• 04.06.2009, 09:10:09
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  • OTS0026 OTW0026

MOEL im Sog der Krise

(OTS) - Die mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL) gerieten
September 2008 in den Sog der weltweiten Wirtschaftskrise. Das
Zusammentreffen einer Erschwerung des Zugangs zu Krediten mit dem
Konjunktureinbruch auf den Hauptabsatzmärkten beeinträchtigte die
Entwicklung des realen Sektors der MOEL erheblich. Das zeigt die
Analyse der Wirtschaftslage in den MOEL durch das Wiener Institut für
internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), die das WIFO in seinem
jüngsten Monatsbericht publiziert.

In einigen Ländern kamen weitere Belastungen dazu, etwa die
rückständige Exportstruktur in Russland und der Ukraine, die
ausländische Finanzierung eines beträchtlichen Teils der
inländi-schen Nachfrage sowie ein hoher Refinanzierungsbedarf im
Bereich der Auslandsschulden speziell in den baltischen Ländern, in
Ungarn, Bulgarien und Kroatien. Zwischen Oktober 2008 und März 2009
brachen die Industrieproduktion, die Warenexporte und importe der
MOEL ein. Die Industrieproduktion verringerte sich vor allem in jenen
MOEL erheblich, in denen die von der Weltwirtschaftskrise besonders
betroffenen Branchen (z. B. Auto- und Stahlindustrie) großes Gewicht
haben (Tschechien, Slowakei, Ukraine) oder deren Wirtschaft bereits
vor September 2008 gelahmt hatte (Ungarn, baltische Länder). Das
reale BIP der Region dürfte im I. Quartal 2009 im Vorjahresvergleich
deutlich abgenommen haben.

Mit Ausnahme von Russland war die Leistungsbilanz in den letzten
Jahren in allen MOEL nega-tiv zum Teil in hohem Ausmaß (speziell in
den baltischen und südosteuropäischen Ländern). Die Finanzierung
solcher Defizite dürfte auf absehbare Zeit deutlich erschwert sein.
Der Rück-gang des BIP bewirkte in der Regel bereits eine Verbesserung
der Handels- und Leistungsbilanz. In einigen Ländern (Polen,
Tschechien, Ungarn, Rumänien, Serbien, Türkei, Russland, Ukraine)
brachte die Krise eine deutliche Abwertung mit sich, die im Laufe des
Jahres 2009 einen zusätzlichen positiven Effekt auf die Handels- und
Leistungsbilanz haben dürfte. In jenen Ländern, in denen der Anteil
der Fremdwährungsverschuldung hoch ist (Ungarn, Rumänien, Ukraine),
setzt sie allerdings gleichzeitig viele private Haushalte und
Unternehmen vermehrt unter Druck. Hingegen kann sich die Handels- und
Leistungsbilanz der Länder mit fixem Wech-selkurs zum Euro nur
verbessern, indem sich die Importe über eine starke Dämpfung der
heimi-schen Nachfrage verringern oder die Wettbewerbsfähigkeit
aufgrund einer Steigerung der Arbeitsproduktivität und Verringerung
der Nominallöhne (baltische Länder) zunimmt.

In den MOEL wird "Deficit Spending" überwiegend skeptisch gesehen,
und zum Teil wäre es auch schwierig, die erforderlichen Mittel
aufzubringen (insbesondere in Ungarn, der Ukraine und den baltischen
Ländern). Das Volumen gezielter fiskalpolitischer Konjunkturprogramme
ist deshalb mit Ausnahme von Russland gering. Industrieproduktion und
Exporte dürften sich im I. Quartal 2009 auf niedrigem Niveau
stabilisiert haben. Sollte diese Flaute länger anhalten, dann wird
sich die Arbeitslosigkeit weiter erhöhen, und auch die
Budgetbelastung wird stei-gen. Eine Rückkehr zu hohen Wachstumsraten
ist im Allgemeinen nur im Zuge eines deutlichen weltweiten
Konjunkturaufschwungs wahrscheinlich.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht
5/2009 ( http://www.ots.at/redirect.php?wifo# )

Tabellen und Graphiken zu den Presseaussendungen des WIFO finden
Sie jeweils auf der WIFO-Website,
http://www.wifo.ac.at/wwa/jsp/index.jsp?&fid=12.

Rückfragehinweis:
Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche
Dr. Vasily Astrov, Tel. (1) 533 66 10/30, astrov@wiiw.at
Dr. Josef Pöschl, Tel. (1) 533 66 10/37, poeschl@wiiw.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WFO

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