• 28.08.2009, 12:15:46
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Semantisches Web soll für Ordnung im WWW sorgen

Experten unterschiedlicher Ansicht über Potenzial - Semantic Web ist "jetzt da, wo das World Wide Web 1995 war" - Warnung vor übersteigerten Erwartungen

Über die Chancen und Stolpersteine des Semantic Web diskutierten bei der APA-EBC-Veranstaltung Tassilo Pellegrini (Semantic Web Company), Gerald Klima (APA-IT), Markus Linder (Smart Information Systems GmbH), Vitus Piroutz (seeyou 3.0) und Diana Sepetanc (Kapsch CarrierCom).

Wien (OTS) - Intelligente Antworten auf Suchanfragen im Internet,
erleichtertes Auffinden von Informationen und Daten im
Unternehmensnetz - oder vereinfacht: "Der Computer versteht, was wir
meinen." Die Vorteile des semantischen Web werden von
Branchenvertretern gerne hervorgestrichen. Dass bei diesem Thema aber
auch die Meinungen von Expertinnen und Experten weit
auseinanderklaffen, hat eine Podiumsdiskussion im Rahmen der
APA-E-Business-Community gestern, Donnerstagabend, in Wien gezeigt.

"In fünf Jahren redet kein Mensch mehr vom Semantic Web. Denn dann
ist es eine Standardtechnologie, die überall integriert ist", gab
sich Tassilo Pellegrini, Mitgründer der Semantic Web Company,
überzeugt. Er sieht im Semantic Web weder einen neuen Hype, ein
akademisches Hirngespinst oder die Neuauflage von künstlicher
Intelligenz, sondern eine Erweiterung des bestehenden World Wide Webs
um gut strukturierte Metadaten.

"Dadurch sind Maschinen plötzlich in der Lage, die Bedeutung von
Daten zu interpretieren, Daten aus unterschiedlichen Quellen
automatisch zusammenzufügen und Dienste automatisch auszuführen. In
so einem Kontext werden Metadaten plötzlich unglaublich sexy", so
Pellegrini, der das Internet mit einer "unaufgeräumten Datenbank"
vergleicht. Beim Web 2.0 gehe es um das Produzieren und Teilen von
Wissen, beim Semantic Web - von vielen als Web 3.0 propagiert -
stünde das Auffinden von Informationen im Vordergrund.

Konkrete Antworten auf komplexe Fragen

Dadurch wären konkrete Antworten auf Fragen wie "Welche Aussagen
hat ein bestimmter Politiker im Zeitverlauf zum Thema XY getätigt"
oder eine sinnvolle Suche nach "Aufwandsschätzung" möglich, weil das
System weiß, dass dieser Begriff mit einem "Kostenvoranschlag"
gleichzusetzen ist. Zusätzlich helfe das Semantic Web dabei, die
Medienbrüche etwa zwischen Wikis, Blogs, Twitter und anderen Systemen
aufzuheben.

Durch diese "radikale Innovation" entstünde ein "neues Ökosystem
für die Datenbewirtschaftung", das Informationsdienste, Arbeitsweisen
und Geschäftslogiken hervorbringen werde, "die über das WWW, wie wir
es derzeit kennen, hinausgehen". Als Vorreiter nannte Pellegrini die
Pharmabranche, die "ihre Daten im großen Stil semantifiziert", den
Energie- und Finanzsektor sowie die Medienwelt. Er gesteht aber ein,
dass das Semantic Web "jetzt da ist, wo das World Wide Web 1995 war".

"Weder einfach zu verstehen, noch anzuwenden"

Auch Gerald Klima, Geschäftsführer von APA-IT, sieht hier noch ein
"junges und etwas komplexes Feld". Seiner Meinung nach beinhaltet das
Semantic Web "eine Reihe von Konzepten und Technologien, von denen
einige weder einfach zu verstehen, noch trivial anzuwenden sind". Was
in welcher Form wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden könne, sei
großteils noch unklar. "In vielen Bereichen ist es möglich, andere
Technologien zu verwenden, die deutlich einfacher und günstiger
sind", so Klima.

