• 12.10.2009, 11:38:38
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Viel Licht und wenig Schatten Der heimische Tourismus im Jahr 2008

Wien (PK) - "Für Österreichs Tourismuswirtschaft war 2008 ein
hervorragendes Jahr. Mit 32,6 Millionen Ankünften (+ 4,7 % gegenüber
dem Vorjahr) und 126,7 Millionen Nächtigungen (+ 4,3 %) konnten
deutliche Zuwächse verzeichnet werden. Im Jahresdurchschnitt gab es
knapp 181.000 unselbstständig Beschäftigte im Tourismus, das sind
5,3 % aller unselbstständig Beschäftigten in Österreich. So
erfreulich dieser Rückblick auch sein mag, steht der heimische
Tourismus angesichts der weltweiten wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen vor großen Herausforderungen. Die österreichische
Bundesregierung hat reagiert und in den vergangenen Monaten
zahlreiche Maßnahmen für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft
beschlossen und umgesetzt."

So lautet, auf den Punkt gebracht, die Bilanz des heimischen
Tourismus aus der Sicht des Wirtschaftsministers, der dem Hohen Haus
dieser Tage den "Tourismusbericht 2008" zugeleitet hat (III-95 d.B.).

Einerseits, so führt Bundesminister Reinhold Mitterlehner in seinem
Vorwort zum Bericht aus, sei es durch Umschichtungen im Ressort
gelungen, die Österreich Werbung mit einem zusätzlichen Sonderbudget
von 3 Millionen Euro für einen Marketingschwerpunkt auf dem
österreichischen Inlandsmarkt und auf benachbarten Nahmärkten zu
unterstützen, wobei die Wirtschaftskammer zu dieser Aktion zusätzlich
eine Million Euro beisteuere. Das Motto der Kampagne lautet: "Wo
Urlaubsglück so nahe liegt".

Andererseits wurden zusätzliche Maßnahmen im Bereich der Finanzierung
gesetzt, um die Investitionstätigkeit im Tourismus aufrecht zu
erhalten. Konkret wurden die ERP-Kreditmittel für die Tourismus- und
Freizeitwirtschaft erhöht sowie der für die Österreichische Hotel-
und Tourismusbank (ÖHT) vorgesehene Haftungsrahmen auf 500 Millionen
Euro und die für die Tourismuswirtschaft vorgesehene
Haftungsobergrenze im Einzelfall auf 4 Millionen Euro jeweils
verdoppelt.

Im ersten Halbjahr 2009 seien bei der ÖHT allein für die investiven
Förderungsmaßnahmen bereits 889 Förderansuchen eingelangt, was einer
Steigerung von 22,3 % gegenüber dem Vergleichsraum des Vorjahres
entspreche. Mit den 703 bereits genehmigten Förderungen wurde ein
gefördertes Investitionsvolumen von 422 Millionen Euro (+ 14%)
ausgelöst, hält der Bericht fest.

Tourismuspolitik

Eingangs setzt sich der Bericht mit der jüngsten Tourismuspolitik
unter besonderer Berücksichtigung der aktuellen Gesetzgebungsperiode
auseinander, dabei gesetzte Maßnahmen bis Juni 2009 berücksichtigend.
Neben den Aktivitäten des Tourismusausschusses des Nationalrates wird
dabei auch auf die neue Tourismusplattform Bezug genommen. Diese
erarbeitete ein Positionspapier, das auf fünf zentrale Punkte im
Tourismusbereich eingeht.

So werde wirtschaftlicher Erfolg in Zukunft deutlich verstärkte
Bereitschaft zur Innovation und Produktentwicklung voraussetzen.
Während solche Aktivitäten in anderen Wirtschaftsbereichen
selbstverständlich seien, fehlten Angebote in diese Richtung im
Tourismus derzeit weitgehend.

Arbeitsplätze müssten national und international attraktiv sein,
damit sie dem Wettbewerb mit anderen Branchen standhalten. Dazu
bedürfe es gemeinsamer Anstrengungen von Gesetzgebern, Sozialpartnern
und Unternehmen in den Bereichen Qualifizierung, Vereinbarkeit von
Familie und Beruf, altersgerechtes
Arbeiten, Mobilität und Internationalisierung.

Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit setze weiters eine
bedarfsorientierte Finanzierung der Tourismuswirtschaft voraus. Dazu
bedürfe es eines klaren Bekenntnisses zur Zusammenarbeit von Bund,
Ländern, Gemeinden und Kreditwirtschaft. Besonderes Augenmerk müsse
dabei den Bereichen Infrastruktur, Innovation, immaterielle
Investition und Destinationen gewidmet werden.

