- 05.03.2010, 09:55:22
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Bruno-Kreisky-Preis 2010 an Kurt Rothschild, John Bunzl, Farid Hafez und den "Passagen-Verlag" verliehen
Gusenbauer: Preisträger stehen in engem Zusammenhang mit politischem Lebenswerk Bruno Kreiskys
Wien (OTS/SK) - "Die heutigen Preisträger stehen in ganz engem
Zusammenhang mit dem politischen Lebenswerk Bruno Kreiskys", betonte
Bundeskanzler a.D. und Präsident des Karl-Renner-Instituts Alfred
Gusenbauer in seiner Rede am Donnerstagabend im Rahmen der Verleihung
des Bruno-Kreisky-Preises für das politische Buch 2010 im Festsaal
der Universität Wien. Die Annerkennungspreise setzen sich zum einen
mit der Außenpolitik Bruno Kreiskys auseinander, zum anderen werde
die Frage der Islamophobie in Österreich analysiert, so Gusenbauer,
der erklärte: "Dabei kommt deutlich zum Vorschein, wie internationale
und nationale Fehlentwicklungen zu Geisteshaltungen und Vorurteilen
beitragen können, die letztendlich eine friedliche Konfliktlösung und
das Zusammenleben erschweren." ****
Den "Sonderpreis für verlegerische Leistungen" erhielt der
"Passagen-Verlag" für seine langjährige und konsequente Arbeit. "Der
'Passagen-Verlag' ist so zu sagen prototypisch, für das, was wir als
besondere Leistung von kleinen Unternehmen sehen: Gelebte soziale und
kulturelle Verantwortung, wirtschaftliches Engagement, Kultur möglich
und Wissenschaft zugänglich zu machen und Menschen, die Gedanken
anderer als Produkt näher zu bringen", betonte der Präsident des
Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband und SPÖ-Finanzsprecher
Christoph Matznetter, der hofft, mit diesem Preis den
"Passagen-Verlag" anzuregen, noch breiter und noch mehr zu
produzieren.
Mit großer Freude und Stolz nahm Peter Engelmann Verleger des
"Passagen-Verlags" den Bruno-Kreisky-Preis entgegen, da es neben
zahlreichen Ehrungen im Ausland der erste österreichische Preis für
den Verlag ist. "Dieser Preis ist eine willkommene Stärkung für unser
Konzept und bestätigt, dass wir unseren Weg weitergehen müssen", so
Engelmann.
Wenn man die Welt verändern will, muss man die Wirtschaft
ändern
Den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2010 erhielt der
Ökonom Kurt Rothschild für sein publizistisches Gesamtwerk. Die
Aussage "Wenn man die Welt verändern will, muss man die Wirtschaft
ändern" drücke nicht nur eine gesellschafts- und
wirtschaftspolitische Regel aus, sondern auch den Willen zur
Veränderung, der bei Kurt Rothschild immer klar zum Ausdruck kommt,
so der Leiter der Jury des Bruno-Kreisky-Preises und
SPÖ-EU-Abgeordneter Hannes Swoboda. "Kurt Rothschild hat uns im Laufe
seines produktiven Lebens ein umfangreiches ökonomisches Werk
geschenkt. Er ist kein Träumer und Illusionist. Aber wie so viele von
uns sieht er in der gegenwärtigen Krise eine Chance, ein 'window of
opportunity', aber so fügt er hinzu, "dieses Fenster wird immer
kleiner, wenn nicht rasch grundsätzliche Veränderungen in der
Finanzwirtschaft stattfinden", betonte Swoboda und unterstrich:
"Rothschild wird nie müde, ein faires und gerechtes Wirtschafts- und
Sozialsystem einzufordern."
Kurt Rothschild zeigte sich überaus erfreut über den Preis und den
Ort der Veranstaltung, da er in der Universität Wien zum ersten Mal
als Student mit der Nationalökonomie in Berührung kam. "Damals habe
ich mir gedacht, wenn meine berufliche Lebensaufgabe darin bestünde,
mich mit Fragen der Wirtschaft zu beschäftigen, wäre das schön", so
Rothschild.
Swoboda: Müssen Autoren für Aufarbeitung des Antisemitismus
dankbar sein
Hannes Swoboda durfte neben Kurt Rothschild, auch den Autoren John
Bunzl und Farid Hafez den Bruno-Kreisky-Preis für die Herausgabe des
Buches "Islamophobie in Österreich" überreichen. Ausgangspunkt des
Buches ist ein furchtbarer und furchterregender Spruch, der im
Februar 2009 auf die Außenmauer des ehemaligen KZ Mauthausen
geschmiert wurde: "Was unseren Vätern der Jud, ist für uns die
Moslembrut, seid auf der Hut! 3. Weltkrieg - 8. Kreuzzug." In dem
Sammelband wird das Phänomen Islamophobie durchleuchtet und
analysiert, wobei im Vordergrund jedoch der Antisemitismus steht.
"Umso dankbarer müssen wir den Autoren sein, diesem schrecklichen und
gefährlichen Phänomen nicht auszuweichen, sondern es für uns
aufzuarbeiten", betonte Swoboda, dessen besonderer Dank den beiden
Herausgebern galt, die in ihrem Vorwort feststellen: "Diese
exemplarische Negierung des Vorhandensein des Hasses gegenüber
Musliminnen und Muslimen in der österreichischen Öffentlichkeit ist
ein Grund für die Veröffentlichung dieses Buches."
Farid Hafez nahm, auch in Vertretung seines kranken Kollegen John
Bunzl, den Bruno-Kreisky-Preis entgegen und verdeutlichte: "Angst
haben wir vor Feinden, die wir so sehr brauchen. Die wir brauchen, um
mittels Abgrenzung eine eigene Identität zu schaffen und von den
eigenen Missständen abzulenken, anstatt soziale Gerechtigkeit und den
sozialen Frieden in die Debatte zu stellen." Dass dem Phänomen
Islamophobie beinahe keinerlei Beachtung in der Wissenschaft
geschenkt wird, war für Hafez und Bunzl Anlass, dieses Buch zu
verfassen. Ein weiterer Grund war jedoch auch, dass das Thema "Islam"
auch in den Reihen politischer Parteien Beachtung findet.
Rothschild zur Finanzkrise: Gibt viele gute Ideen, aber Mangel
an politischen Möglichkeiten
In einem anschließenden Gespräch zur aktuellen Finanzkrise mit der
österreichischen Wirtschaftsjournalisten Eva Pfisterer erklärte der
Preisträger Kurt Rothschild: "Es ist wesentlich, dass man politisch
anerkennt, dass das System mit Deregulierungen, Privatisierungen und
den Effekten der Globalisierung ein sehr störungsanfälliges System
ist." Diese Schwächen würden immer wieder zum Ausdruck kommen, denn
die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise sei bei weitem nicht die
erste Krise gewesen. Zur Bewältigung der Krise meinte Rothschild: "Es
gibt einen ganzen Katalog von guten Ideen, aber einen Mangel der
politischen Möglichkeiten und Kräfteverhältnisse, um diese
durchzuführen." (Schluss) ab
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