- 29.07.2009, 10:00:00
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Gaunerzinken: Geheime Zeichensprache der Einbrecher
Mit wenigen Linien und Kreisen hinterlassen Kriminelle Hinweise, um Informationen über die Bewohner und die Gefahren eines Hauses oder einer Wohnung auszutauschen.
Wien (OTS) - Sie fallen kaum auf: kleine Markierungen an
Hauswänden, Türen, bei Gegensprechanlagen, Briefkästen oder an
Zäunen. Gemeint sind sogenannte Gaunerzinken, die von manchen
Einbrechern gezeichnet und gedeutet werden. "Gaunerzinken sind
einfache Zeichen und Symbole mit wenigen Linien und Kreisen, die für
Kriminelle eine bestimmte Bedeutung haben. So kann miteinander über
ein Haus, die Schutzvorrichtungen und seine Bewohner kommuniziert
werden, ohne dass diese es mitbekommen", erklärt Mag. Birgit
Zetinigg, Leiterin des Bereichs Eigentum & Feuer im Kuratorium für
Verkehrssicherheit (KfV). Die Zeichen können sich auch an Komplizen
richten und darüber informieren, welche Gefahren zu erwarten sind,
z.B. ob es einen bissigen Hund oder eine Alarmanlage gibt. "In Banden
kundschaftet beispielsweise zunächst eine Person die Tatgelegenheiten
aus und teilt dann Mittätern oder anderen Einbrechern die
Erkenntnisse über Markierungen mit."
Nicht nur Kriminelle nutzen Geheimsprachen an Wohnobjekten
Ihren Ursprung haben die Gaunerzinken im "Rotwelschen", einer
Gauner-Geheimsprache, die im zwölften Jahrhundert entstand.
Kriminelle nutzten diese Sprache, um sich unerkannt über
bevorstehende Taten unterhalten zu können. Im 16. Jahrhundert
entwickelten sich daraus grafische Darstellungen, die an ein
bestimmtes Haus angebracht wurden, um anzuzeigen, wann dieses
ausgeraubt oder angezündet werden soll. Sie wurden vor allem mit
Kreide oder Kohle an die Wände gemalt oder eingeritzt und sind die
Grundlage der auch heute noch verwendeten Gaunerzinken. Nicht nur
Kriminelle machen sich die Zeichensprache zunutze: Auch manche
Bettler, Vertreter von religiösen Gruppierungen, Vertreter und
Prospekt-Verteiler hinterlassen sich gegenseitig Zeichen. Ein
modernes Phänomen ist das sogenannte "War Chalking". "Hier wird mit
Kreide an ein Haus gezeichnet, dass es z.B. einen ungeschützten
WLAN-Zugang in Reichweite gibt, der angezapft werden kann."
Was tun, wenn man einen Gaunerzinken entdeckt?
"Am besten ist es, derartige Zeichen zu entfernen und sich mit seinen
Nachbarn darüber auszutauschen, denn möglicherweise haben diese an
einer anderen Stelle ähnliche Zeichen entdeckt oder werden dadurch
zumindest auf diese aufmerksam", meint Zetinigg.
Rückfragehinweis:
Bakk.phil. Elisabeth Gerstendorfer Kuratorium für Verkehrssicherheit Marketing & Kommunikation Tel.: 05 77 0 77-1906 E-Mail: elisabeth.gerstendorfer@kfv.at www.kfv.at
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