- 18.03.2010, 14:26:20
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"Leidenschaftlich in allen Facetten": Wien ehrt Ioan Holender
Wien (OTS) - Großer Medienrummel, eine illustre Gästeschar, die
Wiener Philharmoniker ("Staatsopernorchester") steuerten die Musik
bei: Wenn eine Wiener Institution wie Staatsoperndirektor Ioan
Holender nach 19 Jahren Wirken das Haus am Ring mit August verlassen
wird, nimmt es nicht wunder, wenn der Stadtsenatssitzungssaal im
Wiener Rathaus am Donnerstag Vormittag voll war. Der Grund: Holender
wurde mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, einer
der höchsten Auszeichnungen, geehrt. Neben Bürgermeister Dr. Michael
Häupl waren unter anderem auch die rumänische Botschafterin, die
ehemaligen Wiener Stadträte Sepp Rieder und Peter Marboe, Ex-Minister
Rudolf Streicher, Bundestheater-Chef Georg Springer,
Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, "Udo Proksch"-Regisseur
Robert Dornhelm, Stardirigent Franz Welser-Möst (ab Herbst
Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper), wie auch Holenders
Nachfolger Staatsoperndirektor Dominique Meyer (ebenfalls ab Herbst)
anwesend.
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny betonte, dass es viele
gute Gründe gebe, Holender zu ehren. Die internationale Reputation
der Wiener Oper gehöre ebenso dazu, wie auch die hohe Qualität der
Aufführungen und die hohe Akzeptanz beim Publikum. Darüber hinaus
besitze Holender, der mit 24 Jahren mit "leichtem Gepäck, aber großer
Leidenschaft" nach Wien kam, aber auch das "gewisse Mehr": Seine
Meinung werde weithin gehört, sein Kommentar ernst genommen. Auch
wenn beide, Pokorny und Holender, bei der Neupositionierung des
Theaters an der Wien als drittes Opernhaus unterschiedliche Wege
gegangen seien, "beim Ziel sei man immer einer Meinung gewesen."
Weiters erinnerte Pokorny auch an Holenders Engagement bei den "nur
scheinbar kleinen Dingen", wie etwa bei der Gründung der
Kinderopern-Schiene auf dem Dach der Staatsoper.
Nikolaus (Klaus) Bachler, ehemaliger Burgtheaterdirektor und
seit 2009 Chef der bayrischen Staatsoper, betonte in seiner von
"Medea"-Zitaten umrahmten Laudatio - Anfang März feierte Aribert
Reimanns gleichnamige Oper eine vielumjubelte Premiere in der
Staatsoper - vor allem die "Leidenschaft" des Geehrten. "Bevor man
ihn sieht, hört man ihn" sei nicht nur ein geflügeltes Wort in der
Oper für Holender gewesen, seine in allen Facetten auftretende
Intensität mache ihn auch zu einem markanten Vertreter des 20.
Jahrhunderts mit all` seinen Verwerfungen und Fortschritten. Bachler,
den eine Freundschaft mit Holender verbindet, schloss seine Rede mit
dem abgewandelten Medea-Zitat: "Die Nacht ist aus, allein der Traum
noch nicht."
Holender erinnerte in seiner frei gehaltenen Dankesrede an
seinen Vorgänger Eberhard Waechter. "Ohne ihn wäre ich nicht dort, wo
ich bin." Fast zwanzig Jahre ein Haus mit etwa 1000 Personen zu
führen, sei nicht immer leicht gewesen. Vor allem zu Beginn habe er
Mailath-Pokorny, damals noch Berater und Mitarbeiter der Regierung
Vranitzky, als Gesprächspartner bei vielen heiklen Punkten kennen und
schätzen gelernt. Sein eigenes Agieren, so Holender selbstsicher,
habe dazu geführt, dass "heute das Haus am Ring nicht nur in
künstlerischen, sondern auch in humanistischen Belangen gut dastehe."
Sein Weggang von der ersten Position - im August läuft Holenders
Vertrag aus - bedeute nicht, dass man ihn nicht mehr hören werde.
Nichtsdestoweniger verspüre er aber auch viele neue Freiheiten, die
er als Operndirektor nicht erfahren konnte.
Daten zu Ioan Holender
Ioan Holender wurde am 18. Juli 1935 in Timisoara in Rumänien
geboren. Nach der Matura studierte er Maschinenbau an der Technischen
Hochschule seiner Heimatstadt, wurde aber 1956 wegen der Teilnahme an
den Studentenbewegungen exmatrikuliert. Hierauf arbeitete er als
Tennistrainer und Regieassistent. 1959 verließ er Rumänien und kam
als Flüchtling nach Österreich. Am Konservatorium der Stadt Wien
studierte er Gesang und schloss 1962 mit der Reifeprüfung ab. Bis
1966 war er als Konzert- und Opernsänger, unter anderem am
Stadttheater Klagenfurt, unter dem Künstlernamen Ioan Holi-Holender
tätig.
Im selben Jahr trat Holender als Mitarbeiter in die
Theateragentur Starka ein, die er 1973 übernahm und als Opernagentur
Holender zu einer der bedeutendsten Künstlervermittlungen machte.
1991 leitete er gemeinsam mit Eberhard Waechter die Wiener Staats-
und Volksoper. Nach dem unerwarteten Tod Waechters wurde er mit 1.
April 1992 zum Direktor beider Häuser bestellt. 1996 legte er die
Direktion der Volksoper zurück und ist seither ausschließlich
Direktor der Wiener Staatsoper. Sein Vertrag wurde bereits viermal
verlängert und läuft bis zum 31. August 2010. Damit ist er der am
längsten dienende Direktor des Hauses. Holender ist Träger
zahlreicher Auszeichnungen, unter anderem wurde er 1985 mit dem
Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien geehrt, 1998 folgte das
Wiener Goldene Ehrenzeichen. Der "Officier de l'Ordre des Arts et des
Lettres" (1999) und Ehrenmitglied der Wiener Staats- und Volksoper
ist weiters Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Republik
Österreich, wie er auch Träger des höchsten Ordens Rumäniens, dem
"Stern am Bande" ist.
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(Schluss) hch
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