• 22.01.2010, 12:59:38
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Weniger Lebensmittel im Müll

Pernkopf: Pilotprojekt ortet Möglichkeiten zur Trendumkehr

Restlküche vom Feinsten, zubereitet von Küchenchef Alois Mattersberger (3. V. re.) kosteten Verbändepräsident Alfred Weidlich, Helmut Hums und Herbert Ferschitz (Obmann bzw. GF Abfallverband Baden), Umweltlandesrat Stephan Pernkopf, Nationalrat Christoph Kainz und Projektleiter Manfred Kowatschek

St. Pölten (OTS) - "Ein 2009 in über 900 Haushalten durchgeführtes
Pilotprojekt des Landes Niederösterreich und der NÖ Abfallverbände
hat gezeigt: Es lohnt sich, gezielte Maßnahmen zur Vermeidung von
Lebensmittelabfällen zu setzen. Wenn Niederösterreichs Haushalte es
schaffen, nur um 10% weniger Lebensmittel wegzuwerfen, können sie
sich jährlich über 8 Mio. Euro ersparen", betont Umweltlandesrat Dr.
Stephan Pernkopf.

Niemand kauft Lebensmittel ein, um sie gleich wieder im Hausmüll
zu entsorgen. Trotzdem landen täglich Tonnen von Brot, Gemüse,
Fleisch- und Wurstwaren, Fertigprodukten und Naschereien aus
Haushalten im Müll. Oft sogar noch originalverpackt und unverdorben.
Bis zu 12% des Hausmülls sind Lebensmittel. In Wohnhausanlagen sind
sogar durchschnittlich 25 % des Restmüllgewichts so genannte
"Ernährungsabfälle". Fast die Hälfte davon entfällt auf
originalverpackte Lebensmittel oder solche in angebrochenen
Verpackungen. Auch in den Biotonnen der Wohnhausanlagen ist noch ein
Anteil an vermeidbaren Lebensmittelabfällen von 10 % des
Abfallgewichts zu finden. Jedes Jahr häuft sich so alleine in
Niederösterreich ein 28.000 Tonnen schwerer Müllberg an!

Ein Jahr lang haben acht NÖ Abfallverbände in 13 Wohnhausanlagen
verschiedene Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen unter
wissenschaftlicher Begleitung des Instituts für Abfallwirtschaft an
der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) getestet.

Nicht nur die Ergebnisse der abgehaltenen Befragung waren
aufschlussreich, auch eine begleitende Müllanalyse der Abfallverbände
ergab Erfreuliches: Im direkten Mengenvergleich wurden in den
Wohnhausanlagen um 10,8 % weniger Lebensmittel weggeworfen als bei
der Vergleichsanalyse vor einem Jahr!

Neue Erkenntnisse - weniger Müll

Ziel des Projekts war es, konkrete Maßnahmen zu entwickeln, mit
deren Hilfe die Bevölkerung Lebensmittelabfälle vermeiden kann. Dazu
wurden von Abfallberaterinnen und Abfallberatern eine Reihe von
praktischen Informationen und Hilfsmitteln entwickelt und eingesetzt.
So wurden Infotafeln in den Müllräumen aufgestellt, Aufkleber an
Mülltonnen angebracht und Clipboards mit Einkaufszetteln sowie
Kochhandschuhe verteilt. An Druckwerken gab es Ratgeber für den
Einkauf und zur Lagerung von Lebensmitteln sowie Informationen in
Verbandszeitungen und Regionalmedien. Die insgesamt 928
"Pilot-Haushalte" wurden mehrmals persönlich besucht und 2x mit einem
von der BOKU ausgearbeiteten Fragebogen zum Thema befragt.

Ein Blick auf die Müllanalyse ergibt, dass beim Restmüll die
vermeidbaren Ernährungsabfälle zurückgingen. In den Biotonnen waren
hingegen mehr Essensabfälle zu finden. Das ist zwar aus dem
Blickwinkel der Abfallvermeidung nicht ideal, aber es zeigt:
Zumindest die Mülltrennung funktioniert besser!