Die Kooperation zwischen Österreich Werbung und
Landestourismusorganisationen sei dabei die Ausgangsbasis für eine
noch stärkere innovative internationale Marktbearbeitung.
Voraussetzung dafür sei aber unter anderem eine Optimierung der
österreichischen Tourismusstrukturen.

Eine konsequente Weiterentwicklung der tourismusrelevanten
Infrastruktur und ein gemeindeübergreifendes, offenes
Raumordnungsverständnis seien schließlich die Grundlagen für einen
funktionierenden Tourismus. Es gehe darum, die Entwicklung von Orten
und Städten konsequent zu steuern, damit belebte Ortskerne erhalten
bleiben, innovative Mobilität gefördert wird und die Lebensqualität
für Einheimische und Tourist/innen sowie die Nahversorgung spürbar
verbessert werden.

Bilanz der heimischen Tourismuswirtschaft

Die Gesamteinnahmen im österreichischen Tourismus erreichten im Jahr
2007 ein Volumen von 30,37 Mrd. Euro (+ 4,7 %), wobei 50,3 % auf
ausländische und 46,5 % auf inländische Besucher/innen entfielen, die
Aufwendungen der Inländer/innen im Zuge des Aufenthaltes am
Zweitwohnsitz bzw. im Wochenendhaus machten 3,2 % aus.

Im Jahr 2008 dürften die Gesamteinnahmen um 6,2 % gestiegen sein, so
dass ein Ausgabenvolumen von 32,25 Mrd. Euro realisiert werden
konnte. Die Ausgaben der inländischen Besucher/innen in Österreich
beliefen sich 2007 auf 14,11 Mrd. Euro und dürften 2008 auf 14,89
Mio. Euro (+ 5,5 %) angestiegen sein. Davon waren 77,6 % bzw. 11,56
Mrd. Euro den Aufwendungen für Urlaubsreisen zuzurechnen, wobei hier
die Ausgaben der übernachtenden Gäste mit 61,4 % (7,10 Mrd. Euro)
dominierten (Tagesbesucher/innen: 38,6 % bzw. 4,46 Mrd. Euro).

Die Zahl der Nächtigungen stieg 2008 um 4,3 %. Dabei war die
Nachfrage der ausländischen Reisenden wesentlich dynamischer (+4,9 %)
als jene der inländischen Gäste (+2,6 %). Auf den für Österreich
bedeutenden Herkunftsmärkten fiel die Entwicklung im Jahr 2008 jedoch
sehr unterschiedlich aus: Vor allem Reisende aus Russland (+ 40,4 %)
und den östlichen Nachbarländern (Polen +34,0 %; Slowakei + 31,6 %;
Tschechien +27,9 %; Ungarn + 8,6 %) sowie dänische Gäste (+ 5,4 %)
nächtigten deutlich öfter als im Vorjahr in Österreich. Die Nachfrage
aus den Niederlanden stieg mit + 5,0 % ähnlich wie die ausländische
Gesamtnachfrage. Schwächer fiel das Nächtigungswachstum
von Reisenden aus Deutschland (+ 4,1 %), Belgien und Luxemburg
(+3,2 %) sowie Frankreich (+1,8 %) aus.

Auf allen anderen bedeutenden Märkten war im Jahresdurchschnitt 2008
ein leichter bis mäßiger Rückgang zu verzeichnen (Schweiz -3,9 %;
Italien -2,5 %; Vereinigtes Königreich -0,3 %). Relativ kräftige
Einbußen ergaben sich bei den Gästenächtigungen aus den USA (-17,8%).
Insbesondere in den USA und in Großbritannien dämpfen die
Auswirkungen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise die
Reisebereitschaft stark; die negative Entwicklung schlug hier ab dem
Sommer 2008 deutlich durch. Zusätzlich dürfte die Aufwertung des Euro
im Jahr 2008 die Nachfrage gebremst haben (Dollar je Euro +7,3 %,
Pfund je Euro +16,4 %). Die Nachfrageschwäche italienischer
Urlauber/innen ist neben der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise auch
auf Probleme hinsichtlich der strukturellen Wettbewerbsfähigkeit
zurückzuführen.

Volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus

Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus bzw. dessen Beitrag
zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung stellt eine wichtige
Kennziffer für die Wirtschaftspolitik dar. Die Wertschöpfungseffekte
für das Jahr 2007 beliefen sich auf 22,39 Mrd. Euro (+ 4,2 %). Der
Tourismus trug damit 8,2 % zur gesamtwirtschaftlichen
Bruttowertschöpfung (BIP) bei.

Um mögliche Verzerrungen durch Sondereinflüsse zu reduzieren und
einen authentischen Wachstumspfad zeichnen zu können, sei die
Darstellung einer langfristigeren Entwicklung von Vorteil, erläutert
der Bericht. So expandierte die gesamte touristische Wertschöpfung in
der Periode 2000/2007 um insgesamt 28,5 % bzw. 3,6 % pro Jahr. Zur
Beurteilung der volkswirtschaftlichen Bedeutung von Tourismus und
Freizeitwirtschaft bedürfe es der zusätzlichen Berücksichtigung des
nicht-touristischen Freizeitkonsums der Österreicher/innen am
Wohnort. Dieser erreichte 2007 ein Volumen von 25,62 Mrd. Euro und
expandierte 2008 ersten Schätzungen zufolge um 4,1 % auf 26,67 Mrd.
Euro.

Die durch den nicht-touristischen Freizeitkonsum ausgelösten direkten
und indirekten Wertschöpfungseffekte beliefen sich auf 21,04 Mrd.
Euro (2007), dies entspricht einem Beitrag zum BIP von 7,8 %. Eine
Gesamtbetrachtung der inlandswirksamen Aufwendungen der
Inländer/innen für den nicht-touristischen Freizeitkonsum am Wohnort
und der in- und ausländischen BesucherInnen für den touristischen
Konsum verdeutliche dabei die beachtliche Dimension der Tourismus-
und Freizeitwirtschaft in Österreich: Im Jahr 2007 beliefen sich die
direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte auf 43,33 Mrd. Euro
(+4,9 %), der Beitrag zum BIP betrug 16,0 %.

Arbeitsmarkt

Im Jahresdurchschnitt 2008 waren 180.987 unselbstständig Beschäftigte
im Tourismus tätig. Damit hat der Tourismus einen Anteil von 5,5 % an
den aktiv unselbstständig Beschäftigten (gesamt 3.304.086). Die Zahl
der unselbstständig Beschäftigten im Tourismus nahm 2008 um 2,7 %4)
zu. Mit rund 60 Prozent weiblicher Beschäftigten sind
Tourismusbetriebe Arbeitgeber für Frauen. Durchschnittlich waren 2008
61.366 AusländerInnen im Tourismus unselbstständig beschäftigt. Damit
hat die Branche einen AusländerInnenanteil von 33,9 %.

Mit einem Anteil von 25,5 % an unselbstständig Beschäftigten unter 25
Jahren ist im Tourismus eine vergleichsweise hohe Zahl an
Jugendlichen beschäftigt.

Im Jahr 2008 waren in der Tourismusbranche im Durchschnitt 28.765
(2007: 30.087) Arbeitslose vorgemerkt. Im Vergleich zum Jahr 2007 ist
die Arbeitslosigkeit um 4,4 % zurückgegangen. Trotzdem waren in der
Tourismusbranche 13,6 % aller Arbeitslosen registriert. Der Anteil
der Branche an allen Arbeitslosen ist somit mehr als doppelt so hoch
wie der Anteil an den unselbstständig Beschäftigten.

2008 wurden die Kontingente für befristet beschäftigte ausländische
Saisoniers im Tourismus gegenüber 2007 im Wesentlichen beibehalten.
Das Kontingent für die Wintersaison 2007/08 betrug wie im Jahr davor
7.855 Plätze. Das Sommertourismuskontingent war mit 5.250 etwas
geringer als 2007. Für die "EURO 2008" wurde jedoch ein
Sonderkontingent von 1.040 Plätzen freigegeben, wodurch während der
"EURO 2008" kurzfristig 6.920 Plätze zur Verfügung standen. Das
Wintertourismuskontingent 2008/09 war mit 8.120 Plätzen etwas höher
als in den vergangenen Wintersaisonen. Im Rahmen der genannten
Kontingente wurden im Laufe des Jahres insgesamt rund 15.500
Bewilligungen für ausländische Tourismussaisoniers erteilt.

