- 15.03.2010, 14:31:08
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Was kommt als Nächstes?
Die österreichischen Lagergemeinschaften zur Präsidentschaftskandidatur von Barbara Rosenkranz.
Wien (OTS) - Die OELG als Vernetzungsplattform der
österreichischen Lagergemeinschaften, in denen seit Kriegsende die
Überlebenden aus den nationalsozialistischen Konzentrationslagern
organisiert sind, stellen sich angesichts der medialen und
politischen Diskussion um Barbara Rosenkranz die Frage:
Kann man viele Jahre der eindeutigen Aussagen und Aktivitäten mit
einer eidesstattlichen Erklärung einfach wegwischen?
Unsere Antwort ist so einfach wie kurz: Nein, kann man nicht!
Die Überlebenden der KZ betrachten es nachgerade als Verhöhnung
ihres Beitrages zur Wiederherstellung eines freien und demokratischen
Österreich, wenn Barbara Rosenkranz jahrelang entweder selbst die
Schrecken der NS-Herrschaft relativiert oder sich zumindest ständig
in einem politischen Umfeld bewegt, in dem diese Relativierung bis
hin zur Verleugnung der NS-Verbrechen präsent war und ist. Es ist für
uns untragbar, das NS-Verbotsgesetz auch nur irgendwie in Frage zu
stellen.
Die übliche Strategie der FPÖ, zuerst einmal durch diese
Relativierungen und andere Aussagen zu beleidigen und dann
nötigenfalls diese (halbherzig) zu widerrufen, passt auch hier in das
Bild, welches Barbara Rosenkranz abgibt. Zuerst eine eindeutige
Botschaft in Richtung des rechten und rechtsextremen Lagers und dann
mit großer Zeitverzögerung der öffentliche Widerruf, um dem Druck
gegen sie zu begegnen.
Es läuft unserem Selbstverständnis von demokratischer Politik
entschieden zuwider, wenn Personen wie Barbara Rosenkranz, die sich
mit ihren Aussagen außerhalb des demokratischen Grundkonsenses
gestellt hat, als Kandidatin zur Wahl des Bundespräsidenten
aufgestellt wird.
Wir erwarten von den übrigen politischen Parteien Österreichs und
von allen demokratisch gesinnten ÖsterreicherInnen, dass - auch im
Andenken an die enormen Opfer des Widerstandes gegen die NS-Diktatur
- hier eine ganz klare Trennlinie gezogen wird.
OELG - Vernetzungsplattform der österreichischen Lagergemeinschaften
Vor nahezu 65 Jahren wurde dem Quälen und Morden in den
nationalsozialistischen Konzentrationslagern durch die Befreiung der
alliierten Armeen ein Ende gesetzt. Die Überlebenden dieser Lager
schlossen sich nach ihrer Rückkehr in die Heimat zu
Lagergemeinschaften zusammen, die lange Zeit eine wichtige Stimme in
der europäischen und österreichischen Gedenkkultur innehatten.
Heute sind die österreichischen Lagergemeinschaften in einer
entscheidenden Umbruchsituation. Die ehemaligen Häftlinge sind zum
Großteil verstorben oder können aus Altersgründen ihr bisheriges
Engagement nicht mehr fortführen. Mehrheitlich sind bereits
Angehörige der Nachfolgegenerationen in den Lagergemeinschaften
aktiv, für die sich die Frage nach ihren Funktionen, Aufgaben und
Verantwortungen neu stellt.
In dieser ihnen gemeinsamen Herausforderung haben sich die
österreichischen Lagergemeinschaften in einer Plattform
zusammengefunden, um sich als Netzwerk zu präsentieren, die
zahlreiche Anliegen und Interessen teilen und gemeinsam agieren
wollen. Zu den gemeinsamen Aufgaben und Zielen gehören u.a.:
- Aufklärung und Information über die nationalsozialistische Verfolgung und die in den Konzentrationslagern begangenen Verbrechen - Andenken und Ehrung der ehemaligen Opfer und deren Widerstand gegen das Unrechtsregime - Im Blick auf die Verbrechen der nationalsozialistischen Vergangenheit Vermittlung der Bedeutung der Menschenrechte für Gegenwart und Zukunft. - Antifaschistische Arbeit unter den jeweils aktuellen politischen Bedingungen.
Insbesondere in Fragen der Leugnung und Verharmlosung
nationalsozialistischer Gräueltaten, der wiedererstarkenden
Ausgrenzungsideologien bzw. -praktiken von Menschen allein aufgrund
ihrer Herkunft und der zunehmenden Akzeptanz rechtsextremer
Positionen, sogar in der Mitte der Gesellschaft, sehen wir es als
notwendig, mit gemeinsamer Stimme zu sprechen, wobei uns die Arbeit
mit Jugendlichen ein besonders großes Anliegen ist.
Rückfragehinweis:
Dr. Ernst Berger (für die Lagergemeinschaft Dachau)
mailto:ernst.berger@univie.ac.at bzw. Tel. 0664/7835042
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