BOKU: wissenschaftliches Begleitprojekt

Kernstück der wissenschaftlichen Begleitung durch die BOKU war die
zweimalige Befragung der Haushalte in den 14 Wohnhausanlagen - vor
Projektbeginn im November 2008 und nach Umsetzung der Maßnahmen im
November 2009. "Ziel war es, Veränderungen in Wissen, Einstellung und
selbstberichtetem Verhalten der Bevölkerung zu evaluieren und die
Wirkung der Maßnahmen festzustellen" verrät DI Dr. Sandra
Lebersorger. Fortschritte zeigen sich bei der
Verantwortungszuschreibung und beim selbstberichteten Verhalten. Die
Befragten fühlen sich in Relation zu anonymen Akteuren wie Handel
oder Lebensmittelindustrie nun selbst mehr verantwortlich für das
Wegwerfen von Lebensmitteln.

Den Antworten der Befragten zufolge wurden bei Projektende
Lebensmittel weniger häufig weggeworfen als vor Beginn des Projektes.
Knapp ein Drittel der Haushalte bejaht, dass sich der Umgang mit
Lebensmitteln im Haushalt im letzten Jahr verändert hat. Rund die
Hälfte davon, das heißt insgesamt ein Sechstel der Befragten, führt
diese Veränderung auf das Projekt zurück.

Von den umgesetzten Maßnahmen wurden die Aufkleber auf
Restmülltonnen, Artikel in lokalen Zeitungen, und das Klemmbrett mit
dem Einkaufszettelblock deutlich wahrgenommen. Am besten beurteilt
wurden das Klemmbrett mit dem Einkaufszettelblock, die Aufkleber auf
der Restmülltonne und der Aushang über die Restmüllzusammensetzung
des jeweiligen Wohnhauses.

Lebersorger: "Die Vermeidung von Lebensmitteln im Abfall greift
tief in Lebensgewohnheiten ein und kann somit nur langfristig Erfolg
zeigen. Trotzdem zeigt sich, dass durch die im Projekt gesetzten
Maßnahmen der Grundstein für erste Bewusstseins- und
Verhaltensänderungen gelegt werden kann."

Abfallverbände helfen vermeiden und sparen

RegR Alfred Weidlich, Präsident des NÖ Abfallwirtschaftsvereins,
will nun erfolgreiche Maßnahmen gegen die Lebensmittelverschwendung
im ganzen Land umsetzen: "Von der Bevölkerung wird das Problem des
Wegwerfens von Lebensmitteln immer besser erkannt und ernst genommen.
Die niederösterreichischen Abfallverbände werden heuer verstärkt
Informationen liefern, damit Lebensmittel ihrer Bestimmung gemäß
verbraucht werden können. Jeder Haushalt kann so über 200 Euro pro
Jahr sparen!"

"Haushaltsmanager" und "Restlkochzeile"

Wer würde nicht gerne alle "Restl" aus Küchenkastl und Kühlschrank
verwerten? Allerdings fehlt meist die Zeit und manchmal auch
entsprechendes Küchen-Know-How. Das "Gewusst wie" kann man ab sofort
unter www.haushaltsmanager.at nachschlagen. Einige hundert
Restlrezepte wurden in Zusammenarbeit mit den Abfallverbänden
gesammelt und sind online verfügbar. Zusätzlich stellt das
intelligente Speiseplan-System bei Bedarf gleich einen entsprechenden
Einkaufszettel aus.

Wer die Restlrezepte lieber von einem Spitzenkoch servieren lassen
möchte, kann die "Restlkochzeile" buchen und in einer Koch- und
Informationsveranstaltung alles Wissenswerte zum Thema erfahren.
Diese Vermeidungsinitiative der niederösterreichischen Abfallverbände
wird auch vom ARA-System finanziell unterstützt.
Den ersten Einsatz der "Restlkochzeile" - einer speziell für
Informationsveranstaltungen in Schulen, Gemeinden und bei geeigneten
Events entwickelten, mobilen Küchenzeile - zelebrierte Alois
Mattersberger. Als Chef der vorzüglich mundenden Resteküche servierte
er zum Buffet zur heutigen Veranstaltung im Gymnasium Biondekgasse in
Baden "Überbackenes Speckpfandl" und "Knödel und Nudeln mit
Selchfleisch in Folie gegart". Sozusagen als Beweis, dass sich gute
Resteküche nicht vor der frisch gekochten "Konkurrenz" zu verstecken
braucht!

Weitere Infos zu "Lebensmittel im Abfall" und zu anderen
abfallwirtschaftlichen Themen auf www.abfallverband.at

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:
Mag. Christian Beck, NÖ Abfallwirtschaftsverein
3109 St. Pölten, Rennbahnstraße 29b
Tel. +43 (0)2742/23 00 60
E-Mail: office@noeawv.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/1936

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | AWV

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