Es gebe zwar einige erfolgversprechende Fallbeispiele, aber der
praktische Beweis für den entsprechenden Mehrwert sei teilweise noch
nicht vorhanden. Außerdem werde das Schlagwort "Semantic" häufig
verwendet, um Produkte interessanter und moderner erscheinen zu
lassen. "Die Qualität wird durch semantische Technologien teilweise
verbessert und die Nutzung erleichtert. Man sollte aber keine
übersteigerten Erwartungen haben", ist Klima überzeugt.

Viele Unternehmen noch nicht einmal im Web 1.0

Als "sehr komplex und noch im Fluss" beurteilte auch Vitus Piroutz
vom Beratungsunternehmen seeyou 3.0 das Thema Semantic Web. Dennoch
habe die Technologie das Potenzial, das Leben der Web-Benutzer
einfacher zu machen. Derzeit seien viele Unternehmen aber noch nicht
einmal im Web 1.0 angekommen und hätten auch keine Zeit, Inhalte mit
semantischen Informationen anzureichern.

Er erwartet, dass sich das semantische Web zuerst im
Unternehmensbereich etabliert und durch den Einsatz im Intra- und
Extranet die Produktivität der Mitarbeiter steigert. "Die inzwischen
auch schon angegrauten Visionen vom 'Das Netzwerk ist der Computer'
könnten mit der Web 3.0-Technologie als Basis jedoch Realität
werden", so Piroutz.

Großes Potenzial im E-Commerce-Bereich

Nicht mehr "Tausende Links, sondern konkrete Antworten bzw.
Angebote zu erhalten", erwartet sich Markus Linder,
Geschäftsführender Gesellschafter der Smart Information Systems GmbH,
vom Semantic Web. Dies sei vor allem für den E-Commerce-Bereich
interessant.

Firmen könnten Informationen, die auf ihrem Portal "schlummern",
aufbereiten und strukturiert online stellen. Andere Anbieter hätten
dann die Möglichkeit, diese Daten in ihr Angebot zu integrieren.
"Unternehmen sollten den rechtzeitigen Einsatz dieser Technologie
nicht verpassen, um die Vorteile der Web-Technologie der nächsten
Generation voll ausschöpfen zu können", erklärte Piroutz.

Allerdings sei die Entwicklung neuartiger Services sehr teuer.
"Alles wirkt schick und toll, aber damit Geld zu verdienen, ist ein
langer Weg", sagte Diana Sepetanc von Kapsch CarrierCom. Dem
Bestreben, den Alltag einfacher zu machen, müsste auch die
Bereitschaft, dafür zu bezahlen, gegenüberstehen.

Deutlich optimistischer gibt sich Semantic Web-Experte Pellegrini:
"Wenn sie auch in Zukunft im Web gefunden werden wollen und ihnen
daran liegt, mitzuentscheiden, wo sie gefunden werden und was von
ihnen gefunden wird, dann kommen sie am Semantic Web nicht vorbei."

Die Partner-Unternehmen der E-Business-Community sind:

- Capgemini Consulting Österreich AG www.at.capgemini.com
- diamond:dogs webconsulting GmbH www.diamonddogs.cc
- economyaustria economyaustria.at
- Hewlett-Packard www.hp.com/at
- IT Solution GmbH www.itsolution.at
- Kapsch CarrierCom AG www.kapsch.net
- Microsoft Österreich www.microsoft.com/austria
- NAVAX Consulting AG www.navax.at
- NextiraOne www.nextiraone.at
- seeyou 3.0 www.seeyou.at
- Telekom Austria www.telekom.at
- UC4 Senactive www.senactive.com
- WirtschaftsBlatt Verlag AG www.wirtschaftsblatt.at
- Wirtschaftskammer Österreich www.wko.at
- APA-MultiMedia multimedia.apa.at

Weitere Bilder unter:
http://pressefotos.at/m.php?g=1&u=43&dir=200908&e=20090827_e&a=event

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM/Original Bild
Service, sowie im OTS Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:
E-Business-Community
Barbara Rauchwarter
Tel.: +43/1/360 60-5700
E-mail: ebc@apa.at
http://ebc.apa.at

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