.
Lediglich an ein "Handausrutschen" will Fischer sich erinnern können,
und jene "Ohrfei-ge" bezeichnet er sogar wörtlich als "hilfreich",
sie habe einem Heranwachsenden sogar "geholfen", "aufzuwachen".
Dieser sei später selbst Priester geworden (als ob das ein Beleg des
Hilfreichen der Ohrfeige wäre!!).
Fischer legitimiert mit der "Ohrfeige" jene Gewalt gegenüber
Kindern und Jugendlichen, die im pädagogischen Fachdiskurs längst als
völlig inakzeptabel und als gefährliche Schnittstelle zu
weiterführenden Misshandlungen gilt
Aber nicht nur das: er fällt damit hinter jede mittlerweile
pädagogisch eindeutig getroffene Übereinkunft zurück, dass es die
"gesunde Ohrfeige", auf die er sich sogar wörtlich bezieht,
ausnahmslos, also auch ihn betreffend, nicht gibt.
Aussagen wie die zitierten zur "hilfreichen Ohrfeige" aus dem Mund
eines kirchlichen Ober-hirten sind nicht länger hinnehmbar: Schon im
Jahr 1992 hat übrigens der Oberste Gerichtshof zu einem Fall in
Vorarlberg (!) das richtungweisende und für die Rechtsprechung in
Österreich bindende Urteil gefällt, dass eine Ohrfeige nicht nur
gesetzwidrig (gegen § 146a ABGB) ist, sondern dem Kindeswohl
widerspricht! Dem Elternteil wurde deshalb die Obsorge entzogen.
Fischer konterkariert damit auch die Bemühungen seiner
Bischofskollegen, der verantwortlichen Äbte und anderer
Kirchenautoritäten diametral. Vertuschung durch nicht erinnern können
und Verharmlosung von erzieherischer Gewalt sollte es just in diesen
Tagen nicht mehr geben. Es handelt sich um eine Verhöhnung der Opfer,
um eine unentschuldbare Abwiegelung durch eine kirchliche Autorität,
die auch auf den unteren Ebenen kirchlicher Hierarchie wieder ein
unheilvolles Beispiel abgeben könnte.
Das gilt übrigens auch für Fragen des sexuellen Missbrauchs, vor
denen Bischof Fischer sich ferngehalten wissen will: wer aber - wie
von ihm bekannt - derart konservative, repressive, den
humanwissenschaftlichen Erkenntnissen zuwider laufende Auffassungen
zur menschlichen Sexualität vertritt und stützt, ist indirekt
mitbeteiligt an der Misere des Umgangs mit Sexualität, in die sich
kirchliche Institutionen derzeit massenhaft verstrickt sehen.
Der Verein für Gewaltlose Erziehung, dessen Gründer Univ.Prof. Dr.
Hans Czermak als Vater des Gewaltschutzes gegenüber Kindern in
Österreich gilt und der die "gesunde Ohrfeige" europaweit als
pädagogische Farce widerlegt hatte, protestiert energisch gegen diese
Gewaltverniedlichung und fordert vehement, den Feldkircher Bischof
seitens seiner Vorgesetzten zur Verantwortung zu ziehen.
Für den Verein für Gewaltlose Erziehung:
Univ.Prof. Dr. Christian Vielhaber (Obmann),
Univ.Prof. Dr. Josef Christian Aigner (Hans-Czermak-Preisträger)
Rückfragehinweis:
Univ. Prof. Mag. Dr. Christian Vielhaber,
Präsident des Österreichischen Kinderschutzbundes,
Tel.: 0664 210 93 36
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