• 21.12.2009, 10:00:15
  • /
  • OTS0038 OTW0038

Familienentwicklung in Österreich

Erste Ergebnisse des "Generations and Gender Survey (GGS) 2008/09 präsentiert

Wien (OTS) - Die demographischen Strukturen im europäischen Raum
sind derzeit starken Veränderungen unterworfen. In den letzten
Jahrzehnten war ein deutlicher Rückgang der Fertilitätsraten zu
registrieren, was mit gleichzeitigem weiterem Ansteigen der
Lebenserwartung zu einer Beschleunigung des Alterungsprozesses der
Bevölkerungen führt. Das gesellschaftliche Interesse an der eigenen
Entwicklung ist eine Voraussetzung für erfolgreiche Politik. Man kann
nur auf Entwicklungen Einfluss nehmen, die man auch kennt und deren
Determinanten man zu verstehen versucht. Dies gilt in besonderer
Weise auch für Veränderungen in Familienbildungsprozessen und in den
Beziehungen zwischen den Generationen und Geschlechtern. Der nun für
Österreich vorliegende "Generations and Gender Survey (GGS)"
fokussiert genau auf die empirische Erfassung dieser Veränderungen.

Der österreichische Teil der europaweit durchgeführten GGS-Studie
wurde vom Vienna Institute of Demography (VID) der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften und dem Österreichischen Institut für
Familienforschung (ÖIF) der Universität Wien gemeinsam geplant und
vorbereitet. Die Befragung selbst wurde von der Statistik Austria
durchgeführt. Die ersten Ergebnisse wurden von VID und ÖIF gemeinsam
erarbeitet und werden nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Kinderwunsch der Österreicherinnen und Österreicher

Wie viele Kinder wünschen sich die Österreicherinnen und
Österreicher? Geht man nach der im GGS angegebenen Zahl, so ist der
Kinderwunsch der Befragten überraschend hoch und liegt bei Frauen bei
knapp zwei Kindern. Diese Zahl errechnet sich aus den bereits
geborenen und den noch gewünschten Kindern. Unter den befragten
Männern zwischen 35 und 45 Jahren liegt die durchschnittlich
gewünschte Kinderzahl noch über jener der Frauen, jüngere Männer
hingegen möchten tendenziell weniger Kinder als gleichaltrige Frauen.

Sowohl Frauen wie Männer zeigen eine sehr starke Ausrichtung auf
das Modell der Zwei-Kind-Familie, vor allem in jüngeren Jahren, in
denen 60% der GGS-Befragten den Wunsch nach zwei Kindern angeben.
Vergleichsweise wenige Befragte planen dagegen größere Familien:
Knapp ein Viertel der Männer und Frauen will drei oder mehr Kinder.
Die während der letzten 30 Jahre in Österreich beobachteten niedrigen
Fruchtbarkeitszahlen haben anscheinend keine Auswirkungen auf die
vorherrschende Norm der Zwei-Kind-Familie, die hierzulande bei
Männern und Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter weiterhin fest
verankert ist.

Kinderwunsch: Österreich in internationalen Vergleich

Ein Vergleich zu Frankreich, dessen Fertilitätsrate nur knapp
unter dem Reproduktionsniveau liegt, lässt erkennen, dass vor allem
der vergleichsweise hohe Kinderwunsch von Personen, die bereits
Kinder haben, den entscheidenden Unterschied zu Ländern mit geringer
Fertilität ausmachen: Französinnen mit einem Kind möchten
durchschnittlich noch 1,6 Kinder (Österreich 0,7), Französinnen mit
zwei Kindern nach wie vor 1,4 (Österreich 0,2). Der internationale
Vergleich lässt auch erkennen, dass in Österreich die subjektive
Realisierungserwartung des Kinderwunschs weit geringer ausfällt als
in Frankreich aber auch in Deutschland.

Kinderlosigkeit: gewollt und nicht gewollt

In Österreich werden etwa 20% der heute 40-jährigen Frauen
kinderlos bleiben. Ist diese relativ hohe Kinderlosigkeit in
Österreich gewollt? Laut aktuellen GGS-Daten bleibt rund ein Zehntel
der Frauen mehr oder minder aus eigener Entscheidung kinderlos, ein
weiteres Zehntel wächst in die Kinderlosigkeit hinein, ohne es so
gewollt zu haben - infolge von konkurrierenden Verpflichtungen und
Interessen, ungünstigen Lebensumständen, dem Fehlen eines passenden
Partners und häufig auch von Unfruchtbarkeit, die sich aus dem zu
langen Aufschieben des Kinderwunsches ergeben hat.

Zwei interessante Beobachtungen ergeben sich im Zuge der Analysen
von Kinderlosen im aktuellen GGS-Datensatz für Österreich. Erstens
erwarten wesentlich weniger Männer als Frauen, kinderlos zu bleiben.
Zweitens stehen viele Befragte im "Wettlauf gegen die Zeit". In der
Gruppe der 40 bis 45-Jährigen, in der etwa die Hälfte aller Frauen
kein Kind mehr bekommen kann, bekunden fast 30% der kinderlosen
Frauen und sogar 60% der kinderlosen Männer die Absicht, in Zukunft
ein Kind haben zu wollen. Vor allem bei den Frauen über 40 besteht
eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass sich ihre Absichten auch
verwirklichen lassen, ihre Kinderlosigkeit wird unfreiwillig sein.

Informationen zum Download: www.ggp-austria.at

Rückfragehinweis:
isabella.buber@oeaw.ac.at
norbert.neuwirth@oif.ac.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel