- 10.11.2009, 10:32:19
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Grüne Wirtschaft: "Missglücktes Heilmasseurgesetz bedroht die gesamte Branche"
Überwiegende Mehrheit der MasseurInnen lehnt das Gesetz laut ÖBIG-Studie ab
Wien (OTS) - Mit Einführung des Heilmasseurgesetzes im Jahr 2003
wurde der MasseurInnenberuf in zwei Berufsbilder aufgesplittert - dem
gewerblichen Masseur und dem damals neu geschaffenen Berufsbild des
selbstständigen Heilmasseurs. Gewerbliche MasseurInnen dürfen seitdem
nur mehr an "Gesunden" arbeiten, HeilmasseurInnen wiederum dürfen
nur "Kranke" und nur auf Zuweisung eines Arztes massieren.
"Dieses Heilmasseurgesetz kommt einem Berufsverbot für gewerbliche
MasseurInnen nahe, gleichzeitig macht es die HeilmasseurInnen extrem
abhängig von den Ärzten", so Hannelore Grubits-Klinger,
selbstständige Heilmasseurin und Mandatarin der Grünen Wirtschaft.
Der ÖVP-Wirtschaftsbund und der zuständige Bundesinnungsmeister
Hermann Talowski verteidigen das Gesetz vehement. Eine kürzlich vom
Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG)
durchgeführte Studie zeigt jedoch, dass 65 Prozent in der Branche
dieses Gesetz und den Ansatz, dass gewerbliche MasseurInnen nur an
"Gesunden" und HeilmasseurInnen nur an "Kranken" arbeiten dürfen, als
praktisch undurchführbar ablehnen.
HeilmasseurInnen werden von Ärzten kaum beauftragt
Die Abhängigkeit von Arztzuweisung ist ein finanzielles Desaster für
die HeilmasseurInnen: "Die heimischen Ärzte überweisen ihre Patienten
nämlich kaum an Heilmasseure, sondern an Physiotherapeuten", sagt
Grubits-Klinger. Der Heilmasseurin wurde im gesamten Jahr 2008
lediglich ein Patient von einem Arzt zugewiesen. Auch im heurigen
Jahr waren es nur zwei Patienten. "Davon kann natürlich kein
selbstständiger Heilmasseur leben", so Grubits-Klinger.
Faktisches Berufsverbot für gewerbliche MasseurInnen
Absolut Existenz bedrohend ist das Gesetz für die rund 5000
gewerblichen MasseurInnen in Österreich: Sie dürfen nur an "Gesunden"
arbeiten. "Nur: wer geht schon zu einem Masseur, wenn er/sie keine
Probleme hat", sagt Theresia Hedwig Maier, stellvertretende
Innungsmeisterin der gewerblichen Masseure und Mandatarin der Grünen
Wirtschaft. "Das derzeitige Gesetz kommt damit einem Berufsverbot für
gewerbliche MasseurInnen sehr nahe."
Gewerbliche MasseurInnen haben noch bis Jahresende die Möglichkeit,
sich kosten- und zeitaufwändig zum Heilmasseur "aufschulen" zu
lassen, um dann - wie vor der Gesetzesänderung - wieder an Kranken zu
arbeiten. Bundesinnungsmeister Talowski und andere
Wirtschaftsbund-Funktionäre - sie haben sich massiv für das
Heilmasseurgesetz eingesetzt - verdienen gut an diesen Schulungen,
leiten sie doch viele der angebotenen Kurse am WIFI.
Ab Jänner 2010 läuft die gesetzliche Übergangsfrist für
Nachschulungen von gewerblichen MasseurInnen für immer aus.
"Theoretisch würde dann noch die Möglichkeit bleiben, wie eine
17-Jährige mit der gesamten Ausbildung neu zu beginnen", meint Maier,
die auf eine dreißig-jährige Berufserfahrung verweist und seit sechs
Jahren ein eigenes Massageinstitut leitet.
Sowohl Maier als auch Grubits-Klinger versuchen seit Jahren, an den
zuständigen Stellen der Innungsvertretung, Wirtschaftkammer und
Wirtschaftsministerium eine Gesetzesänderung zu bewirken. Bis dato
erfolglos. Angesichts der Tatsache, dass 65 Prozent in der Branche
das Gesetz ablehnen und sich für eine Zusammenlegung der beiden
Berufsbilder aussprechen, werden sie jedoch weiterkämpfen.
Rückfragehinweis:
Pressestelle der Grünen Wirtschaft
Inge Hausbichler
Telefon: 0664 / 831 74 23
inge.hausbichler@gruenewirtschaft.at
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