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"Kleine Zeitung" Kommentar: "Der Investor der Herzen wird so manches Herz brechen müssen" (Von Manfred Neuper)
Ausgabe vom 11.09.2009
Graz (OTS) - Hin und her. Und wieder hin und nochmals her. "Gut
Ding braucht Weile", lautet ein altes Sprichwort. Ob jemand den
Verkaufspoker rund um Opel als "gut Ding" charakterisieren würde,
darf jedoch bezweifelt werden.
Zur Erinnerung: Aus bitterer Not heraus, hievte die Deutsche
Bundesregierung Anfang März die Idee aufs Tapet, für Opel einen
Investor ins Boot zu holen. Die Alternative wäre eine Insolvenz
gewesen. Opel fährt täglich einen Millionen-Verlust ein. Der Patient
kann nur durch staatliche Finanzinfusionen am Leben gehalten werden.
Je näher der Wahltag in Deutschland rückt, desto größer ist auch der
Druck auf die Deutsche Bundesregierung geworden. Früh, manche meinen
zu früh, hatte sich die Regierung auf Magna als "Investor der Herzen"
festgelegt. Wäre dieser mit vielen Milliarden unterfütterte Wunsch
nicht in Erfüllung gegangen, wären schon heute breite Teile der
Opel-Belegschaft demonstrierend vor den Werkstoren gestanden. Ein
Bild, das sich kaum für Wahlkampfbroschüren eignet.
Doch auch für Magna stand einiges auf dem Spiel. Einige Millionen
Euro hat man bereits jetzt in das Abenteuer Opel gesteckt, weil man
für die Vorbereitungen der Übernahme viele Ressourcen freimachen
musste. Zudem ist man in der Magna-Zentrale mehr denn je davon
überzeugt, dass es strategisch unumgänglich ist, selbst Autos zu
produzieren. Kein abwegiger Gedanke. Magna fertigt Fahrzeuge für
unterschiedlichste Hersteller. Inmitten einer strukturellen Autokrise
sind Neuaufträge jedoch rar. In Zeiten von Staatshilfen und
steigenden Arbeitslosenzahlen geht man nicht "fremd", man produziert
im Stammwerk.
Schwere Zeiten für einen Lohnfertiger. Da kann die Flucht nach vorne,
die Magna angetreten hat, strategisch richtig sein. Doch die Flucht
von Magna könnte umgekehrt auch zu einer Flucht vor Magna führen. So
mancher Hersteller, darunter VW, hat die Opel-Avancen mit
endenwollender Begeisterung verfolgt.
Damit tun sich für Magna zwei potenzielle Gefahrenherde auf. Zum
einen muss man seinem Stammkundenstock vermitteln, dass man weiterhin
ein verlässlicher, diskreter und unabhängiger Partner ist. Auf der
anderen Seite ist Opel, das darf man bei aller Euphorie nicht
vergessen, ein Sanierungsfall, der noch viel Arbeit und Geld in
Anspruch nehmen wird. Und unpopuläre Maßnahmen. In Deutschland gilt
Magna heute als Investor der Herzen. Schon morgen könnten die
notwendigen Sparmaßnahmen so manches Herz, das jetzt für Magna
schlägt, brechen. ****
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