- 29.06.2009, 17:44:36
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Wiener Zeitung: Unterbergers Tagebuch: "Rrrumm, Rrrumm"
Ausgabe vom 30. Juni 2009
Wien (OTS) - Selbst das grausliche Wetter hätte einige nette
Abendstunden erlaubt. Wäre da nicht das ewige "Rrrumm, Rrrumm" des
SPÖ-Festes gewesen, das wie ein Artilleriebeschuss über einer
belagerten Stadt lag. Und hätte es nicht noch eine andere Pein
gegeben: den Anruf über einen Einbruch im Nachbarhaus eines Freundes,
während die Mutter mit zwei Kindern im Obergeschoß schlief.
Einer von zehntausenden Einbrüchen alleine heuer. Jeder einzelne
versetzt eine vielfache Zahl von Bürgern in einen gar nicht mehr
gutbürgerlichen Aggressionszustand. In dem sie dann voll Zorn darüber
räsonieren, wofür Steuergeld ausgegeben wird und wofür nicht. Keines
gibt es etwa für eine Stadtwache, welche die Polizei von fader
Bürokratie entlasten würde. Viel Geld (und gleichzeitig die Befreiung
von allen Lärmschutzregeln) gibt es hingegen für Partei und
zugehörige Feste.
Freilich: Auch mit Stadtwache, 1000, 2000 oder 3000 Polizisten
mehr (warum fordert eigentlich keine Partei 10.000?) wäre es nicht
sicher, dass die Exekutive den mühsamen Kampf gegen die Diebsbanden
aufnimmt. Denn auch in ihrem angeblich so arg unterbesetzten Zustand
spielt die Exekutive viel lieber mit ihren Radarpistolen. So sieht
man an Sonntagen um sieben Uhr Früh (!) stämmige Polizisten vor dem
Museumsquartier auf der Lauer, ob irgendein einsames Auto auf dem
sichersten Straßenstück Österreichs schneller als 50 km/h fährt. (Um
keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Der Tagebuchautor, die
umsatzorientierten Gelüste der Polizei kennend, wurde dort nie
erwischt.)
Fügt man diese und andere Mini-Puzzlesteine zusammen, dann zeigt
das Bild eine rapide Entfremdung zwischen dem, was die Bürger drückt,
und dem, was Politik und Verwaltung treiben. Dazu gehört übrigens
auch die Vergabe teurer Studien weltfremder Professoren, die rätseln,
warum die Menschen der Demokratie überdrüssig werden . . .
*
Apropos: Nicht nur bei der Exekutive (würde sie nur richtig
geführt), sondern auch bei der Justiz ist mehr Personal nötig. Denn
was helfen tausende Polizisten mehr, wenn die von ihnen (hoffentlich)
ergriffenen Täter dann keinen funktionierenden Gerichten zugeführt
werden können? Oder nur der niemanden abschreckenden "Diversion",
einer anderen Idee weltfremder Professoren.
http://www.wienerzeitung.at/tagebuch
Rückfragehinweis:
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Tel.: 01/206 99-478
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