- 01.10.2009, 10:23:30
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Wadani: "Bandion-Ortner stellt uns unter Generalverdacht"
Deserteure fordern die Wiederherstellung ihrer Ehre und Würde
Wien (OTS) - "Claudia Bandion-Ortner stellt uns unter
Generalverdacht", wettert der Sprecher des Personenkomitees
"Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" Richard Wadani
anlässlich der gestern bekannt gewordenen Pläne des
Justizministeriums zur angeblichen "Rehabilitierung" der
Wehrmachtsdeserteure. "Wenn die Ministerin meint, sie müsse in einem
NS-Opfer-Rehabilitierungsgesetz besonders hervorstreichen, dass
Tötungsdelikte grundsätzlich nicht aufgehoben werden sollen, dann
schreibt sie damit die tradierten NS-Vorurteile fort, die Deserteuren
in diesem Land seit Jahr und Tag entgegengebracht werden", betont
Wadani. "Diese Pläne fallen weit hinter den augenblicklichen Status
quo zurück und haben mit einer Rehabilitierung nicht das Geringste zu
tun. Das ist wirklich eine unglaubliche Provokation."
Allein die Annahme, es habe zwischen 1938 und 1945 in Österreich
eine "normale, nicht NS-ideologische Gesetzeslage" gegeben, zeuge von
fataler Ahnungslosigkeit. Denn "damals wurde jedes Urteil vor jedem
Gericht auf der Basis von NS-Ideologie gefällt: Jeder Obdachlose war
ein Asozialer, jeder Dieb ein Volksschädling, jede
Urlaubsüberschreitung war eine Untergrabung der Manneszucht, jeder
Witz über Hermann Göring eine wehrkraftzersetzende Äußerung", macht
Wadani seiner Empörung Luft.
Die kompromisslose Ablehnung des Nationalsozialismus in all seinen
Facetten sei eines der grundlegenden Merkmale der österreichischen
Verfassung, erklärt Wadani: "Viele von uns haben diese Ablehnung
schon während des Nationalsozialismus vertreten - und zwar dort, wo
wir uns damals befunden haben: in der Hitler-Armee. Viele von uns
haben dafür bittere Verfolgung auf sich nehmen müssen, viele von uns
haben ihre Haltung mit dem Tod bezahlt."
Wadani war 1944 an der Westfront zu den Amerikanern übergelaufen. Die
Deserteure, fährt der 86-Jährige fort, "haben ihren Beitrag zur
Niederlage des Nationalsozialismus geleistet. Nun hat die Republik
dafür zu sorgen, dass uns endlich Gerechtigkeit widerfährt. Wir
fordern daher weiterhin die pauschale Aufhebung der Urteile der
NS-Militärjustiz und ein Bekenntnis der Republik zu den Deserteuren -
und zwar ohne Wenn und Aber. Denn eines darf man nicht vergessen: Von
der Stange, bei der diejenigen blieben, die bis zur Kapitulation in
der Wehrmacht kämpften, wehte nicht die rot-weiß-rote Fahne, sondern
das Hakenkreuzbanner!"
Rückfragehinweis:
Verein PK "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz"
Tel.: 01/5810490
E-Mail: office@pk-deserteure.at
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