- 30.06.2009, 16:05:00
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"KURIER"-Kommentar von Anneliese Rohrer: "Verantwortung, was soll das bitte sein?"
In Politik und Medien muss kaum jemand Rechenschaft ablegen.
Wien (OTS) - Was ist die sinnloseste und/oder überflüssigste Frage
in Österreich? Einfache Antwort: Wer trägt die Verantwortung? Auf
eine solche Frage im Zusammenhang mit dem nun angeordneten Baustopp
des Skylink am Wiener Flughafen erklärte zum Beispiel Flughafen-Boss
Herbert Kaufmann im ORF-Mittagsjournal: Man habe sich eben auf die
Suche begeben - nach den Verantwortlichen für jene
"Fehleinschätzungen", die zu einer Verdoppelung der Kosten und einer
Verzögerung von etwa vier Jahren geführt haben.
Nun verlieren sich solche Suchaktionen meist im Dschungel
politisch und parteipolitisch motivierter Entscheidungen und führen
selten bis nie zu den wirklich Verantwortlichen. Dabei wäre es im
Fall des Flughafen Terminals durchaus von öffentlichem Interesse, wer
sich da für rund 130 Millionen Euro an Honoraren von Beratern zu
einem solchen Desaster überreden ließ.
S wie Skylink und Skandal ist aber nur eine aktuelle Chiffre.
Auch den Niedergang der AUA, deren Verkauf an die Lufthansa derzeit
die EU in Verwirrung stürzt, muss ja irgendjemand zu verantworten
haben: Politiker, die weit zurückliegend falsche
Personalentscheidungen getroffen haben oder lange die drohende
Katastrophe nicht zur Kenntnis nehmen wollten, die ÖIAG, einzelne
Aufsichtsräte - man kann es sich aussuchen.
Oder wer hat den größten Verlust einer österreichischen Bank in
der Höhe von 2,6 Milliarden Euro (nein, es ist nicht die Bawag!) zu
verantworten? Die Kommunalkredit ist hochriskante
Spekulationsgeschäfte eingegangen. Kreditwütige Bürgermeister (wer?),
"unzuständiger" Vorstand (Unterrichtsministerin Claudia Schmied?),
blinde und taube Aufsichtsräte (wer?). Nur keine dummen Fragen ...
Aber es gibt auch weniger (steuer-)geldintensive Bereiche, in
denen aus Gründen der politischen und medialen Hygiene die Frage nach
der Verantwortlichkeit zu stellen ist. Jeder Journalist, der Stefan
Petzner im Zusammenhang mit Jörg Haiders Unfalltod von
internationalen Finanzkreisen und der US-"Ostküste" schwafeln lässt,
ohne vor einer Veröffentlichung auf Fakten zu bestehen; jede
Moderatorin, die Ernst Strasser über die ÖVP als "Feuermauer gegen
Rechts" faseln lässt, ohne die Zuseher an die Zuneigung der ÖVP zur
FPÖ ab 2000 zu erinnern; jeder Medien-Werktätige, der die
sinnentleerten Auslassungen eines Zeitungsherausgeber zum Maß allen
politischen Geschehens hochstilisiert, ohne dem Publikum die
Bedeutungslosigkeit von Liebesentzug und Liebesbeweis Hans
Dichands zu erklären, trägt Verantwortung für den geballten
Schwachsinn, der da in Form von verkapptem Antisemitismus, offener
Unverfrorenheit und greisen Machtfantasien an die Öffentlichkeit
dringt.
Verantwortung heißt, für die Folgen eigener oder fremder
Handlungen Rechenschaft abzulegen. Weil aber die Frage danach meist
auf Unverständnis und Fassungslosigkeit stößt, kann es sich nur um
ein Fremdwort handeln. Sprachhilfe dringend benötigt.
Rückfragehinweis:
KURIER
Innenpolitik
Tel.: (01) 52 100/2649
innenpolitik@kurier.at
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