Im Jahresdurchschnitt 2008 wurden dem AMS 5.760 sofort verfügbare
offene Stellen im Tourismus gemeldet. Trotz eines generellen
Rückgangs an sofort verfügbaren offenen Stellen (-1,9 %), konnte das
Stellenangebot im Tourismus um 9,8 % erhöht werden. Somit stieg der
Anteil der Tourismusstellen an allen offenen Stellen auf 15,36 %
(13,7 % Anteil im Vorjahr). Im Jahresdurchschnitt 2008 standen im
Tourismus (Berufe) 500 Lehrstellensuchende (-23 bzw. -4,4 % im
Vorjahresvergleich) 1.481 offenen Lehrstellen (+123 bzw. +9,1 %)
gegenüber.

Schwerpunkte des Ressorts

In der Folge befasst sich der Bericht mit den Schwerpunkten der
Sektion Tourismus im Wirtschaftsministerium. Besondere Rollen kommen
dabei dem Kulturtourismus, den touristischen Modellregionen, den
Nationalparks und dem barrierefreien Tourismus zu. Von besonderer
Wichtigkeit ist auch die Tagungs- und Kongresswirtschaft für den
österreichischen Tourismus, wie in dem Bericht festgehalten wird, der
in der Folge auf die genannten Themen ausführlich und detailreich
eingeht.

Wirtschaftliche Lage der Betriebe

Die durchschnittlichen Einnahmen pro Unternehmen sind, so hält der
Bericht fest, in der Dreisternkategorie im Vergleich zum Vorjahr
leicht gestiegen, während jene im Bereich der Vier- und
Fünfsternkategorie im wesentlichen gleichgeblieben sind. Insgesamt
setze sich der Trend zu höherer Qualität fort, die heimische
Hotellerie entwickle sich sowohl nachfrage- als auch angebotsseitig
hin zum Hochpreissegment, stellt der Bericht fest.

In der Hotellerie hat sich in den letzten Jahren eine weitere
Verbesserung der Eigenkapitalsituation eingestellt. So können heute
die Unternehmen der 5/4-Sterne-Kategorie ein positives Eigenkapital
von 6,8 % vorweisen. Auch die Unternehmen der Dreisternkategorie
konnten eine deutliche Verbesserung auf 2,1 % erreichen.

Die schon seit langem bestehende Kluft zwischen Unternehmen minderer
Qualität mit kleinen Betriebsgrößen und Unternehmen der oberen
Kategorien mit wirtschaftlichen Betriebsgrößen in Bezug auf die
betriebswirtschaftlichen Ergebnisse ist deutlich, hat sich aber nicht
wesentlich verändert. Dies zeigt sich auch in der Entwicklung der
Anzahl der Unternehmen der einzelnen Kategorien. Es ist eine
Steigerung der Anzahl der Unternehmen der oberen Qualitätsklassen,
eine mehr oder weniger stagnierende Entwicklung bei den Unternehmen
der Dreisternkategorie und ein Rückgang der Anzahl der Unternehmen
minderer Qualität zu verzeichnen.

Sowohl die Entwicklung der Auslastung als auch die Entwicklung der
Anzahl der Unternehmen in den einzelnen Kategorien zeigt, dass sich
Österreich zum Qualitätstourismusland entwickelt. Der Trend hin zu
qualitativ hochwertigem Angebot setzt sich fort. Unternehmen mit
einem hochwertigen Angebot können aufgrund der höheren Auslastung und
Offenhaltungszeit auch über einen längeren Zeitraum Arbeitsplätze
anbieten. Im Zusammenhang mit dem Konjunkturaufschwung sind auch die
Insolvenzzahlen der Unternehmen insgesamt erfreulich zurückgegangen.
Dieser Trend hat sich auch im Jahr 2008 noch fortgesetzt. Wenn es
jedoch tatsächlich zur Zahlungsunfähigkeit kommt, dann ist der
volkswirtschaftliche Schaden, den die Gläubiger zu tragen haben, mit
knapp 6 % des durchschnittlichen Schadens in der Gesamtwirtschaft
vergleichsweise gering.

Kapitel über die internationale Lage des Tourismus, die
internationalen Beziehungen auf dem Gebiet der Tourismuspolitik und
ein Abriss über die Österreich Werbung runden den Bericht ab. Im
übrigen kündigt Bundesminister Mitterlehner an, dass der Bericht
künftig substantiell früher vorgelegt werden solle, um eine möglichst
zeitnahe Diskussion zu den Ergebnissen des jeweils abgelaufenen
Jahres garantieren zu können. Der Bericht soll dabei bedeutend
schlanker und fokussierter gestaltet sein, da viele relevante Daten
künftig monatsaktuell auf die Homepage des Ministeriums gestellt
werden sollen. (Schluss)

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