- 30.07.2009, 17:00:10
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"Vorarlberger Nachrichten" Kommentar: "Gut bezahlt und ahnungslos" (Von Kurt Horwitz)
Ausgabe vom 31.07.2009
Wien (OTS) - Bis zu ihrer Pensionierung waren sie
bestqualifizierte und gut bezahlte Bankmanager, Finanzexperten oder
Abteilungsleiter großer Betriebe. Jetzt sind sie Funktionäre des
"Schutzverbandes der Pensionskassenberechtigten" und jammern zum
Steinerweichen.
Sie fühlen sich von ihren früheren Arbeitgebern (von AEG über
Creditanstalt, BankAustria, Erste Bank, ORF oder Schoellerbank bis
Siemens) übervorteilt. "Hunderttausende Leistungsträger" müssten
Verluste bis zu 45 Prozent der Betriebspensionen hinnehmen, weil
ihnen "unter Aufsicht des Staates das Kapitalmarktrisiko
aufgezwungen" wurde. Jetzt soll der Staat - also die Gemeinschaft
aller Steuerzahler - für ihre Verluste einspringen.
Zynischer geht es wohl nicht mehr: Mitte der neunziger Jahre haben
Banken und andere Großbetriebe ihre Pensionszusagen an Pensionskassen
ausgelagert. Dabei wurden unrealistisch hohe Ertragserwartungen
zugrunde gelegt. In der Creditanstalt beispielsweise wurde ein
jährlicher Ertrag von 7,5 Prozent unterstellt. Der Betriebsrat war
einverstanden.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass das Traumzahlen waren. Die
Pensionskassen haben von 1991 bis 2008 nur 5,7 Prozent
Durchschnittsertrag erzielt. Das verursacht hohe Differenzen zwischen
prognostizierten und ausbezahlten Betriebspensionen.
Unschuldig zum Handkuss gekommen sind jene Mitarbeiter, die
Fachleuten vertraut haben: Dem Management, Abteilungsleitern,
Funktionären und dem Betriebsrat. Diejenigen, die jetzt am lautesten
schreien, haben zwar auch Verluste erlitten, sind daran aber alles
andere als unschuldig.
Zumindest für Bank- und Finanzmanager muss sogar eine Gegenfrage
erlaubt sein: Wenn sie sich in eigener Sache so ahnungslos geben -
wie gut waren dann ihre Ratschläge und wie haben sie mit fremdem Geld
gewirtschaftet?
Der einzige Vorwurf, den man dem Staat machen kann: Es wurden zu hohe
Gewinnerwartungen und zu riskante Anlagestrategien genehmigt.
Aber hätte die Finanzmarktaufsicht kippen sollen, was "Bankmanager in
leitender Funktion" (so die Eigendefinition eines Geschädigten)
anstandslos akzeptiert haben? Warum haben die jetzigen Schreihälse
nicht schon lautstark protestiert, als ihnen unrealistisch hohe
Gewinnerwartungen aufs Auge gedrückt wurden?
Viele unter den 550.000 Beziehern von Betriebspensionen sind
unschuldig zum Handkuss gekommen - ebenso wie viele hunderttausend
Sparer, die unrealistischen Versprechen von Vermögensberatern und
Bankangestellten geglaubt haben.
Trotzdem wäre es falsch, Verluste auf die Steuerzahler abzuwälzen.
Die Entscheidung der Regierung war richtig, in Zukunft vorsichtigere
Anlagestrategien und höhere Risikorückstellungen vorzuschreiben, die
eingetretenen Verluste aber nicht durch Staatszuschüsse zu
kompensieren.
Rückfragehinweis:
Vorarlberger Nachrichten, Chefredaktion, Tel.: 0664/80588382
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