- 02.03.2010, 11:39:01
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HUMANPLASMA - Offener Brief an ÖOC-Präsident Dr. Karl Stoss
Blutdoping: Falsche Behauptungen verhindern konsequente Aufarbeitung
Wien (OTS) - Sehr geehrter Herr Präsident,
ein deutscher Fernsehsender hat Sie im Vorfeld der Olympischen
 Winterspiele von Vancouver mit legitimen und naheliegenden Fragen zur
 Blutdoping-Affäre in Österreich konfrontiert.
Statt offen und ehrlich Auskunft über Ihren Einflussbereich zu
 geben, haben Sie im Interview behauptet, von einer dubiosen "Liste"
 zu wissen. Auf dieser Liste sollen "auch eine ganze Menge von
 deutschen Sportlerinnen und Sportler" stehen, die angeblich bei
 Humanplasma waren. Diese Behauptung ist falsch. Nach allen uns
 vorliegenden Informationen waren keine deutschen Sportlerinnen und
 Sportler zur Blutabnahme bei Humanplasma.
Mit Ihren Spekulationen erwecken Sie aber den Eindruck,
 Humanplasma habe nicht längst mit diesem Kapitel der Vergangenheit
 abgeschlossen, das Unternehmen würde Informationen zurückhalten und
 damit die Aufklärung der Blutdoping-Affäre behindern. Das hat mit der
 Realität nichts zu tun.
Sie schließen sich damit aber jenen Stichwortgebern an, die über
 mögliche "Dunkelziffern" beim Umfang der Blutabnahmen spekulieren
 oder die behaupten, Humanplasma schütze oder decke Strukturen von
 Blutdoping in Österreich. Auch die anhaltende Darstellung von
 Humanplasma als zentrale Doping-Drehscheibe ist einer konsequenten
 Aufarbeitung von Zusammenhängen nicht dienlich, sondern
 kontraproduktiv.
Wir sehen uns angesichts Ihrer Behauptungen dazu gezwungen, erneut
 und mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass Humanplasma den
 Ermittlungsbehörden (konkret der damaligen SOKO Doping) sämtliche
 Informationen über das Zustandekommen, den Ablauf und den Umfang von
 Blutabnahmen für Sportler offengelegt hat.
Dabei haben wir der SOKO selbstverständlich auch Namen genannt:
- Im Sommer 2003 traten die Herren Walter Mayer und Martin Kessler mit der Bitte an Humanplasma heran, Blutabnahmen für die von ihnen vertretenen Ausdauersportler durchzuführen. - Dabei haben diese ausdrücklich darauf verwiesen, dass solche Abnahmen (und Blutdoping insgesamt) in Österreich völlig legal und seit langem geübte Praxis seien. - In der Folge organisierte dann insbesondere Walter Mayer Blutabnahmen für von ihm betreute Sportler (nicht nur für Wintersportler). - Etwa Anfang 2005 übernahm Stefan Matschiner diese Rolle von Walter Mayer. - Humanplasma hat Anfang 2006 die Blutabnahmen nach der Razzia in der Unterkunft der ÖSV-Sportler bei den Olympischen Winterspielen von Turin beendet. - Im Zeitraum von Ende 2003 bis Anfang 2006 haben die drei genannten Personen (Walter Mayer, Martin Kessler und Stefan Matschiner) - und NUR diese - insgesamt für etwa 30 Sportler Blutabnahmen bei Humanplasma organisiert.
- Diese Organisation umfasste insbesondere die Vereinbarung und 
 Koordination von Terminen, die Begleitung der Sportler zu den 
 Blutabnahmen, sowie die Abholung der Konzentrate für die spätere 
 Rücktransfusion vor Wettkämpfen.
Auch wenn Humanplasma niemals Sportler aktiv dazu angesprochen und
 die Blutabnahmen Anfang 2006 (und damit lange vor Inkrafttreten des
 österreichischen Antidopinggesetzes) eingestellt hat, erklärte das
 Unternehmen bereits mehrfach und unzweideutig, dass diese Abnahmen
 aus heutiger Sicht ein Fehler waren. Wir bedauern, der damaligen
 Bitte um Hilfe für "Chancengleichheit" entsprochen zu haben.
Humanplasma hat seine Beteiligung an der so genannten
 "österreichischen Blutdoping-Affäre" auch insofern abgeschlossen, als
 die verfügbaren Informationen längst den ermittelnden Behörden zur
 Verfügung gestellt wurden.
Unabhängig davon sind wir nach wie vor der Auffassung, dass die
 rechtliche und ggf. sportrechtliche Bewertung von Dopingaktivitäten
 individueller Sportler Sache der rechtsstaatlich zuständigen Behörden
 und Gerichte ist. Wir werden daher die Namen der Sportler weiterhin
 weder in der Öffentlichkeit nennen noch diskutieren.
Wir stehen allerdings auch nicht für eine - wie Sie in "Der
 Standard" vom 6. Februar 2010 zitiert werden - "schlampige"
 Bewältigung der österreichischen Doping-Vergangenheit zur Verfügung.
 Diese Affäre hat vor 2003 begonnen, und sie wurde nach 2006
 fortgeführt. Hinsichtlich Umfang und Zeitraum der Blutabnahmen bei
 Humanplasma gibt es keinen Aufklärungsbedarf. Die
 "Vergangenheitsbewältigung" scheitert also keinesfalls an einer
 mangelnden Informations- oder Aufklärungsbereitschaft von
 Humanplasma.
In Ihren Aussagen gegenüber dem ZDF (Mission Gold, 10.02.2010)
 konnten wir hingegen keinerlei Bemühen um eine aufrichtige
 Aufarbeitung der österreichischen Blutdoping-Affäre erkennen. Wenn
 Sie als Präsident des Österreichischen Olympischen Comités den
 Eindruck erwecken, Blutdoping oder Doping in Österreich lasse sich
 auf das Stichwort "Humanplasma" reduzieren, dann werden Sie Ihrer
 Verantwortung für die Bewältigung der österreichischen
 Doping-Vergangenheit nicht gerecht.
Humanplasma stellt lebensrettende Arzneimittel sowie Plasma zur
 Herstellung hochwertiger biologischer Medikamente zur Verfügung und
 wird diesem wichtigen Versorgungsauftrag auch in Zukunft mit vollem
 Einsatz nachkommen.
Die Unternehmensleitung
Rückfragehinweis:
Mag.(FH) Michaela Eisler Unternehmenssprecherin Humanplasma GmbH Tel.: +43 (0)1 / 319 53 63-34 m.eisler@humanplasma.at Alserbachstraße 18, 1090 Wien
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/6269
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