• 30.06.2009, 10:20:45
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ÖAMTC-Erhebung: Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung ist gang und gäbe

Autofahrer kennen die Gefahr der Ablenkung und bagatellisieren sie

Wien (OTS) - Das Handy zwischen Schulter und Wange eingeklemmt,
die linke Hand am Lenkrad, die rechte am Schaltknüppel - ein
Klischee? Seit 1. Juli 1999 wird das Telefonieren am Steuer mit einem
Mobiltelefon ohne Freisprechanlage während des Autofahrens
sanktioniert. Wer erwischt wird, zahlt heute 50 Euro Strafe.
Anlässlich des Jubiläums hat der ÖAMTC eine Erhebung unter mehr als
4.000 Autofahrern durchgeführt. Ziel war es, zu überprüfen, wie viele
Fahrer sich an das Verbot halten und welche Faktoren das Verhalten
beeinflussen können. Fazit: "Knapp 220 der 4.000 beobachteten Fahrer
telefonierten mit Handy am Ohr ohne Freisprecheinrichtung", berichtet
ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Das entspricht über
fünf Prozent. Die Mehrheit dieser Telefonierer war männlich (63
Prozent). Beobachtet wurden vorbeifahrende Lenker, jeweils eine
Stunde an zehn ausgesuchten Stellen, in Wien und Niederösterreich, in
den Morgen- bzw. frühen Nachmittagsstunden, bei Regen und Sonne. Aus
der ÖAMTC-Erhebung ergibt sich folgendes Bild:

* Bei Autobahn Ein- und Ausfahrten gab es über sieben Prozent
"Handy-am-Ohr"-Fahrer, hier waren 41 Prozent davon Frauen.
"Reizärmere Verkehrsflächen mit wenigen Ampeln, Zebrastreifen oder
Fußgängern regen augenscheinlich mehr zum Telefonieren an", erklärt
die ÖAMTC-Expertin.

* An stark frequentierten Schulwegen, mit forderndem
Verkehrsumfeld (Zebrastreifen, Schülerlotse, viele Kurzanhalter, die
ihre Kinder aussteigen lassen) und Regenwetter reduzierten Lenker nur
in geringem Ausmaß ihre Handybenützung im Auto. "Über vier Prozent
der Fahrer hatten das Handy am Ohr, trotz vieler Kinder auf der
Straße", bemerkt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin.

* Stresszonen Gürtel oder innere Stadt: Zehn Prozent telefonierten
trotz Engstellen und hektischen Verkehrsgeschehens ohne
Freisprecheinrichtung. Das ist im Verhältnis zum Gesamtergebnis der
Spitzenwert der ÖAMTC-Momenterhebung.

* Eine schlechte Wettersituation wirkt sich nicht nennenswert auf
das Telefonierverhalten im Auto aus.

Das Auto mutiert zur fahrenden Telefonzelle, Ablenkung führt
zu Unfällen

Die Hauptunfallursachen sind Unachtsamkeit und Ablenkung und haben
im Vorjahr 80 Österreichern im Straßenverkehr das Leben gekostet.
"Das sind die offiziellen Zahlen des Bundesministeriums für Inneres,
die Dunkelziffer ist jedoch viel höher", betont die ÖAMTC-Expertin.
Auch Handys stellen eine erhebliche Ablenkung dar. Nichtsdestotrotz
steigt die Zahl derer, die im Auto ohne Freisprecheinrichtung
telefonieren, stetig an. Vergangenes Jahr haben etwa 116.000
Österreicher ein Organmandat oder eine Anzeige für Telefonieren ohne
Freisprechanlage im Auto kassiert. Im Jahr 2007 waren es ca. 95.000,
im Jahr zuvor noch rund 86.000 "Handy-am-Ohr"-Telefonierer. Nicht
betroffen vom sogenannten "Handyverbot" sind Fußgänger und Radfahrer.
Radfahrer können jedoch sehr wohl belangt werden, wenn sie aufgrund
der Ablenkung durch das Telefonieren einen Fahrfehler begehen.

ÖAMTC-Blitzumfrage: Autofahrer sehen der Gefahr telefonierend
ins Auge

Eine ÖAMTC-Blitzumfrage im vergangenen Jahr unter 552 Personen
gibt Aufschluss über deren Einstellung zu Ablenkungen und
Unachtsamkeit im Straßenverkehr. "Telefonieren mit dem Handy während
der Fahrt" wurde spontan als häufigster Grund zur Ablenkung genannt.
Rund ein Viertel der Befragten gaben an, das Handy fast immer während
der Fahrt zu nutzen (telefonieren und SMS). 11 Prozent gestanden,
deshalb schon in brenzlige Situationen geraten zu sein. Nur 55
Prozent der Vielfahrer verwenden eine Freisprechanlage. Bei denen,
die das Auto mehrmals pro Woche nützen, sind es sogar nur 49 Prozent.
"Es ist die Tendenz zu beobachten: Je seltener Menschen mit dem Auto
fahren, desto seltener verwenden sie eine Freisprechanlage", zeigt
die ÖAMTC-Verkehrspsychologin auf.

Plaudertaschen fahren schlechter - ÖAMTC-Tipps fürs
Telefonieren im Auto

* Für Telefonate den Fließverkehr verlassen, am besten einen
Parkplatz anfahren.

* Ankommende Anrufe nicht annehmen, sondern auf die Mobilbox
umleiten. Auch Telefonieren mit der Freisprecheinrichtung lenkt vom
Verkehrsgeschehen ab.

* Wichtige Geschäftstelefonate während der Autofahrt besser
unterlassen. Sie dauern länger, weil man öfter wiederholen oder
nachfragen muss. Verteuernde Nachfolgetelefonate werden öfters nötig,
weil man nicht alles richtig erfasst hat. Da die Konzentration auf
zwei Tätigkeiten geteilt wird, kommt es leichter zu Fehlern in der
Schaltzentrale Gehirn. "Man hat gleichzeitig zwei Bilder im Kopf: ein
reales Bild von der Fahrt und das vom Telefonat", sagt die ÖAMTC-
Verkehrspsychologin.

* Verantwortungsbewusst mit Telefonaten während der Fahrt umgehen
- riskante Fahrsituationen können rasch entstehen. "Man sollte
überlegen, ob man immer und allerorts für jeden erreichbar sein
muss", empfiehlt Seidenberger.

In Richtung EU-Kommission und Autoindustrie schickt die
ÖAMTC-Expertin den dringenden Appell, hochqualitative
Freisprechanlagen serienmäßig in alle Autos einzubauen, vom
Kleinwagen bis zur Luxuslimousine. Sie sollen für alle gängigen
Handymarken kompatibel sein und nicht innerhalb einer kurzen Zeit
veralten. "Ein Stöpsel im Ohr und ein Schnürl am Hals des Fahrers mit
einem Mikrofon daran kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Schließlich gilt es, die Gefahrenpotenziale auf der Straße auf ein
Minimum zu reduzieren", sagt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin
abschließend.

Rückfragehinweis:
ÖAMTC-Öffentlichkeitsarbeit
Eva Käßmayer
Tel.: +43 (0) 1 711 99-1218
mailto:pressestelle@oeamtc.at
http://www.oeamtc.at

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