- 18.03.2010, 15:45:47
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Integral Umfrage: So denken die Österreicher über den Kirchen-Missbrauchsskandal
Eine Mehrheit würde ihre Kinder nicht einer kirchlichen Institution anvertrauen. - Fast ein Million überlegen jetzt Kirchenaustritt.
Wien (OTS) - Erstmals seit Bekanntwerden der Vorfälle in der
katholischen Kirche wurden die Österreicher in einer repräsentative
telefonischen Blitz-Umfrage (300 Personen) befragt. Die Ergebnisse
sprechen eine deutliche Sprache:
Gerechtigkeit gefordert
Die Solidarität mit den Missbrauchsopfern ist sehr groß: Viele
Menschen können nicht verstehen, dass fast alle Täter straffrei
ausgehen. Selbst wenn ein Missbrauch nachgewiesen ist, werden die
kirchlichen Täter, wegen der derzeitigen Verjährungsfristen nicht
bestraft. Hier fordert eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung
von 77%, dass die Verjährungsfristen rückwirkend abgeschafft werden.
Eine Forderung, die Österreichs bekanntestes Missbrauchsopfer, Klaus
Fluch voll unterstützt. "Es wäre jetzt nur anständig, wenn der Staat
die unglaubliche Brutalität der priesterlichen Gewalt lückenlos
aufklärt und die Verantwortlichen in der Kirche zur Rechenschaft
zieht". Klaus Fluch hat mit den mutigen Erzählungen seiner
Erlebnisse als Erster in Österreich die Mauer des Schweigens
gebrochen.
Vertrauen in die Kirche erschüttert
Bisher genoss die kath. Kirche in weiten Teilen der Bevölkerung
ein hohes Ansehen. Hier zeichnet sich ein Einschnitt im Verhältnis
zur Kirche ab. Die zunehmende Abkehr, welche in den letzten
Jahrzehnten zu beobachten war, dürfte sich massiv beschleunigen. Für
38% der Menschen hat sich die Grund-Einstellung zur katholischen
Kirche negativ verändert.
Wie tief das Vertrauen in die Kirche erschüttert ist zeigt sich
auch bei der Frage, ob die Menschen ihre eigenen Kinder der Obsorge
einer Einrichtung der katholischen Kirche anvertrauen würden. Eine
Mehrheit der Bevölkerung von 56% kann sich dies nicht (mehr)
vorstellen.
Zweifel an kircheninternen Untersuchungen
Wenig Verständnis bringen die Menschen auch auf, wenn es darum
geht, dass die katholische Kirche die Vorkommnisse in ihrem Umfeld
selbst aufklären soll. Nur 28% der Befragten glauben daran, dass
Kirche die Vorfälle selbst aufklärt. Mehr als zwei Drittel (69%) hält
das für unglaubwürdig. Ein klarer Auftrag an die Politik und Justiz
einzuschreiten, so wie in anderen Ländern Westeuropas, bzw. so wie es
in den USA bereits vor Jahren geschehen.
Die Bevölkerung erwartet Handeln der Politik
Eine Mehrheit von 51% verlangen nun, dass die starke Bevorzugung
der kirchlicher Einrichtungen im Staat, basierend auf dem Konkordat
von 1933 unterzeichnet von Kanzler Dollfuß abgeschafft wird. Hierzu
gehören u.a. die Steuerbefreiung vieler Institutionen der Kirche, die
Bezahlung der Religionslehrer und die Finanzierung kirchlicher
universitärer Einrichtungen.
Austrittswelle rollt an
Während die Politik noch zögert Konsequenzen aus dem größten
Missbrauchsskandal der Nachkriegsgeschichte zu ziehen, sieht ein
großer Teil der Bevölkerung akuten Handlungsbedarf und will ein
Zeichen setzen: 17% der rund 5,5 Mio Kirchenmitglieder dh. fast 1
Million überlegen jetzt einen Kirchenaustritt. Damit zeichnet sich
die größte Austrittswelle seit Einführung der Kirchensteuer 1938
durch die Nationalsozialisten ab.
Auftraggeber der Studie: Unabhängige Plattform/Private Initiative zum
Schutz der Opfer kirchlicher Gewalt
Details der Studie, Infos zum Thema: www.meinkirchenaustritt.at
Rückfragehinweis:
F.J. PURKARTHOFER PR, Tel.: +43/664-4121491, mailto:info@purkarthofer-pr.at
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