• 22.09.2009, 10:15:53
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Pressekonferenz Wiener Pilotprojekt "Integratives Wundmanagement"

Optimierte Wundversorgung soll Amputationen verhindern und Gesundheitskosten reduzieren

Wien (OTS) - Wunden, die nicht mehr heilen wollen: Das ist nicht
nur sehr schmerzhaft und beeinträchtigt massiv die Lebensqualität -
es ist auch gefährlich und verursacht enorme Kosten. Eine von diesem
Problem besonders betroffene Gruppe sind Diabetiker. Jahr für Jahr
muss vielen Menschen aufgrund der Diagnose "offener Fuß" ein Bein
abgenommen werden. Viele Amputationen wären aber vermeidbar. Die
Wiener Gebietskrankenkasse hat daher gemeinsam mit dem Krankenhaus
Göttlicher Heiland und der Ärztekammer für Wien das Pilotprojekt
"Integratives Wundmanagement" ins Leben gerufen, um die Versorgung
von Patienten mit chronischen Wunden zu optimieren.

Drückende Schuhe, eine Blase, eine kleine Verletzung sind oft der
banale Anfang: Eine Wunde entsteht und verheilt nicht mehr. Weit mehr
Menschen, als man denkt, leiden unter dem diabetischen Fußsyndrom
("offene Füße"), das durch eine stoffwechselbedingte Schädigung der
Nerven und Gefäße entsteht. Jeder 7. Diabetiker ist davon betroffen
und täglich werden es mehr. Pro Jahr gibt es in Österreich 100.000
Neuerkrankungen, 20.000 allein in Wien.

"Die Betroffenen leiden oft jahrelang unter furchtbaren Schmerzen
und einer massiven Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Nicht
selten gipfelt der Leidensweg im Verlust eines Beines: Das
Amputationsrisiko ist bei Diabetikern 10-mal höher als bei
Nicht-Diabetikern, im Alter sogar 30-mal höher", erklärt Ing. Mag.
Erich Sulzbacher, Generaldirektor der Wiener Gebietskrankenkasse.
2004 wurden in Österreich rund 1.200 Major-Amputationen bei
Diabetikern durchgeführt. 80 Prozent davon wären durch zeitgerechte
und adäquate Behandlung der komplexen Wundheilungsstörung vermeidbar
gewesen.

Wundambulanz am Krankenhaus Göttlicher Heiland

Vor diesem Hintergrund hat die Wiener Gebietskrankenkasse
gemeinsam mit dem Krankenhaus Göttlicher Heiland und der Ärztekammer
für Wien das für zwei Jahre anberaumte Pilotprojekt "Integratives
Wundmanagement" ins Leben gerufen.

"Unser Ziel ist, mithilfe optimierter Behandlungspfade das Leiden
der Patienten von mehreren Jahren auf wenige Wochen zu verkürzen", so
Sulzbacher. Herzstück des Projektes ist eine spezialisierte
Wundambulanz, die im Krankenhaus Göttlicher Heiland eingerichtet
wurde und eng mit dem niedergelassenen und dem Pflegebereich
zusammenarbeitet.

Prim. Dr. Viktor Grablowitz, Vorstand der Abteilung für Chirurgie
am Krankenhaus Göttlicher Heiland, beschreibt die Vorzüge der neuen
Einrichtung: "In der Wundambulanz ist ein multiprofessionelles Team
zur Stelle, das die Grunderkrankung sofort diagnostiziert und einen
exakten Therapiepfad plant - individuell und bedarfsorientiert. Das
Team leitet die Patienten dann an die relevanten Stellen weiter, im
oder auch außerhalb des Krankenhauses. So erfahren die Patienten, wo
und wie ihnen konkret und sofort geholfen wird. Bei Bedarf wird sogar
eine mobile Krankenpflege organisiert, wenn das Verbinden der Wunde
selbstständig nicht möglich ist."

Der Patient erhält einen Wundpass, in dem alle Termine, Diagnosen
und Problemstellungen eingetragen werden. Zielgruppe sind Patienten
mit chronischen Wunden, die seit mindestens sechs Wochen bestehen.
Sie können von jedem Arzt zugewiesen werden. Für Versicherte der
Wiener Gebietskrankenkasse ist die Teilnahme am Pilotprojekt gratis.

