• 06.10.2009, 13:11:12
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Zukunftstrend barrierefreier Tourismus - von der Marktnische zum Mehrwert

ENAT-Kongress 2009: EU-Marktpotenzial liegt bei 134 Millionen Gästen

Wien (TP/OTS) - Experten aus 24 Ländern diskutierten Ende
September in Wien beim zweiten internationalen ENAT (European Network
für Accessible Tourism) Kongress über Trends und Perspektiven im
barrierefreien Tourismus. Staatssekretärin Christine Marek begrüßte
die zahlreichen Gäste im Namen des Bundesministeriums für Wirtschaft,
Familie und Jugend, das die Veranstaltung maßgeblich unterstützte.

In Europa wird das Marktpotenzial auf 134 Millionen Menschen mit
Behinderungen geschätzt, die auf Reisen mehr als 80 Millionen Euro
auszugeben bereit wären. Markus Lassnig von Salzburg Research nimmt
an, dass barrierefreier Tourismus - jetzt vielerorts noch als
Marktnische wahrgenommen - ab 2026 überall als Standard etabliert
sein wird.

Der deutsche Tourismusexperte Peter Neumann präsentierte sieben
Erfolgsfaktoren für die nachhaltige Implementierung eines
barrierefreien Angebots. Neumann sprach das weltweite Problem der
"Insellösungen" an, die wichtige Impulse im barrierefreien Tourismus
setzen, aber kaum mit anderen Anbietern vernetzt sind. Die regionale
bzw. nationale Vernetzung mit anderen barrierefreien Destinationen
ist laut Neumann ein wesentlicher Erfolgsfaktor.

Viel Anerkennung erhielten barrierefreie Tourismusprojekte aus
Deutschland, Spanien, Portugal, Italien, Ungarn und Tschechien. Vor
allem Osteuropa setzt bei neuen Projekten auf barrierefreien
Tourismus und investiert in Ausbildungs-, Standardisierungs- und
Zertifizierungsmaßnahmen.

Die Nase ganz weit vorne haben jedoch die skandinavischen Länder:
In Norwegen etwa ist barrierefreier Tourismus bereits fix im Angebot
integriert. Die Hotelkette Scandic hat schon vor Jahren eigene Normen
für Gäste mit besonderen Bedürfnissen entwickelt. Magnus Berglund,
Disability Coordinator für 140 Hotels in zehn Ländern, weiß um die
Vorurteile der Touristiker, die da lauten: "Gewinnmaximierung lässt
sich nur mit kleineren Einheiten erzielen", "Barrierefreiheit kostet
zu viel Geld", usw. "Der Platzverlust durch größere Zimmer bzw. Bäder
wird relativiert, wenn man von einer maximalen Auslastung von 83
Prozent ausgeht. Niemand hat ständig 100 Prozent Auslastung",
argumentiert Berglund. Darüber hinaus sind die Mehrkosten für
barrierefreie Neubauten durchaus finanzierbar. Werden die in
österreichischen Normen enthaltenen Anforderungen bereits während der
Projektierungs- und Planungsphase berücksichtigt, ist mit Mehrkosten
von 0,15 bis maximal 3 Prozent der gesamten Baukosten zu rechnen.
Dass Hochpreiskategorien eher barrierefrei sind als Billigangebote
liegt auf der Hand.

Eine große Herausforderung sind die Defizite bei der Aus- und
Weiterbildung von Planern, Architekten, Professionisten und
Dienstleistern. Daniele Marano von der Hilfsgemeinschaft der Blinden
und Sehschwachen Österreichs, die sich gemeinsam mit der
Tourismusakademie Brandenburg mit dem Thema berufliche Ausbildung und
Training befasste, schlug eine Kooperation zwischen ENAT und EDF
(European Disability Forum) vor. Ziel könnte die Erarbeitung einer
Direktive über einen verbindlichen Ausbildungs- bzw. Studienplan zum
barrierefreien Tourismus sein, der auf EU-Ebene in alle
Ausbildungssysteme integriert werden soll.

Einen ausführlichen Bericht zum ENAT-Kongress gibt es unter
http://www.ibft.at/de/news/245

Rückfragehinweis:
Mag. Dr. Gabriele Frisch
Tel.: +43 (0)1 330 35 45-81
mailto:frisch@hilfsgemeinschaft.at

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