- 23.10.2009, 14:39:22
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Forderungen nicht erfüllt - Akademie bleibt besetzt!
Leistungsvereinbarungen aus Sicht der Protestierenden gescheitert - erste Rücktrittsforderungen werden laut
Wien (OTS) - Die wichtigste Forderung ist nicht erfüllt:
Bestehende Diplomstudien bleiben nicht erhalten, der Bachelor soll im
künstlerischen Lehramt eingeführt werden. Alle weiteren Inhalte der
gestern, 22. Oktober 2009, unterzeichneten Leistungsvereinbarungen
2010-2012 hält Rektor Schmidt-Wulffen unter Verschluss. Damit ist
klar: die Proteste werden fortgesetzt. Heute, Freitag, findet die
nächste Vollversammlung an der Akademie der bildenden Künste Wien
statt. Am Institut für das künstlerische Lehramt wurden alle
Lehrbeauftragten dazu aufgerufen, die Lehre niederzulegen. Eine
heutige Stellungnahme des Instituts verurteilt die
Leistungsvereinbarungen und fordert Gespräche mit Bildungs- und
Wissenschaftsministerium. Weitere Universitäten haben sich bereits
den Kampfmaßnahmen gegen die fortschreitende Ökonomisierung der
europäischen Bildungslandschaft angeschlossen.
Bereits am Mittwoch den 21. Oktober, haben die Lehrenden und
Studierenden, die seit nunmehr vier Tagen die Akademie besetzt
halten, in einem Gespräch mit Rektor Schmidt-Wulffen die Teilnahme an
den Verhandlungen zur Leistungsvereinbarung gefordert. Dies hat
Schmidt-Wulffen zurückgewiesen. Infolgedessen kam es am Folgetag,
während der Verhandlungen, zu lautstarken Kundgebungen vor dem
Wissenschaftsministerium. Im Lauf des Vormittags weiteten sich die
Proteste auf andere Universitäten aus und gipfelten in der Besetzung
des Audi-Max der Universität Wien.
Währenddessen fand in der Aula der Akademie ein Termin zur
Präsentation der soeben unterzeichneten Leistungsvereinbarung statt.
Rektor Schmidt-Wulffen behauptete, dass die Aufrechterhaltung der
bestehenden Diplomstudien gesichert sei und diese nicht durch
Bachelorstudien ersetzt würden. Die Akademieangehörigen ersuchten
daraufhin um Einsicht in die unterzeichnete Leistungsvereinbarung.
Doch das lehnte Rektor Schmidt-Wulffen ab.
Nach lautstarkem Protest der Anwesenden lenkte Schmidt-Wulffen ein
und gewährte einigen Wenigen einen flüchtigen Blick in die Papiere.
Dabei stellte sich heraus, dass das Diplomstudium für das
künstlerische Lehramt - entgegen unmittelbar zuvor getätigter Aussage
- zu einem Bachelorstudium degradiert werden soll. Mit diesem Affront
hat Schmidt-Wulffen den letzten Rest seiner Glaubwürdigkeit gegenüber
den Akademieangehörigen verspielt. Die Einführung von Bachelorstudien
konterkariert den vom Senat der Akademie bestätigten
Entwicklungsplan. Solche misstrauensbildende Maßnahmen werfen die
Frage auf, ob Schmidt-Wulffen als Repräsentant der Akademie weiterhin
tragbar ist. Erste Rücktrittsforderungen wurden in der
Vollversammlung laut.
Anlass zu Misstrauen gegenüber dem Rektor gibt derzeit auch das
Finanzdebakel dem sich die Akademie gegenübersieht: Bereits
zugeteilte Budgets wurden plötzlich gekürzt, die Reduzierung des
Lehrangebots und Personalabbau angedroht. Der Mangel an
Budgettransparenz wird in der Akademie schon längst kritisiert.
Die Forderungen der Studierenden und Lehrenden bleiben daher
unverändert: keine Bachelorstudien an der Akademie, Bologna-Prozess
abschalten! Bildungseinrichtungen dürfen nicht dem Diktat der
Wirtschaft unterworfen werden. Re-Demokratisierung statt neoliberaler
Führungspolitik! Die aktuellen Proteste werden hiermit verschärft.
Sie sind nicht nur als Folge der jüngsten Entwicklungen rund um die
Leistungsvereinbarungen 2010-2012 zu betrachten, sondern Ergebnis
jahrelang aufgestauter Konflikte infolge verfehlter Bildungspolitik.
Die Forderungen an das Rektorat:
- Aufrechterhaltung aller bestehenden Diplomstudien an der Akademie
- Einsicht in die unterzeichneten Leistungsvereinbarungen
- Budgettransparenz, Offenlegung der Finanzaktivitäten
Die Forderungen an den Unirat der Akademie:
- Keine Unterzeichnung von Leistungsvereinbarungen die dem
Entwicklungsplan widersprechen
- Überprüfung der Eignung Stephan Schmidt-Wulffens für das Amt des
Rektors an der Akademie der bildenden Künste
Die Forderungen an die Bundesregierung:
- Stopp der Ökonomisierung, Wettbewerbisierung und Elitisierung der Bildungslandschaft - Abschaffung wirtschaftorientierter Organisationsstrukturen an Universitäten - Re-Demokratisierung der Universitäten - bedingungslose Abschaffung der Studiengebühren - Abschaffung der Pseudo-Autonomie der Universitäten - Abschaffung von §8 des UG2002 - Abschaffung von Wissensbilanzen und Leistungsvereinbarungen - Zusammenlegung des Ministeriums für Unterricht und Kunst und des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung
Rückfragehinweis:
Nadine Lemke
Tel.: 068110345526
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