Neue Behandlungsstandards, lückenlose Versorgung, zufriedene
Patienten

Mit der umfassenden und lückenlosen Versorgung, die durch die
Wundambulanz veranlasst wird, werden neue Behandlungsstandards
geschaffen. Prim. Grablowitz beschreibt, dass "Patienten mit offenen
Wunden oft jahrelang von Arzt zu Arzt pilgern. Jeder kann nur einen
Teilaspekt der Erkrankung behandeln. Die wahre Ursache wird erst nach
Jahren diagnostiziert." Im Zuge des Pilotprojekts wird auch eine
20-stündige Ausbildung für Ärzte angeboten, die "Projektärzte" im
niedergelassenen Bereich werden und sich in der Wundversorgung
spezialisieren wollen. Die Ausbildung wird von der Ärztekammer für
Wien organisiert.

Direktor Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer für
Wien und Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte, betont: "Wir wollen
mit unserem Engagement dazu beitragen, einerseits innovative Projekte
zu fördern, andererseits die Zufriedenheit unter unseren Patienten
noch weiter zu erhöhen." Immer wieder sei die Ärztekammer darüber
unterrichtet worden, dass Ärzte Schwierigkeiten hätten, Patienten mit
chronisch offenen Wunden an Spitäler und Ambulanzen zu überweisen,
berichtet Steinhart. Die Häuser lehnten die Betreuung der Patienten
ab, sodass die behandelnden Ärzte oft stundenlang herumtelefonieren
müssten, um ein Spital für Wundpatienten zu finden.

Für Steinhart ist das integrierte Wundmanagement aber nicht nur ein
Beispiel für optimierte Gesundheitsversorgung, sondern auch "ein
Versuch, Folgekosten zu vermeiden, indem der intra- und extramurale
Bereich effizient vernetzt werden".

Hohe Kosten durch inadäquate Behandlung

In der Tat verursachen offene Wunden nicht nur großes Leid,
sondern auch enorme Kosten, wie WGKK-Generaldirektor Sulzbacher
bestätigt: Die Therapie von diabetischen Fußirritationen macht 70 bis
80 Prozent der Gesamtbehandlungskosten für Diabetiker aus. Das
entspricht in Industriestaaten sechs bis neun Prozent der
Gesamtausgaben im Gesundheitswesen. Die Behandlung des diabetischen
Fußes kostet über drei Jahre hinweg 40.000 Euro, die Kosten für eine
Amputation und anschließende Rehabilitation betragen 60.000 Euro.

"Wir arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung unseres
Gesundheitssystems, auch in finanziell äußerst schwierigen Zeiten.
Mit diesem Pilotprojekt schaffen wir den Spagat, den Patienten eine
gute und innovative Behandlung zu bieten und gleichzeitig
Gesundheitskosten zu reduzieren", so Sulzbacher.

Nähere Informationen zum Projekt "Wundmanagement" finden Sie im
"Handbuch Wundmanagement" zum Download unter www.wgkk.at sowie unter
www.wund-ambulanz.at

Fotoservice:

Honorarfreie Fotos können ab ca. 13 Uhr bei der Pressestelle der WGKK
bezogen werden:
Tel.: (+43 1) 60122-2119
E-Mail: barbara.koisser@wgkk.at

Rückfragehinweis:

Mag. Andrea Riedel
   Wiener Gebietskrankenkasse
   Öffentlichkeitsarbeit
   Tel.: (+43 1) 60122-1351
   Mobil: 0664 80885 1351 
   E-Mail: andrea.riedel@wgkk.at
   
   Mag. Kristin Posch 
   Ärztekammer für Wien 
   Öffentlichkeitsarbeit
   Tel.: (+43 1) 51501-1407
   Mobil: 0664 8109692
   E-Mail: posch@aekwien.at 
   
   Mag. Ingeborg Pichler
   Krankenhaus Göttlicher Heiland GmbH
   Öffentlichkeitsarbeit & Marketing
   Tel.: (+43 1) 40088-9320
   E-Mail: ingeborg.pichler@khgh.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WGK

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