Nahrungsmittelversorgung darf nicht Spekulanten überlassen werden
Wien (OTS) - Die Krise ist in der Landwirtschaft angekommen. Die
Märkte für viele Produkte sind völlig unübersichtlich. Mit 1,75 Mrd.
t wird heuer die weltweit zweitgrößte Getreideernte in der Geschichte
verzeichnet. Die Getreidepreise sind so niedrig wie schon lange nicht
mehr. Die weltweiten Lagerbestände bei Getreide haben sich zwar
erholt und erreichten wieder Niveaus wie Ende der 90er-Jahre,
gleichzeitig ist aber auch der globale Verbrauch gestiegen.
Notverkäufe großer Agrarbetriebe in den Ländern mit Währungsabwertung
zerstören die Preise.
"Sorglose Lebensmittelpolitik hält das Spielfeld für die nächste
Spekulationswelle mit der nächsten Erdölpreissteigerung offen. Trotz
zweier Rekordernten sind kaum mehr als 20% eines globalen
Jahresbedarfes auf Lager, was nicht gerade ein 'dicker
Versorgungspolster' ist. Die EU hat das Lebensmittelankaufsprogramm
(Intervention) zur Marktbeeinflussung aufgegeben und den Markt den
Kräften des Geldes überlassen. Das Geld fragt nicht nach
Nachhaltigkeit in der Energiepolitik oder ob Lebensmittel aus der
Region kommen. Derzeit sind zwar die Preise schlecht, aber das kann
sich sehr rasch wieder ändern, wenn die Wirtschaft und die Nachfrage
nach Rohstoffen wieder anspringt", erklärte der Präsident der
Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Hermann Schultes, in einer
Aussendung zur Ernährungssicherheit.
Vorratslager vermeiden Krisen
"Die Versorgung mit Lebensmitteln muss künftig spekulantensicher
werden. Dazu brauchen wir wieder Interventionslager beziehungsweise
Krisenvorratslager. Gerade jetzt wäre der richtige Zeitpunkt,
Getreide dafür vom Markt aufzukaufen, da es billig ist", so Schultes.
Bei Erdöl und Erdgas bestehen bereits Krisenvorratslager, während
Lebensmittelvorräte nur als Getreideberge und Milchseen gesehen
werden. "In Wirklichkeit ist aber das der notwendige Polster, der zur
Verfügung steht, wenn die Ernten einmal schlechter sind und die
Abzocker wieder ihre Geschäfte machen." Scheinbar in Vergessenheit
geraten ist die Preisexplosion der letzten Zeit, als die
Interventionslager bei Getreide und Milchpulver leer waren.
Die Vorräte in öffentlicher Hand sind das Steuerrad zur Gestaltung
des Marktes in Krisensituationen. Sie können extreme Preisausschläge
nach oben und unten dämpfen, was gut ist für Konsumenten, Handel,
Verarbeiter und Bauern. "Deshalb verlangen wir von der Europäischen
Kommission die Öffnung der Interventionslager, auch für Mais, und die
Verbringung in innereuropäische Regionen mit Bedarf", betonte der
Präsident. Das beinhalte auch eine Basisversorgung mit den
wichtigsten Grundnahrungs- und Futtermitteln. Daher sei auf
nationaler Ebene eine verpflichtende Lagermenge auch für
landwirtschaftliche Rohstoffe einzurichten.
(Schluss)
Rückfragehinweis:
Mag. Wolfgang Wisek,
Pressesprecher Landwirtschaftskammer Niederösterreich
02742/259-9305,
0664/60 25 92 9305,
wolfgang.wisek@lk-noe.at
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