Wien (OTS) - Nicht nur klimatisch war der Sommer 1976 ein heißes
Pflaster. Auch gesellschaftspolitisch und kulturell brodelte es. Auf
der einen Seite riefen Coop Himmelb(l)au im Auftrag der Wiener
Festwochen den "Supersommer" ins Leben. Mit Ausstellungen im
öffentlichen Raum wollte man "ein Spielplatz für die Bürger" sein und
die Stadt von ihrer Versteinerung lösen. Exemplarisch am Wiener
Naschmarkt realisiert, sollten Installationen die Fantasie der
Stadtbewohner in Gang bringen.
Auf der anderen Seite stand die Arena-Besetzung, nicht subventioniert
und privat initiiert. Deren Forderung: mehr Freiraum und die
Ausdehnung denkmalgeschützter Agenden auf historische
Industriearchitektur.
Diese und weitere Aktionen des Supersommers 1976 haben im
heutigen Stadtbild unwiderruflich ihre Spuren hinterlassen und dienen
als Vorbild von Festivals und heutige Initiativen, so Christiane
Feuerstein und Angelika Fitz in ihrem Buch "Wann begann temporär?
Frühe Stadtinterventionen und sanfte Stadterneuerung in Wien".
Den Beweis bleiben die Autorinnen nicht schuldig: Gebiete wie
das Arena-Areal oder der Spittelberg - Ende der 60er noch
verwahrloste und vernachlässigte Ecken Wiens - verwandelten sich in
eine hippe Wohngegend bzw. progressive Veranstaltungs-Szene. In
beiden Fällen nicht durch stadtplanerische Weitsicht, sondern durch
private Initiativen von Künstlern und Intellektuellen, die bis heute
Früchte tragen. Mittlerweile zählt Neubau zu den begehrtesten und
teuersten Bezirken - nicht zuletzt aufgrund seiner erhaltenen
Altbauten. Hätte man nicht Engagement gezeigt, wäre der Bezirk in den
1970er Jahren neu entstanden. Nach heutigem Geschmack ein
zweifelhaftes Vergnügen. Und die Arena? Mit einem großen Open
Air-Areal bietet sie heute auch Platz für namhafte Bands und
Performances. Wobei man ursprünglich noch Größeres wollte. Besetzt
wurde zuerst der um ein Vielfaches größere Auslandschlachthof.
Geblieben ist das heutige Gebiet - der damalige Inlandsschlachthof -
der den Besetzern als Kompromiss zuerkannt wurde.
Aber nicht nur die wilden 70er werden in dem Buch beleuchtet,
auch frühere "Stadtinterventionen" finden Erwähnung. Darüber hinaus
wird - auch anhand internationaler Vergleiche - das Zusammenspiel
langfristiger Stadtplanungen und kurzzeitiger Aktionen zur
Stadtgestaltung thematisiert.
Fazit: Ein interessanter Rück- und Einblick in die Anfänge der
"Stadtevents" und ihrer Auswirkungen. Nicht nur für die 68er
Generation.
"Wann begann temporär? Frühe Stadtinterventionen und sanfte
Stadterneuerung in Wien" von Christiane Feuerstein und Angelika Fitz,
erschienen im Springer Verlag (www.springer.at), Wien 2009, Preis:
29,95 Euro, ISBN Nummer 978-3-211-79167-7 (Schluss) kad
Rückfragehinweis:
PID-Rathauskorrespondenz: www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/ Mag. Erwin Kadlik Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (MA 53) Telefon: 01 4000-81083 E-Mail: erwin.kadlik@wien.gv.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NRK